Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe macht blind - manche bleiben es

Liebe macht blind - manche bleiben es

Titel: Liebe macht blind - manche bleiben es
Autoren: Christine Nöstlinger
Vom Netzwerk:
Koffer Marke „Russland-Heimkehrer“.
    Ich bin gewappnet auf des Partners Wiederkehr! Entrümpelst du mich, entrümple ich dich! Und des Ausganges dieser Aktion gewiss, hole ich mir den Zwetschkernen wieder aus dem Mistkübel.
    Wenn schon nicht, denn schon nicht! Und gar so lange, schließlich, dauert es bis zum nächsten Nikolotag auch nicht mehr.

Taschenproblem und Chancengleichheit
    Zu den vielen Dingen, die noch der Veränderung bedürfen, damit Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau herrschen kann, gehört ohne Zweifel das Oberbekleidungs-Taschenproblem.
    Wenn man Taschen – in oder an Kleidungsstücken – nicht nur als Zier, sondern als Behälter versteht, kann man keineswegs von Chancengleichheit für uns Frauen reden.
    Geht mein Mann – ohne Mantel – aus dem Haus, trägt er mindestens zehn dieser praktischen Behälter an sich. Herrenoberbekleidungserzeuger haben sie ihm liebevoll aufgesteppt oder eingeschnitten.
    Hosensäcke hinten und vorn, Sakkoinnentaschen, Sakkoaußentaschen und Sakkobrusttaschen, Hemdbrusttaschen und – wenn’s vornehm zugeht – Gilettaschen.
    Der bekleidete Mann ist total funktionsfähig! Zigaretten, Feuerzeug, Brillen, Schlüssel, Kugelschreiber, Messer, Behelfe zur Familienplanung, Kalender und noch etliches mehr führt er mit sich und hat trotzdem beide Hände frei.
    Frauen hingegen steppt man üblicherweise sinnlose Klappen an Jacken, unter denen sich gar nichts oder lächerliche Seidenbeutelchen befinden, die so seicht geschnitten sind, dass sie nicht einmal einen Schlüsselbund beherbergen können.
    Und die Hosen verpasst man uns so eng anliegend, dass Kleingeld, in eine Hosentasche versenkt, zwar schmerzhaft den Beckenrand drückend, latent seine Anwesenheit kundtut, aber – in der Straßenbahn etwa – zum Fahrscheinkaufen nicht verwendet werden kann, weil man es aus der „gutsitzenden Hose“ nicht rauskriegt; es sei denn, man benützte eine schlanke, lange Pinzette.
    Alles, was Männer griffbereit am Leib artig verteilt herumtragen, müssen wir Frauen in der Handtasche schleppen und werden dann mild belächelt, wenn wir emsig kramen und ewig nichts finden.
    Einziger Trost an der Sache ist, dass Taschen, besonders solche aus Futterstoff, ein kürzeres Leben haben als die Kleidungsstücke, in denen sie sich befinden. Eine Handvoll Kleingeld – zum Beispiel – macht einen Männerhosensack in kürzester Zeit funktionsunfähig.
    Aber echter Trost ist das auch nicht.
    Wer hockt schließlich da und flickt die Säcke und stellt damit die Chancenungleichheit wieder her?
    Wir taschenunterprivilegierten Frauen!
    Und jeder, der in regelmäßigen Abständen neue Säcke in Herrenhosen einzusetzen hat, weiß, dass einem diese Tätigkeit keinen Trost vermitteln kann.

Von Bröslern und Männchenmalern
    Es gibt Menschen, die stehen ein geselliges Beisammensein anscheinend nur durch, wenn sie dabei einer Nebenbeschäftigung nachgehen können. Während sie reden oder zuhören, müssen sie ihre Hände beschäftigen.
    Die simpelste Art von Nebenbeschäftigung ist das Zeichnen. Findet einer dieser Menschen einen Kugelschreiber oder einen Bleistift, beginnt er zu arbeiten. Männchen, Häuschen, Gartenzäune, Bäumchen, was der des Zeichnens Unkundige halt so schwer zuwege bringt, wird auf Papierservietten, Bieruntersetzer oder Zeitungsränder gemalt.
    Die Männchenmaler, so man sie als Gäste geladen hat, sind die, die kaum Arbeit machen. Mehr als ein hinterher leicht wegzuschaffender Haufen verkratzelter, verkritzelter Servietten kosten sie nicht.
    Viel problematischer aber sind die Leute, die ich die „Brösler“ zu nennen pflege. Gierig grapschen sie nach allem, was auf dem Tische liegt und zerbröselt werden kann. Flaschenkorken, Streichhölzer, Zahnstocher werden von ihnen auf winzige Partikel zerlegt und dann artig arrangiert.
    Während Freundin Adi angespannt ihrem Ehemann lauscht, macht sie aus Korkenbröseln ein Häuflein, macht dann aus dem Häuflein einen Miniwall, sucht nach Materialnachschub, zerbröselt noch einen Korken, verlängert den Miniwall zu einer Korkenbröselstraße, ist mit dem Verlauf der Straße nicht zufrieden und arrangiert um, und wenn man ihr dabei zuschaut, muss man annehmen, nichts auf der Welt ist ihr im Moment wichtiger als ihr Korkenbröselspiel.
    Aber noch irritierender sind die Leute, die aus Bierdeckeln Häuser bauen und das nicht wirklich gut können! Erkläre einmal einer einem die Weltlage, der andauernd nur „pscht!“ murmelt, weil er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher