Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe in Zartbitter

Liebe in Zartbitter

Titel: Liebe in Zartbitter
Autoren: Christa Dorn
Vom Netzwerk:
los!“

XXXIV.
     
    Die belgischen Pommes Frites schmecken tatsächlich phantastisch. Nach einer Riesenportion mit vorzüglich gewürzten Soßen, geht es mir bedeutend besser, als noch eine halbe Stunde zuvor.
    Verstohlen habe ich den Knopf des Rocks geöffnet und den Reißverschluss etwas aufgezogen, sonst hätte ich keinen einzigen Bissen heruntergebracht.
    Ich werfe einem Blick in die Runde. Am Imbiss-Stand herrscht Gedränge, die Verkäufer haben alle Hände voll zu tun, alle Wünsche der nicht abreißenden Warteschlange zu erfüllen. Auf den Bänken neben uns sitzen Leute aller Altersgruppen. Touristen, die  die belgische Spezialität mit Genuss vertilgen. 
    Gedankenverloren nehme ich einen Zug aus dem Pappbecher.
    Kirschbier kann man sicher stilvoller servieren, doch ich habe gewaltigen Durst, da kümmert mich das nicht weiter. Selbst mein Begleiter stört sich nicht daran und schüttet ein Bier in sich hinein.
    Obwohl wir uns anschweigen, fühle ich mich weder unbehaglich noch einsam.
    „Rücken Sie ein bisschen zusammen, dann finden wir auch noch ein Plätzchen“, dringt plötzlich die muntere Stimme von Hendrik Würtz  an mein Ohr. Er ist in Begleitung der Referentin. Unwillkürlich zucke ich zusammen. Was will er hier, und warum hat er diese Elena Boyer mitgebracht? Ich vergegenwärtige mich ihrer wütenden Blicke im Konferenzsaal. Muss ich mich jetzt etwa erneut rechtfertigen? 
    Sie nickt mir unerwartet freundlich zu.
    „Sie sind also Fräulein Bauer. Hendrik hat mir alles über Sie erzählt.“
    Alles? Das wüsste ich aber.
    „Soll ich dir eine Portion Pommes mitbringen, Schatz?“, fragt er und ich stutze.
    „Auf keinen Fall diese fettigen Dinger!“, murmelt seine Begleiterin entsetzt. „Ich hätte gern einen frischen Salat mit Schafskäse oder Thunfisch, wenn die sowas anbieten. Sonst nur ein Wasser!“
    War ja klar, denke ich. Anders kann man seine XS-Figur kaum erhalten. Für mich wäre der totale Verzicht auf alles, was irgendwie ansetzen kann, eine Strafe.
    André de Marville schaut abwechselnd mich und Elena Boyer an, als könne er unsere Ähnlichkeit noch immer nicht fassen.
    „Wenn Sie mich nicht hätten darüber aufgeklärt, und ich nicht selbst hätte miterlebt einen Teil, ich würde es nicht glauben“, bemerkt er in Richtung Würtz, der, mit einer doppelten Portion Fritten und einem winzigen Salatteller in den Händen, am Tisch Platz nimmt.
    „Werden Sie die Polizei verständigen? Ich meine, was da passiert ist, war doch eine kriminelle Handlung, womöglich mit politischem Hintergrund?“, fragt er kauend den Vize-Präsidenten.
    Der winkt zu meiner Erleichterung ab.
    „Warum die Angelegenheit nachträglich hängen an die große Glocke? Darüber freut sich nur die Sensationspresse. Die Anhörung ist gegangen erfolgreich über die Bühne. Nur das war wichtig. Den kleinen Zwischenfall mit den beiden Referentinnen werde ich klären intern. Doch was sollte ich erzählen der Polizei ohne mich zu machen lächerlich? Ich habe keinen der Entführer erkannt. Sie etwa?“
    Die Frage gilt mir.
    Ich schüttele den Kopf.
    „Es waren zwei. Doch einer hatte das Gesicht verhüllt und den anderen habe ich nur sprechen hören. Auf Französisch“, seufze ich.
    André de Marville lächelt.
    „Die Polizei wird – nach einem anonymen Hinweis – finden den Bus, den Schaden zahlt die Versicherung, und das war’s. Ein simpler Fall von erfolglosem Car-Napping, weil sich die Gangster nicht haben gemeldet. Diese Version ist für alle Beteiligten das Beste, nehme ich an.“
    Ich sehe das zertretene Schloss der Kofferraumklappe und die zerstörte Fensterscheibe in Fritzes Bus vor mir und fühle, wie mir das Blut ins Gesicht steigt.
    Elena Boyer scheint die ganze Sache nicht sonderlich zu interessieren. Sie hat ihren Salat gemampft und betrachtet mich seit einer Weile eingehend, doch um unsere Ähnlichkeit geht es ihr dabei wohl weniger.
    „Hübsches Outfit, das Sie tragen, ich besitze ein ganz ähnliches“, wendet sie sich schließlich an mich, und ich bin sicher, mit ihren Adleraugen hat sie bemerkt, wie eng alles sitzt. Zu eng.
    Mir ist jetzt schon alles egal. Mehr zu versauen, als ich es heute getan habe, gibt es ohnehin nicht.
    Zum Vergnügen der beiden Männer kläre ich sie darüber auf, dass es tatsächlich ihre Klamotten sind, und wie ich dazu gekommen bin.
    „Wenn Ihnen die Sachen passen, würde ich sie ihnen schenken“, nimmt sie mein Geständnis anscheinend mit Humor. Die kleine Spitze
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher