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Liebe gegen jede Regel

Liebe gegen jede Regel

Titel: Liebe gegen jede Regel
Autoren: Andrew Grey
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Bahnhofshalle ist wie immer eine Menge los. Reisende und Pendler hasten zwischen den Gleisen hin und her. Manche haben es unheimlich eilig, andere trödeln und stehen etwas verloren im Weg herum. Immer wieder schallen Lautsprecherdurchsagen durch die Luft. An den zahlreichen Imbissständen haben sich längere und kürzere Schlangen gebildet. Die müden Menschen sehnen sich nach einem heißen Kaffee.
    Auch ich steuere hungrig einen kleinen Laden am hinteren Ende der belebten Halle an. Starbucks. Total überteuert, aber sehr lecker. Hier hole ich mir jeden Morgen meinen Kaffee und ein Sandwich.
    Der Geräuschpegel und der hektische Betrieb der Halle verstummen, als sich die Eingangstür des Coffeeshops hinter mir schließt.
    »Morgen«, sage ich und nicke dem Typen zu, der hinter der langen Theke steht und gerade eine Kundin bedient.
    »Morgen, Max.« Der Mann lächelt mich an. Er hat nicht einmal aufgeschaut. Ist nicht nötig, er weiß auch so, dass ich es bin. »Der Mensch ist ein extrem wetterfühliges Wesen«, sagt er nun zu der Kundin. »Man kann es nicht bestreiten. Es gibt definitiv genug Beweise für diese These. Die Selbstmordrate in den grauen Wintermonaten ist nur ein Beispiel.«
    Die Frau, eine korpulente Dame, die ihre langen Haare mit Henna karottenrot gefärbt hat, nickt hastig. »Da haben Sie vollkommen recht«, bestätigt sie ernst. »Beim Wetterumschwung bekomme ich immer sehr starke Kopfschmerzen…«
    »Wirklich?«
    »Es ist schrecklich.«
    »Das glaube ich. Aber auch auf unseren emotionalen Gemütszustand hat das Wetter einen unglaublichen Einfluss…«
    Ich verschränke die Arme vor der Brust und mache ein möglichst ungeduldiges Gesicht. Der Typ hinter der Theke heißt Eddi. Zumindest steht das auf dem Namensschildchen, das er an seinem weißen Hemd angebracht hat. Vielleicht wurde ihm dieser Name auch nur von der Geschäftsführung verpasst, weil er sich so wunderbar in das Image des Unternehmens einfügt. Von einem Eddi lässt man sich doch viel lieber einen Muffin verkaufen, als von einem Jochen oder einem Torben .
    Eddi ist ein schlanker, kleiner Mann. Er hat kurzes, dunkles Haar und kleine, dunkle Augen. Alles in allem ist er unheimlich nichtssagend und fast schon langweilig. Er arbeitet bereits seit einigen Jahren hier. Und immer dann, wenn ihn das Kaffee verkaufen mal wieder nicht intellektuell ausfüllt, fängt er an, mit seinen Kunden über Gott und die Welt zu philosophieren. Eddi ist ein großer Laienphilosoph. Er hat zu jedem Thema eine These und auch fast immer Fakten – die er natürlich nie wirklich belegen kann. Ich bin kein Fan von Menschen, die hinter Glastheken stehen, klebrigen Kuchen verkaufen und dabei mit ihren Weisheiten um sich werfen.
    »Einen Augenblick«, sagt er nun zu der Dame und lächelt freundlich.
    Dann wendet er sich mir zu.
    »Ich hätte gerne…«, fange ich langsam an.
    »… einen großen Milchkaffee zum Mitnehmen und dazu ein abgepacktes Salatsandwich.« Eddi grinst breit. »Wie jeden Morgen.«
    Er drückt kurz einige Knöpfe an der großen, schwarzen Kaffeemaschine hinter ihm.
    Ich erwidere nichts. Er hat recht. Genau das wollte ich bestellen. Ich fühle mich seltsam ertappt. Die Frau schaut mich interessiert an.
    »Du bist heute zwölf Minuten zu spät dran«, meint Eddi. Seinen Tonfall könnte man fast schon als spöttisch bezeichnen.
    »Die Bahn hatte Verspätung«, brumme ich.
    »Aha.« Eddi reicht mir eine Papiertüte, in der sich das Sandwich befindet.
    Den Preis, den ich bezahlen muss, nennt er nicht. Er lächelt mich nur erwartungsvoll an. Ich krame in meinem Geldbeutel. Natürlich weiß ich auswendig, was ich dem Kerl schuldig bin… es ist ja jeden Morgen dasselbe…
    Nachdem ich ihm das Geld und er mir einen Becher mit heißem Kaffee überreicht hat, verlasse ich nickend den Laden.
    »Bis Montag!«, ruft er mir fröhlich hinterher.
    Ich hebe nur kurz die Hand.
    Ja, es stimmt. Ich gehe jeden Morgen hier einkaufen.
    Und ja, ich entscheide mich auch immer für das Selbe.
    Ist das schlimm? Ich trinke nun mal gerne Milchkaffee – und?
    Wenn ich mir eine Pizza bestelle, ist es immer die mit Salami. Im Kino esse ich stets gezuckertes Popcorn und auch beim Einkaufen wähle ich immer die gleichen Marken. Ich variiere nicht gerne. Ich bleibe bei den Dingen, die ich kenne, die ich mag. Eine Eigenschaft, über die mein Umfeld schon das ein oder andere Mal gelacht hat. Ob ich denn nie etwas anderes ausprobieren will? Nein. Warum auch?
    Trotzdem ärgert
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