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Liebe auf den ersten Biss

Liebe auf den ersten Biss

Titel: Liebe auf den ersten Biss
Autoren: Christopher Moore
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sagte Jody.
    »Quatsch. Riecht total lecker. Als würde jede noch so kleine Bohne, jedes noch so kleine Stückchen Schweinefleisch giftiges Miasma aushauchen.« Tommy verwendete Wörter wie »Miasma«, weil er Schriftsteller werden wollte. Deshalb war er überhaupt nach San Francisco gekommen – um den Burrito des Lebens mit großen Bissen zu genießen und darüber zu schreiben. Na ja, und um eine Freundin zu finden.
    »Leg den Burrito weg und geh ein Stück zurück, Tommy«, sagte Jody. »Damit du dir nicht wehtust.«
    »Ha! Niedlich.« Er biss ab und grinste sie kauend an.
     
    Aus schlechtem Gewissen half Jody ihm fünf Minuten später, den durchgekauten Burrito vom Kühlschrank zu kratzen. »Es hat sich angefühlt, als wollte jede einzelne Bohne die Fesseln repressiver Verdauung sprengen.«
    »Weil es aufgewärmt war«, sagte Jody und strich über sein Haar. »Alles okay?«
    »Ich bin am Verhungern. Ich muss was essen.«
    »Hunger ist nicht ganz das richtige Wort«, sagte Jody.
    »Oh, mein Gott! Dieser Durst! Es fühlt sich an, als würden meine Eingeweide verdörren. Das hättest du mir sagen müssen.«
    Sie wusste, wie es sich anfühlte. Tatsächlich war es ihr beim ersten Mal noch schlimmer ergangen. Er wusste wenigstens, was mit ihm los war. »Ja, Liebster, wir werden ein paar Feinjustierungen vornehmen müssen.«
    »Was soll ich tun? Wie hast du es denn gemacht?«
    »Ich hab mich hauptsächlich von dir ernährt. Wie du dich vielleicht erinnerst.«
    »Darüber hättest du nachdenken sollen, bevor du mich getötet hast. Ich bin verloren.«
    »Wir sind verloren. Du und ich. Wie Romeo und Julia Teil zwei. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, Tommy.«
    »Na, das ist ja tröstlich. Ich komm überhaupt nicht darüber hinweg, dass du mich einfach so umgebracht hast.«
    »Nicht einfach so. Ich habe dir übermenschliche Kräfte verliehen. Gern geschehen.«
    »Scheiße, meine neuen Schuhe sind voll mit Burritokotze.«
    »Du kannst jetzt im Dunkeln sehen«, sagte Jody gut gelaunt. »Willst du es mal probieren? Ich zieh mich aus. Du kannst mich im Dunkeln bewundern. Nackt. Es wird dir gefallen.«
    »Jody, ich bin hier echt am Verhungern.«
    Sie konnte nicht fassen, dass er ihre Verführungskünste ignorierte. Was für ein Ungeheuer hatte sie erschaffen? »Okay, ich such dir einen Käfer oder so was.«
    »Geht's noch? Einen Käfer!? Ich esse keine Käfer.«
    »Ich sagte doch: Wir werden ein paar Feinjustierungen vornehmen müssen.«
    Tommy hatte sich schon reichlich feinjustieren lassen müssen, seit er aus seinem Heimatort Incontinence, Indiana, in den Westen gekommen war, nicht zuletzt, weil er eine Freundin gefunden hatte, die zwar schlau, sexy und schlagfertig sein mochte, aber sein Blut trank und dazu neigte, bei Sonnenaufgang einfach umzufallen. Er hatte schon immer den Verdacht gehabt, dass ihre Wahl möglicherweise nur deshalb auf ihn gefallen war, weil er nachts arbeitete und tagsüber vor die Tür konnte, vor allem, da sie einmal gesagt hatte: »Ich brauche jemanden, der nachts arbeitet und tagsüber vor die Tür kann.« Doch da er nun selbst ein Vampir war, konnte er diese Ungewissheit getrost vergessen und sich voll und ganz seiner neuen Welt widmen, die einen bunten Reigen ungeahnter Unsicherheiten für ihn bereithielt. Angemessenerweise sollte ein Vampir vierhundert Jahre alt sein, eine kultivierte, des Lebens überdrüssige Kreatur, die ihre unbedeutenden, menschlichen Ängste entweder überwunden hatte oder mit perversen Spielchen kompensierte. Das Problem bei einem neunzehnjährigen Vampir war, dass er seine ganze postpubertäre Unsicherheit mit in die Welt der Finsternis nahm.
    »Ich bin echt blass«, sagte Tommy, als er sich im Badezimmerspiegel betrachtete. Schon vor einer Weile war ihnen aufgefallen, dass Vampire sehr wohl ein Spiegelbild hatten und auch ohne weiteres die Nähe von Kruzifixen und Knoblauch ertrugen. (Tommy hatte einiges an Jody ausprobiert, während sie schlief, unter anderem Cheerleaderkostüme und Gleitmittel.) »Und nicht nur blass wie im Winter in Indiana. Ich bin – na ja – so blass wie du.«
    »Ja«, sagte Jody. »Ich dachte, du magst es blass.«
    »Klar. Dir steht es gut, aber ich seh nur krank aus.«
    »Sieh genauer hin!«, sagte Jody. Sie stand an den Türrahmen gelehnt, in engen, schwarzen Jeans und einem bauchfreien Top, das rote Haar zurückgebunden, das wie ein Kometenschweif über ihren Rücken fiel. Sie gab sich alle Mühe, nicht allzu amüsiert zu
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