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Liebe in Zartbitter

Liebe in Zartbitter

Titel: Liebe in Zartbitter
Autoren: Christa Dorn
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entgeht den Herren natürlich.
    „Vielen Dank“, antworte ich deshalb zahm.
    „Wo wir gerade bei Geständnissen sind...“, meldet sich Hendrik Würtz zu Wort, da habe ich auch einiges beizusteuern.“
    Bevor er beichtet, besorgen die Männer frische Getränke. Bier für sie, Kirschbier für mich und für Elena Wasser – was sonst?
    „Ich empfehle bei Kirschbier zu bleiben. Zwei, drei Flaschen dürften genügen, ich habe da meine Erfahrung“, flüstert der Reiseleiter dem Vize-Präsidenten zu, als sie zurück an den Tisch treten. Der nickt ganz ernsthaft, mir jedoch bleibt der Sinn der Worte verborgen.
    „Also, meine Damen“, beginnt Hendrik Würtz seine Beichte, „eigentlich sollte ich jetzt nicht hier, sondern mit der ‚Reisen bildet GmbH‘ in Madrid sein. Mein Freund Pieter Schucht aus der Geschäftsführung hatte mich darum gebeten, und ich habe zugesagt. Darum konnte ich dir nicht versprechen, dich in Brüssel zu besuchen, Schatz,  das wäre zeitlich nicht möglich gewesen“, wendet er sich zärtlich an Elena.
    „Ach Pascha, jetzt bist du ja da!“, flüstert sie und schenkt ihm ein strahlendes Lächeln, während sie näher an ihn heranrückt.
    „Vorgestern früh um halb vier hat Pieter erfahren, dass ein Reiseleiter abgesprungen und damit eine seiner Touren gefährdet ist. Das hat all unsere Pläne umgeworfen und ich habe mich zähneknirschend bereiterklärt, auf die Spanienfahrt mit ihm zu verzichten und stattdessen die Belgien-Route zu begleiten.“
    Diese Erklärung ist für mich bestimmt.
    „Aber im Reiseunternehmen gibt es keinen Mitarbeiter namens Hendrik Würtz, ich habe mich erkundigt“, werfe ich zögernd ein.
    Der lacht auf.
    „Ja, da haben Sie prompter reagiert, als mir lieb war“, gibt er zu. „Überhaupt haben Sie während der Hinfahrt alles gut und richtig gemacht, obwohl ich so eklig zu ihnen war, Fräulein Lena. Aber einerseits gehörte das zu meinem Plan, andererseits hat mich Ihre Ähnlichkeit mit Elena total verwirrt.“
    Jetzt verstehe ich gar nichts mehr und sage ihm das auch.
    „Ich heiße tatsächlich Hendrik Würtz.“
    Mit ein paar Sätzen klärt er mich über seine Identität und seine Mission auf: Als Juniorchef eines großen Reiseveranstalters hat er die Leistungen der angeschlagenen „Reisen bildet GmbH“ unerkannt testen sollen, um einen Teil der Unternehmen möglicherweise später zu übernehmen. Ausgemacht war dafür die längere Spanien-Tour. Doch auf Schuchts Bitte hat er auf die Brüssel-Tour gewechselt, nicht nur als Beobachter, sondern als zweite Begleitperson an Bord.
    „Wenn Sie wollen, stelle ich Ihnen das allerbeste Zeugnis aus, Fräulein Lena. Sie sind eine perfekte Reiseleiterin“, beendet er seine Erklärung. „Als Sie nach dem Ausbleiben der Answalts plötzlich in diese undurchsichtige Sache, die eigentlich Elena betraf, hineingezogen wurden, habe ich mir Sorgen gemacht. Und Fritze erst! Der ist richtiggehend verzweifelt gewesen.“
    Als Würtz dessen Auftritt am frühen Morgen schildert, bekomme ich Gewissensbisse. Mit einem Zug kippe ich aufgeregt das ganze Kirschbier hinunter.
    „Wenn ich nicht so sturköpfig gewesen wäre und darauf beharrt hätte, unbedingt meine Tasche aus dem Reisebus zu holen, wäre vielleicht gar nichts passiert“, werfe ich kleinlaut ein.
    „Non, non, das dürfen Sie nicht sagen“, protestiert André de Marville, der bisher amüsiert den Dialog zwischen mir und Würtz verfolgt hat. „Sie haben unbeabsichtigt abgelenkt die Ganoven von Mademoiselle Boyer, und wer weiß, wo mich die Kerle entsorgt hätten, wenn ihnen nicht der Reisebus gefallen wäre in die Hände.“
    Jetzt sieht ihn das Paar Boyer-Würtz fragend an. Diesen Teil unserer Geschichte kennen sie noch nicht.
    Der Vize-Präsident lässt sich nicht lange bitten, sie aufzuklären. Es ist mir fast peinlich, wie er meine Aktivitäten bei der Befreiung aus dem Bus und danach herausstreicht.
    „Ich konnte ihr kaum helfen, denn ich leide an latenter Klaustrophobie, deshalb benutze ich auch nie den Fahrstuhl im Parlamentsgebäude. Ich weiß nicht, was wäre geschehen, wenn ich den engen Raum gesehen hätte, in den wir waren eingesperrt“, bekennt er. „Doch zum Glück es war dunkel.“
    „Oh, meine Liebe, da sind Sie aber mutig gewesen. Ich wäre sicher vor Angst gestorben!“
    Erst jetzt scheint Elena Boyer richtig zu begreifen, dass eigentlich sie es war, die im Fokus der Gangster gestanden hat. Sie drückt mir die Hand und schmiegt sich dann ängstlich
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