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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
Autoren: James S. A. Corey
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an klar gewesen. Wenn Julie sich in irgendeine Ecke, in eine Nische oder ein Loch verkrochen hatte wie eine sterbende Katze, dann konnte er sie nicht finden. Er hatte sich auf ein Glücksspiel eingelassen und wider alle Hoffnung unterstellt, er werde sie schon irgendwie entdecken. Die Stimme von Eros veränderte sich, es waren jetzt sogar mehrere Stimmen, die irgendetwas auf Hindi sangen. Ein Kinderchor. Eros eignete sich immer mehr Stimmen an. Da er inzwischen wusste, worauf er achten musste, entdeckte er Julies Stimme zwischen den anderen. Vielleicht war sie schon immer da gewesen. Die Frustration bereitete ihm fast körperliche Schmerzen. Sie war so nahe, und doch konnte er sie nicht erreichen.
    Er schleppte sich zu den Hauptkorridoren zurück. Die Krankenstationen waren natürlich gute Orte gewesen, um sie zu suchen. Plausibel. Ergebnislos. Er hatte zwei kommerzielle biologische Laboratorien erkundet. Nichts. Er hatte es in der Leichenhalle und den Arrestzellen der Polizei versucht. Er hatte sogar die Asservatenkammer durchgesehen, eine Plastikkiste nach der anderen. Beschlagnahmte Drogen und Waffen lagen nun auf dem Boden verstreut wie die Eichenblätter in einem großen Park. Früher hatte das alles eine Bedeutung gehabt. Alles war ein Teil des kleinen menschlichen Dramas gewesen und hatte nur darauf gewartet, ans Licht zu kommen, sei es bei einer Verhandlung oder wenigstens bei einer Vernehmung. Eine kleine Vorübung für den Tag des jüngsten Gerichts, der nun bis in alle Ewigkeit verschoben schien. All dies war nun sinnlos.
    Über ihn flog etwas Silbernes hinweg, schneller als ein Vogel. Dann noch eines und dann ein ganzer Schwarm. Licht schimmerte auf dem lebenden Metall, das so hell glänzte wie Fischschuppen. Miller betrachtete die fremden Moleküle, die gerade die Luft eroberten.
    Sie dürfen jetzt nicht aufgeben, sagte Holden. Sie müssen aufhören herumzurennen und den richtigen Weg finden.
    Er sah sich über die Schulter um. Ganz real und doch nicht real stand dort der Kapitän, wo sonst die innere Julie gestanden hätte.
    Das ist aber mal interessant, dachte Miller.
    »Schon klar«, entgegnete er laut. »Es ist nur … ich weiß nicht, wohin sie gegangen ist. Und … sehen Sie sich doch um. Eros ist ziemlich groß.«
    Sie müssen Julie aufhalten, denn sonst werde ich es tun, erklärte der eingebildete Holden.
    »Wenn ich nur wüsste, wohin sie sich gewandt hat«, überlegte Miller.
    Sie ist nicht weggelaufen, entgegnete Holden. Das konnte sie nicht mehr.
    Miller drehte sich um. Die silbernen Objekte flogen, wie Insekten zirpend oder wie eine ungeschmierte Antriebswelle quietschend, über ihn hinweg. Der Kapitän sah müde aus. Überraschenderweise hatte Millers Fantasie dem Mann an einem Mundwinkel einen Blutfleck verpasst. Außerdem war es jetzt nicht mehr Holden, sondern Havelock. Der andere Erder. Sein früherer Partner. Dann war es Muss, deren Augen so tot blickten wie seine eigenen.
    Julie war nicht fortgelaufen. Miller hatte sie im Hotelzimmer gesehen und nicht glauben wollen, dass sie wirklich tot war. Damals. Dann hatten die Cops sie in einen Leichensack gesteckt und woanders hingebracht. Die Wissenschaftler von Protogen hatten die Leiche geborgen, das Protomolekül geerntet und Julies umgewandeltes Fleisch in der Station verbreitet wie Bienen, die eine Blumenwiese bestäuben. Sie hatten ihr die Station gegeben, aber vorher hatten sie sie an irgendeinen Ort gebracht, den sie für sicher gehalten hatten.
    Ein sicherer Raum. Bis sie bereit gewesen waren, das Ding zu verteilen, hatten sie es eingesperrt. Oder vorgegeben, sie könnten es einsperren. Sie hatten sich gewiss nicht die Mühe gemacht, hinter sich aufzuräumen, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten. Hinterher würde ja niemand mehr da sein, den irgendetwas stören konnte, also bestand Hoffnung, dass Julie immer noch dort war. Das engte die Suche erheblich ein.
    In den Kliniken gab es Isolierstationen, aber Protogen hatte sicher keine Einrichtung benutzt, in der außenstehende Ärzte und Schwestern neugierige Fragen stellen konnten. Das wäre ein unnötiges Risiko gewesen.
    Also gut.
    Sie hätten sich in einer Fabrik unten in der Nähe des Raumhafens einquartieren können. Dort gab es viele Bereiche, in denen nur Automaten arbeiteten. Doch auch dort hätten sie entdeckt oder befragt werden können, ehe sie bereit gewesen wären.
    Eine Drogenküche, sagte Muss in seinem Kopf. Wenn du nicht gestört werden willst, dann musst du die Umgebung
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