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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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unterscheiden darüber hinaus sogenannte konventionelle Reserven, die sich heute schon ohne weiteres erschließen lassen, und unkonventionelle Vorräte, deren Gewinnung heute nur mit unvertretbarem Aufwand oder noch gar nicht möglich wäre. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe gibt die derzeitigen Reserven in Milliarden Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) so an: 3
      
    Vorräte
sichere Reserven
zusätzliche Reserven
Erdöl, konventionell
204
113
Erdöl, unkonventionell
120
360
Erdgas, konventionell
173
262
Erdgas, unkonventionell
2
2130
Kohle
566
7044
      
    (Unter »zusätzlichen« Reserven sind solche zu verstehen, die noch nicht entdeckt sind, von denen man aber annimmt, daß es sie gibt. Dagegen handelt es sich bei »unkonventionellen« Reserven um entdeckte Vorkommen, deren Erschließung im Augenblick aber noch zu schwierig oder unrentabel ist.)
    Gemittelt über alle fossilen Energieträger ergäbe sich bei einem Weltenergieverbrauch von 14 Milliarden Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) Ende der neunziger Jahre eine Reichweite von 76 Jahren. Nimmt man die unkonventionellen Vorräte hinzu, ergibt sich eine rein rechnerische Reichweite von 783 Jahren. Das ist natürlich Unsinn, weil die Menschen in 500 Jahren sicherlich nicht mehr auf die Verbrennung von Kohle angewiesen sein werden. Die Zahlen zeigen, daß nichterneuerbare Ressourcen zwar in großem, aber nicht in unbegrenztem Maße zur Verfügung stehen. Deshalb werden die Preise irgendwann ansteigen, und zwar um so drastischer, je knapper eine Ressource wird: Der Preis entwickelt sich exponentiell und liegt schließlich bei unendlich -nämlich dann, wenn die Ressource aufgebraucht ist. [Grafik siehe unten] Doch dazu wird es vermutlich nie kommen, weil steigende Energiepreise zu einer intensivierten Suche nach Ersatz führen - und bislang verwendete Rohstoffe für die Energiegewinnung zurückdrängen, überflüssig oder gar wertlos machen. »Kein Rohstoff ist jemals wirklich aufgebraucht worden«, sagt Jane Shaw vom Forschungszentrum für politische Ökonomie in Bozeman, Montana. 4
    Das Argument, man müsse fossile Energieträger für kommende Generationen bewahren, entlarvt sich so als gutgemeinte Rhetorik. In einem statischen System wäre das vernünftig, nicht aber in einem dynamischen Prozeß voller Wechselwirkungen. Jede Generation überläßt der ihr nachfolgenden stets ein »Paket« aus materiellen und geistigen
      
Der Übergang auf erneuerbare Energie
      

      
    Der Preis für Ressourcen steigt an, wenn die Nachfrage das Angebot überschreitet und die Erschließungs- bzw. Beschaffungskosten höher werden. Früher oder später kreuzt sich dieser Preispfad mit den bis dahin teureren Ersatzstoffen, und es findet ein Übergang auf Alternativen statt. Diese historische Erfahrung werden wir auch mit der fossilen Energie machen. (Quelle: D. Oesterwind 1996)
      
    »Ressourcen«. Aus diesen Stoffen wird dann die Energie der Zukunft »destilliert«. Durch die Kombination dieser Hinterlassenschaften wird aus einem bislang wertlosen Stoff plötzlich womöglich eine Ressource -und umgekehrt. Die eigentliche Energie des Menschen steckt in seinem Kopf und wird »vererbt«. So konnten sich vorangegangene Generationen sicher kein Atomkraftwerk vorstellen, überließen ihren Nachkommen aber das Wissen für die Entwicklung dieser (zunächst allgemein bejubelten) Energie. Nur zur Erinnerung: Uran wurde vor 50 Jahren überhaupt erst zum Rohstoff - dank der Fortschritte in der Physik. Wer weiß, aus welchem Stoff die gegenwärtige Explosion unserer naturwissenschaftlichen Erkenntnisse den Energievorrat von morgen macht. Wir können diesen Stoff weder schonen noch aufheben, sondern wir müssen ihn in unseren Köpfen schaffen.
    So ist sicherlich mehr Energie auf erneuerbarer Basis durch die direkte oder indirekte Nutzung der Sonnenenergie für das nächste Jahrhundert zu erwarten. Derzeit geht beispielsweise Shell davon aus, daß erneuerbare Energien ab 2020 voll konkurrenzfähig sein werden und daß ab Mitte des nächsten Jahrhunderts die Kohlendioxid-Emissionen (CO 2 ) aus der weltweiten Verbrennung fossiler Brennstoffe rückläufig sein werden. 5
    So paradox es klingt: Je eher die herkömmlichen Ressourcen knapp werden, desto schneller wird den Menschen etwas Neues einfallen. Dennoch können wir unsere Vorräte nicht munter verheizen: Die Umwelt leidet unter der Verbrennung fossiler Brennstoffe - insbesondere wenn dies in technisch veralteten Anlagen
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