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Liebe auf den ersten Biss

Liebe auf den ersten Biss

Titel: Liebe auf den ersten Biss
Autoren: Christopher Moore
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vor ihr auf den Knien lag und seit zwanzig Minuten »Süße blaue Titties« vor sich hinbetete. Sie konnte es einfach nicht mehr hören, also packte sie seine lockenumrahmte Halbglatze und presste sein Gesicht in ihren Ausschnitt, um ihn zum Schweigen zu bringen. Glücklicherweise hielt er jetzt den Mund, denn sie wollte ihn wirklich nur ungern ersticken, solange er noch Geld hatte.
    Ein wahrlich verschlungener Lebensweg mit vielen falschen Abzweigungen hatte aus der milchhäutigen Cheddar-Prinzessin aus Fond du Lac, Wisconsin, ein blaues Callgirl gemacht, das sich seine Freier in den Casinos von Las Vegas suchte, aber Blue wollte auf keinen Fall wieder eine falsche Abzweigung nehmen und mit ihren grotesk überdimensionierten Silikonbällen einen Goldfisch ersticken. Die Barbaren waren ihre Rettung, und wenn sie ihre Rolle als außerirdischer Freudenspender oder Blaubeermuschi weiterspielen musste, um sie bei der Stange zu halten, dann sollte es an ihr nicht scheitern.
    Blue war eine Method -Nutte. Nachdem sie den Job als Cocktailkellnerin hatte aufgeben müssen, weil sie zu viele Drinks verschüttete, und bevor sie mit dem Strippen anfing, wo sie sich wenigstens an einer stabilen Stange festhalten konnte, um nicht hinzufallen, hatte sie ihr Glück kurz in der Billigpornobranche versucht. Sie freundete sich mit einer vielversprechenden Schauspielerin namens Lotta Vulva an, die ihr ein Buch über die Stanislawski-Methode gab. »Wenn du eine sinnliche Erinnerung in dir wachrufst«, sagte Lotta, »musst du die anderen Schauspieler auch nicht vollkotzen. Das können Regisseure überhaupt nicht leiden.« Diese »Methode« hatte Blue seither gute Dienste erwiesen, denn sie gab ihr die Möglichkeit, Gewinnchancen am Spieltisch durchzurechnen oder sich über ihren Kontostand zu freuen, während sie in ihrer Rolle Dinge tat, die sie persönlich unangenehm oder schlichtweg widerwärtig fand. (Wie viel schöner war es doch, in der sinnlichen Erinnerung einer knospenden Cheddar-Prinzessin zu schwelgen und gute Vollmilch aus dem Euter einer Schwarzbunten zu melken, als sich der Realität ihres tatsächlichen Treibens im grellen Licht der Scheinwerfer auszusetzen.)
    Nach sechs Monaten endete Blues Filmkarriere wegen eines Gebrechens, das ein Regisseur mit dem Wort »Winztitten« umschrieb. Dieses Problem war auch mit ausgiebigem Method Acting nicht aus der Welt zu schaffen. Sie fing wieder an zu kellnern, diesmal allerdings in einem Stripclub, weil sie dort nur selten mehr als ein Zehn-Dollar-Bier auf einmal tragen musste, bis sie genug Geld für eine Brustvergrößerung zusammengespart hatte und sich zur Stange hocharbeiten konnte. Sie tanzte sich durch ihre Zwanziger, bis jüngere, gravitationsresistentere Mädchen sie von der Bühne vertrieben, und da sie den Schreibmaschinenkurs auf der Highschool geschwänzt und sich damit ihren Lebenslauf versaut hatte, landete sie schließlich bei einem Begleitservice.
    »Ich komme mir vor wie ein Pizzabote, der Blowjobs liefert«, erklärte Blue ihrer Mitbewohnerin. »In zwanzig Minuten befriedigt oder Geld zurück. Und die Agentur kassiert das meiste. So komm ich nie aus dieser Branche raus.«
    »Du brauchst einen Gimmick«, sagte ihre Mitbewohnerin, eine Cocktailkellnerin im Venetian. »Wie diese Blue-Man-Typen in der Show. Ich wette, das sind stinknormale Jungs, die auf Mülltonnen rumtrommeln – aber eben blau angemalt.«
    Und damit fing es an. Die gefallene Cheddar-Prinzessin aus Fond du Lac fand ein semipermanentes Hautfärbemittel, besorgte ein Kreditkartenlesegerät, ließ Fotos von sich machen, gab Anzeigen in allen Schmuddelblättern der Stadt auf, und »Blue« war geboren. Höchstwahrscheinlich hätte sie auch ohne diesen Gimmick überleben können – die meisten Typen würden sogar einen Otter vögeln, solange man ihn gut festhielt. Wie sich allerdings herausstellte, waren sie bereit, für eine blaue Exotin erheblich mehr springen zu lassen.
    Sie arbeitete so viel, wie sie ertragen konnte, und sparte, bis es so aussah, als würde sie es tatsächlich schaffen. Etwa zur selben Zeit wurde ihr bewusst, dass sie sich mit ihrem Bekenntnis zur Bläue den Traum einer jeden Prostituierten, Stripperin oder Telefonette verbaut hatte: den Traum vom reichen Freier, der sie aus allem rausholte. Der kultivierte Goldesel, der ein Vermögen dafür ausgab, dass sie sein privates Heimchen wurde. So einen Treffer würde die Frau in Blau nie landen, zumindest glaubte sie das, bis die Barbaren
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