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Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Titel: Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Mal, seit sie denken konnte –, spürte sie, dass Remington wirklich etwas an Edie lag.
    Gemächlich machte sich der Aufzug auf den Weg in den vierzehnten Stock. Als sie oben angekommen waren, überließ Remington ihr galant den Vortritt.
    »Hallo, meine Lieben!« Edie öffnete die Tür zum Carlyle’schen Penthouse so schwungvoll, dass ihre aus winzigen Silberlöffeln gefertigten Ohrringe hell aneinanderklimperten. Sie trug ein weißes Kleid, das mit einem Gürtel zusammengebunden war und wie ein Bademantel aussah, und rote Clogs, zu denen sich niemand, nicht einmal norwegische Volkstänzer, hinreißen lassen sollte. Aber weil sie immer noch in Kleidergröße 34 passte, riesige blaue Augen und kaum eine graue Strähne in ihren blonden Haaren hatte, ließ ihr selbst Avery die eine oder andere modische Entgleisung durchgehen.
    »Oh Remington.« Edie schüttelte mit zärtlichem Blick den Kopf, als sie den Kürbis entdeckte, den Avery wie ein seltsam geformtes Neugeborenes im Arm hielt. »Du schaffst es immer wieder, mich zu überraschen!« Sie nahm Avery den Kürbis ab und schlang liebevoll einen Arm um Remington.
    Avery wandte höflich den Blick ab und richtete ihn stattdessen auf ein abstraktes rot-weißes Gemälde, das über Nacht im Eingangsbereich aufgetaucht war. Sie runzelte die Stirn. War das ein Picasso? Entweder das oder die Arbeit irgendeines unbekannten Brooklyner Künstlers, den Remington entdeckt hatte.
    Sie folgte ihrer Mutter und Remington in sicherem Abstand den Flur entlang und bog dann in die Küche ab.
    »Hey!« Ihre Schwester Baby, die ihre braunen Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden hatte und an der marmornen Kücheninsel lehnte, schaute kurz von den Bildern auf, die sie sich gerade auf ihrer Digitalkamera anschaute. Ihr Bruder Owen, der sein heiß geliebtes fadenscheiniges graues Nantucket-Pirates-Shirt trug und dessen weißblonde Haare noch feucht vom Schwimmtraining waren, stöberte im Kühlschrank – wahrscheinlich auf der Suche nach einer Dose Red Bull. Er trank davon mindestens drei pro Tag.
    »Hey, Ave!«, rief er gut gelaunt und salutierte mit der silber-blauen Dose in der Hand.
    »Heute Abend koche ich!«, verkündete Edie strahlend und fing an, farbenfrohe Le-Creuset-Töpfe und -Schüsseln aus den walnussvertäfelten Hängeschränken zu holen. »Ich dachte dabei an eine Art buntes Erntedank-Allerlei.«
    Avery unterdrückte ein Seufzen. Manchmal waren die Spontan-Gerichte ihrer Mutter köstlich, aber meistens betrachtete Edie das Kochen als weiteres künstlerisches Experiment. Und genauso schmeckte es dann auch.
    »Warum lässt du mich das nicht übernehmen?«, schlug Remington vor. »Ich könnte Kürbisravioli mit Salbei machen.« Sein Blick wanderte über das üppig bestückte Gewürzregal. »Heute ist nämlich ein ganz besonderer Tag. Meine Tochter Layla kommt extra von Oberlin nach New York und isst heute mit uns zu Abend.«
    »Ist es nicht herrlich, dass ihr euch endlich kennenlernt? Wir sind schon ganz aufgeregt!« Edie betrachtete ihre Kinder mit so leuchtenden Augen, als stellte sie sich vor, wie aus den Drillingen bald Vierlinge werden würden. »Ja, Liebling, warum übernimmst du nicht das Abendessen? Remington hat nämlich die hohe Kunst des Kochens gelernt.« Sie schmiegte sich verliebt an ihn.
    »Nachdem ich mich aus der Finanzwelt zurückgezogen und Layla ihr Studium begonnen hatte, wollte ich mich ganz der Entdeckung meiner verborgenen Leidenschaften widmen. Das war ungefähr zu der Zeit, als ich anfing, mich für das Brooklyn Art Collective zu engagieren«, erklärte Remington. »Aber jetzt habe ich natürlich nur noch eine Leidenschaft!« Er legte seine muskulösen Arme um Edies schmale Taille und küsste sie ausgiebig.
    Okay, wir haben’s kapiert.
    Avery lehnte sich neben Baby an die Kücheninsel. »Wisst ihr, was für Thanksgiving geplant ist?«, fragte sie leise.
    »Keine Ahnung.« Owen schüttelte den Kopf. »Feiert der etwa auch mit uns?« Er warf Remington einen finsteren Blick zu.
    »Ich weiß es nicht. Aber du kannst mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass wir mal wieder ein bunt zusammengewürfelter Haufen sein werden.« Baby verdrehte grinsend die Augen. In Nantucket hatte Edie immer irgendwelche Leute eingeladen, die sonst nicht gewusst hätten, wo sie die Feiertage verbringen sollten. Letztes Jahr waren beim Thanksgiving-Dinner ein knorriger Schiffskapitän aus Schweden namens Rasmus, eine dreiundneunzigjährige

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