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Liebe gegen jede Regel

Liebe gegen jede Regel

Titel: Liebe gegen jede Regel
Autoren: Andrew Grey
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mich das Verhalten von Eddi. Dieser einfache Kaffeeverkäufer hält mich für berechenbar… nun… er hat ja auch irgendwie recht.
    Wieder beiße ich mir fest auf die Unterlippe.
    Der Kaffeebecher fühlt sich unangenehm heiß in meiner Hand an. Ich verstaue die Tüte in meiner Tasche und versuche gleichzeitig, meinen Schirm aufzuklappen, während ich durch eins der großen, steinernen Eingangstore marschiere. Es regnet immer noch. Inzwischen prasseln die Tropfen laut und hart auf den kleinen Platz vor dem Bahnhof. Ich eile an den Taxis vorbei, die sich hier zu einer ordentlichen Reihe aufgestellt haben. Als Teil eines bunten Schirmmeers überquere ich eine breite Straße.
    Meine Füße führen mich mit schnellen, sicheren Schritten die lange, graue Straße entlang. Die Bürogebäude wirken eintönig und wenig einladend hinter dem hässlichen Regenschleier. Grau in Grau. Ich beeile mich und bereits nach wenigen Minuten habe ich den gläsernen Kasten erreicht, in dem sich die Agentur befindet. Ein modernes Gebäude, wie es sie fast überall zuhauf gibt. Groß, protzig und auffällig. Das Haus hat acht Stockwerke. Wir besetzen den vierten. Neben einigen Anwälten und ein paar Steuerberatern aus dem sechsten Stock betrete ich die spartanisch eingerichtete Eingangshalle. Es riecht nach Putzmittel. Eine Reinigungskraft wischt gerade den schwarzen Marmorboden. Sie wirft uns gehässige Blicke zu, als wir den glänzenden Boden volltropfen. Die feuchten Ledersohlen verursachen unschöne, quietschende Geräusche. Die Frau schnaubt und murmelt etwas in einer fremden Sprache. Während die anderen Anzugträger auf die Fahrstühle zusteuern, wähle ich die Treppe. Es ist ein ganzes Stück bis in den vierten Stock hinauf, aber Treppen laufen ist gesund. Jeder Arzt wird einem das bestätigen. Man sollte sich nicht vor körperlicher Ertüchtigung scheuen. Niemals. Nein.
    Und außerdem… außerdem habe ich Angst vor Aufzügen.
    Sie sind eng. Sie sind winzig. Sie sind gefährlich.
    Ich möchte nicht in einem dieser Kästen sterben. Da erklimme ich lieber die zahlreichen Stufen.
    Nass und leicht gereizt komme ich schließlich oben an.
    Da ich in der einen Hand den tropfenden Schirm und in der anderen meinen mittlerweile lauwarmen Kaffee halte, muss ich die Glastür mit der Hüfte aufstoßen.
    Agentur Steiner; Werbung und Design steht in großen, geschwungenen Lettern auf der Eingangstür. Darunter befinden sich die Kontaktdaten.
    »Guten Morgen, Max«, ruft Hilda. Sie sitzt hinter ihrem breiten Schreibtisch, der gleichzeitig auch der Empfangstresen ist. »Du bist ja so nass…« Sie lächelt mich frech an.
    »Regen…«, murre ich und verdrehe die Augen.
    »Was du nicht sagst.« Sie mustert mich amüsiert.
    Hilda ist eine mollige Frau mittleren Alters. Sie hat ein rundes Gesicht, rosige, weiche Wangen und große, blaue Augen. Viele Menschen unterschätzen sie wegen ihres gutmütigen und freundlichen Aussehens, was jedoch ein großer Fehler ist. Hilda ist klug und sehr selbstsicher. Sie deutet auf meine Bürotür.
    »Soll ich dir ein Handtuch bringen?«
    »Danke, es geht gerade noch so…« Ich reiche ihr meinen Schirm. »Den darfst du zum Trockenen aufspannen.«
    »Wie nett.« Sie lacht. »Ich bekomme gerne wichtige Aufgaben, bei denen ich mein ganzes Talent unter Beweis stellen kann.« Sie zwinkert mir zu und tätschelt dann meine Wange.
    »Überarbeite dich nicht«, stichle ich und betrete eilig mein Büro.
    Ich habe einen eigenen kleinen Raum, was mich sehr freut und auch etwas stolz macht. Bereits nach so kurzer Zeit bei der Firma habe ich das Vertrauen und die Anerkennung meiner Arbeitgeber erworben. Das Büro ist nicht gerade luxuriös, aber es hat ein Fenster, einen großen, gläsernen Schreibtisch, ein schickes Regal und zwei moderne, schwarze Ledersessel. Ich fühle mich hier wirklich wohl.
    Stöhnend lasse ich nun meine Umhängetasche fallen und stelle den Kaffeebecher auf dem Schreibtisch ab. Ich schalte den Computer ein und streiche mir die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Der Schirm konnte mich nicht ganz vor dem Regen schützen. Während der Rechner hochfährt, hole ich einen dicken Ordner aus dem Regal und suche nach den Unterlagen für die heutige Besprechung. Ich finde sie fast sofort. In meiner Ordnung geht nur selten etwas verloren. Ein hastiger Blick auf die Armbanduhr – gut, ich habe noch genügend Zeit, um mich auf den Termin vorzubereiten.
    »Morgen.« Eine vertraute Stimme.
    Ich schaue auf.
    »Morgen«,
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