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Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Titel: Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn
Autoren: Cecily von Ziegesar
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gedacht, einen Regenschirm mitzunehmen, und auch nicht die geringste Lust, noch mal zurückzugehen und sich einen zu holen. Also blieb er mit hochgezogenen Schultern unter der grünen Markise stehen und hoffte, dass ein Taxi vorbeifahren würde, aber die Fifth Avenue war wie ausgestorben. Dass er ein Taxi bekommen würde, war ungefähr genauso wahrscheinlich wie die Chance, dass er sich auf dem bevorstehenden Patchworkfamilienurlaub blendend amüsieren würde. Hoffentlich kam Rhys mit, dann konnten sie ihre Zeit einfach so weit weg wie möglich – am besten gleich auf einer anderen Insel – von Remington verbringen.
    Owen ballte die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten und machte sich Richtung Norden zu Hugh Moore auf. Hugh war ein Kollege aus dem St.-Judes-Schwimmteam und hatte eine Spontan-Party anberaumt, nachdem Coach Siegel ihnen für morgen trainingsfrei gegeben hatte. Eigentlich hatte Owen vorgehabt, erst nach dem Abendessen auf die Party zu gehen, aber nach Remingtons Eröffnung war ihm der Appetit vergangen. Dabei war Remington gar kein so übler Kerl. Wenn er der Vater einer seiner Freunde gewesen wäre, hätte er ihn sogar ziemlich cool gefunden. Aber so kam ihm alles doch ein bisschen überstürzt vor. Jahrelang hatte seine Mutter sich mit keinem Mann getroffen und jetzt war sie mit diesem Typen praktisch schon verheiratet.
    Er erreichte Hughs Stadthaus auf der 80. Straße, Ecke Park Avenue, dessen Treppenaufgang von zwei gigantischen Löwenskulpturen flankiert wurde. Im Vorbeigehen tätschelte er einem davon den Kopf und drückte oben angekommen auf den Klingelknopf.
    »Guten Abend, der Herr!« Hugh schwang die riesigen schwarzen Eichenflügeltüren auf. Er trug einen seidenen, in der Mitte gegürteten Morgenrock, möglicherweise ein Versuch, wie Hugh Hefner auszusehen. Hugh – ein muskelbepackter Hüne, dessen Zuhause die Partylocation des Schwimmteams war, weil seine Eltern praktisch ständig in Europa unterwegs waren – prahlte manchmal damit, dass der Playboy -Gründer sein Namensvetter war.
    »Scheiße, Alter, du bist ja klatschnass«, stellte er kopfschüttelnd fest und führte Owen einen langen verspiegelten Flur entlang. »Ich versuche gerade, die Party ein bisschen auf Touren zu bringen. Wird Zeit, dass ein paar von unseren Jungs endlich in die Gänge kommen. Folge einfach meinem Beispiel.«
    »Klingt gut, Mann.« Owen war froh über die Ablenkung. So musste er wenigstens nicht über das Liebesleben seiner Mutter nachdenken. »Worum geht’s genau?«
    »Darum, den Weicheiern in unserem Team zu zeigen, wo’s langgeht. Und dafür muss man den verdammten Berg eben manchmal zum Propheten bringen«, antwortete Hugh kryptisch und drückte die verglaste Doppeltür zu dem großen, konservativ eingerichteten Wohnzimmer auf. Die Partygäste hatten sich auf lederne Lehnsessel und steife Ledersofas verteilt, fast jeder von ihnen hielt ein Longdrink-Glas von Riedel in der Hand. Ein Beamer warf einen seltsam anmutenden Film an eine Wand, dessen Ausläufer flackernd über ein riesiges Manet-Gemälde huschten.
    »Schaut mal, wer da ist!«, rief Hugh in die Runde und hob sein Glas. Owen sah sich um. Neben der üblichen Schwimmer-Truppe tummelten sich auch ein paar Mädchen im Raum, die er vorher noch nie gesehen hatte. »Mädels, für diejenigen unter euch, die ihn noch nicht kennen: Das ist Owen Carlyle. Owen, das sind Suzette, Salomé, Sabrina und Simone. Diese entzückenden Ladys haben meine Einladung zu unserem französischen Filmfestival angenommen. Sie sind alle in der Le Cinéma Français Société der L’École. Wir veranstalten heute Abend so eine Art interkulturelles, äh, Austauschprogramm .« Hugh deutete mit anzüglichem Blick auf die Projektionswand. Der Film war unscharf, aber die Darsteller waren eindeutig nackt. »Gerade schauen wir uns ›Der letzte Tango in Paris‹ von Bertolucci an . Ein absolutes Meisterwerk«, erklärte er Owen.
    Owen nickte. Das war also Hughs Plan: Er gab sich als kunstbeflissener, feinsinniger Cineast aus, wollte in Wirklichkeit aber nur eine kleine Softporno-Session veranstalten. Und die Mädchen der L’École – eine französische Mädchenschule – hatten den Ruf, ein bisschen, nun ja, lockerer zu sein als die amerikanischen Mädchen, um nicht zu sagen, frühreifer.
    »Hey«, begrüßte Owen die vier Mädchen lächelnd, die strahlend zurücklächelten.
    Voulez-vous coucher avec moi?
    »Wir hätten hier noch ein Plätzchen für dich frei«, sagte eine
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