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Liberator

Liberator

Titel: Liberator
Autoren: Richard Harland
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nichts mehr.
    »Es gehört noch mehr dazu«, erklärte Riff.
    »Aber ich dachte … wir haben die Zeremonie doch vor Zeugen vollzogen.«
    »Die öffentliche Zeremonie. Es gibt aber auch noch eine private.«
    »Davon hast du mir nie erzählt.«
    »Es gibt immer eine zweite, private Zeremonie.«
    Col hatte Schmetterlinge im Bauch. »Und wie geht die?«
    »Genau wie die erste.«
    »Sag mal, denkst du dir das jetzt aus?«
    Nicht der Hauch eines Grinsens zeigte sich auf Riffs Gesicht. Col hatte sie noch nie so ernst gesehen.
    »Wir haben vor anderen Versprechen abgegeben«, sagte sie. »Jetzt müssen wir uns selbst Versprechen geben.«
    »Nur wir beide?«
    »Ja. Echte Versprechen. Mit unserem Herzen.«
    Sie drehte sich um und stand ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber. »Erinnerst du dich an das erste Versprechen, das wir uns öffentlich gegeben haben?«
    »Ja.«
    »Du sollst es nicht laut auszusprechen. Du sollst es denken und fühlen.«
    Col nickte, als sie ihre rechte Hand mit abgespreizten Fingern in die Luft hielt. Er legte seine Hand dagegen und presste seine Finger zwischen ihre. Dasselbe hatten sie fünfzehn Minuten zuvor auch getan.
    »Ich verspreche …«, sagte er automatisch, dann hielt er inne. In deinem Herzen, sagten ihm Riffs Augen, du musst das Versprechen mit dem Herzen geben. Er verflocht seine Finger noch enger mit ihren und gab sein Versprechen im Stillen: Ich verspreche, dich in meinem Leben immer an die erste Stelle zu setzen. Niemand kann uns auseinanderbringen . Sie hoben ihre Hände noch höher und formten eine gemeinsame Faust. Dann ließ jeder seinen Arm fallen, und sie sahen sich wieder in die Augen.
    Riff nickte, stemmte ihre Arme auf die Hüften, lehnte sich nach vorn und blies ihm ganz sanft über das Gesicht. Er fühlte ihren warmen Atem auf seiner Haut.
    Jetzt kam das zweite Versprechen. Ich verspreche dir vier Arten der Liebe: Liebe des Herzens, Zuneigung des Geistes, Glut des Körpers, Zartheit des Gefühls .
    Er war es nun, der sanft in ihr Gesicht blies. Ihre Haare zitterten und ihre Wimpern bebten. Sie sah ihn an, sah in ihn hinein. Meinst du es wirklich und meinst du es ehrlich, schien sie ihn zu fragen. Und das tat er, er fühlte es. Dies war keine Zeremonie mehr, dies war die Sache selbst. Nicht der Wille oder das gesprochene Wort zählten, sondern das, was er in sich spürte.
    Riff nickte wieder und fasste ihn an den Ellbogen. Und er nahm ihre Ellbogen in die Hand. Nun fehlte noch das dritte und letzte Versprechen. Er sah in ihre Augen und wusste, dass sie dasselbe für ihn spürte wie er für sie.
    Ich verspreche, keine Geheimnisse vor dir zu haben. Was auch immer mit mir geschieht, ich werde es dir erzählen. Was auch immer dir geschieht, ich werde dir zuhören und alles mit dir teilen .
    Sie beugten sich nach vorn und berührten sich mit der Stirn; das war das symbolische Zeichen für Erzählen und Teilen, war allerdings auch eine Berührung, die einem Kuss schon sehr nahekam. Col fühlte die Spannung in seinen Armen und übertrug sie auf Riff. Er konnte sich kaum noch beherrschen … ihr Gesicht zu berühren ohne sie zu küssen …
    Dann lehnte sie sich zurück und ließ ihn los. Seine Augen waren geschlossen gewesen, aber jetzt öffnete er sie wieder. Sie verstand seine unausgesprochene Frage und beantwortete sie: »Ja«. Nun endlich waren sie wirklich verpartnert.
    Riffs feierlicher Gesichtsausdruck war einem breiten Grinsen gewichen.
    »So, der ernste Teil ist erledigt. Du hast es ja ganz gut überstanden, oder?«
    Das Mondlicht fiel auf ihr Gesicht, sie war wunderschön. Er konnte kaum glauben, wie schön sie war. Womit hatte er sie bloß verdient? Als er nach ihrer Hand greifen wollte, spiegelte sich das Mondlicht in seinem goldenen Ehering. Er zog die Stirn kraus. »Wenn ich den doch nur abbekäme!«
    »Das ist doch völlig egal.«
    »Aber er zeigt, dass ich schon einmal verheiratet war.«
    »Aber jetzt bist du nicht verheiratet, du bist verpartnert. Wie ein Dreckiger mit einer Dreckigen. Das ist etwas ganz anderes.«
    Und das war es tatsächlich, wie er in dieser Nacht herausfand. Etwas ganz, ganz anderes!

DANK
    Ich schulde vielen Menschen Dankbarkeit, die bei der Entstehung dieses Romans mit Hand angelegt haben: Konstantin Sheiko
dafür, dass er die Äußerungen der Swolotschi in richtiges Russisch gebracht hat; Henri Jeanjean für seine Nachforschungen zu Napoleons Kanaltunnel (den Plan dazu gab es wirklich; den Tunnel selbst allerdings erst viel später!);
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