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Liberator

Liberator

Titel: Liberator
Autoren: Richard Harland
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gewesen, aber sie hatte nie eine Chance bekommen anders zu sein. Nur Gillabeth war schon immer ganz anders gewesen.
    Die Siegesfeiern waren noch immer überall im Gange, aber Cols Freude war von einem traurigen Gefühl überschattet. Auch wenn er sich nicht mehr schuldig fühlte, so musste er doch die ganze Zeit an Sephaltinas furchtbares Ende denken. Er wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.
    81
    Zwei Tage später fand eine Zusammenkunft im Großen Versammlungssaal statt. Dreckige, Protzer, Sträflinge und ehemalige Gesindlinge drängten sich dicht an dicht. Riff, Col, Gillabeth, Orris und die restlichen Ratsmitglieder standen ganz vorn im Saal, neben ihnen sechs Abgeordnete der russischen Dreckigen. Unja war eine davon; eine andere war die neue Anführerin der Swolotschi, die jetzt den massiven Metallschmuck trug, der einst Babja gehört hatte.
    Der Saal selbst war nicht mehr so hell wie früher, denn es funktionierten nur noch wenige Lampen. Zu den durch die Kollision entstandenen Schäden waren noch die von den Fahrradtorpedos verursachten hinzugekommen. Sogar der Fußboden neigte sich leicht.
    Gillabeth trat vor. »Der Rat hat mich gebeten, in seinem Namen zu sprechen«, wandte sie sich an die Menge. »Mit Hilfe meines Vaters haben wir Verhandlungen mit den neuen Gebietern der Romanow aufgenommen.« Sie deutete zu den Swolotschi und deren Anführerin, die ihren Kopf feierlich beugte. »Sie möchten uns ihren Dank aussprechen für das, was wir getan haben, denn sie schulden ihre Befreiung unserem Einsatz, so sagen sie.« Im Saal brachen begeisterte Jubelrufe aus.
    Alle waren in Hochstimmung und sonnten sich im Glanz des Sieges. Gillabeth aber war ruhig, resolut und rational – und sie war vollständig in ihrem Element, als ob sie für diese Rolle geboren wäre. Vor langer Zeit hatte sie gesagt, dass sie ein besserer Oberbefehlshaber sein würde als Col es jemals sein könnte, und das bestätigte sich jetzt. Col war stolz auf sie.
    Gillabeth fuhr damit fort, eine Zusammenfassung des Zustandes des Juggernaut zu geben. Es gab keine Zukunft für den Liberator . Seine Turbinen waren irreparabel und seine Generatoren am Ende. Wie um das Gesagte zu beweisen, begann das Licht zu flackern, während sie sprach. Ihre Worte dämpften die Stimmung im Saal – aber nicht allzu sehr. Alle wussten, was nun folgen würde, alle warteten darauf, die Ergebnisse der Verhandlungen zu hören.
    »Der russische Juggernaut jedoch«, fuhr Gillabeth fort, »kann repariert werden. Wir müssen noch an seinen Raupen arbeiten, aber er wird wieder so schnell sein wie früher.« Sie legte eine Pause ein. »Die russischen Dreckigen haben jetzt sehr viel Platz, da ihre Soldaten und Offiziere geflohen sind, und sie sind bereit, ihren Juggernaut mit uns zu teilen.«
    Der Saal explodierte fast vor wildem Applaus. Jubelrufe und Pfiffe ertönten. Und plötzlich erschien Mr. Gibber vor den Versammelten und begann sie anzufeuern.
    »Ja! Ja! Ja!«, brüllte er. »Mehr! Mehr! Mehr!« Eines seiner Beine war geschient, und ein Arm steckte in Gips. Murgatrudd saß auf dem Gipsverband, halb versteckt von der Armschlinge. Mr. Gibber dirigierte die Menge mit seinem gesunden Arm und trieb sie zu immer größeren Freudenbekundungen an.
    »Danke, Mr. Gibber«, sagte Gillabeth und bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick. Als die Menge endlich verstummt war, sprach sie weiter. »Die Swolotschi haben uns eine gemeinsame Führung angeboten. Sie werden einen Rat wählen, und wir werden drei Sitze in ihm haben. Drei Sitze von acht.«
    »Sehr fair«, sagte Padder und nickte.
    »Das sehe ich auch so«, sagte Gillabeth.
    Dann ging sie zu den Umzugsmodalitäten über. Sie rechnete damit, dass es noch weitere drei Wochen dauern würde, bis alle Reparaturen an den Raupen abgeschlossen waren. In dieser Zeit sollten alle ihre neuen Wohnräume wählen sowie ihre Habseligkeiten ordnen und zur Romanow hinübertragen. Auch mussten alle Vorratslager und Handwerksbetriebe umziehen.
    Col hörte aufmerksam zu, bis er abgelenkt wurde, weil ihn jemand am Arm fasste. Es war Unja, die plötzlich hinter ihm aufgetaucht war. Er stand zwar Seite an Seite mit Riff, aber für Unja wohl nicht nah genug, denn sie nahm seinen rechten und Riffs linken Arm und versuchte beide ineinander zu schlingen.
    Col und Riff lachten. Sie leisteten zwar keinen Widerstand, aber sie halfen ihr auch nicht. Unja schnalzte verärgert mit der Zunge, als die Arme immer wieder auseinanderfielen. Nach einer Weile
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