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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
Autoren: James S. A. Corey
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Schiff blitzblank geputzt. Eine Verhaftung durch die Marine der inneren Planeten war immer eine üble Sache, aber sie hatten alle den Umgang mit solchen Situationen geübt. Heikle AAP-Daten wurden gelöscht und mit unschuldigen Logdaten überschrieben, die zudem falsche Zeitstempel bekamen. Der Kapitän zerstörte alles, was zu gefährlich war, um es einem Computer anzuvertrauen. Als die Angreifer an Bord kamen, konnte die Besatzung unschuldig tun.
    Es hatte keine Rolle gespielt.
    Es hatte gar keine Fragen bezüglich der Fracht oder der Genehmigungen gegeben. Die Eindringlinge waren aufgetreten, als gehörte ihnen das Schiff, und Kapitän Darren hatte sich auf den Rücken geworfen wie ein unterwürfiger Hund. Alle anderen – Mike, Dave, Wan Li – hatten die Hände gehoben und waren seinem Beispiel gefolgt. Die Piraten oder Sklavenhändler, oder was sie auch waren, hatten sie von dem kleinen Transportschiff verschleppt, das ihre Heimat gewesen war, und mit notdürftigen Schutzanzügen versehen durch einen Andockschlauch bugsiert. Die dünne Polyesterfolie des Schlauchs war alles gewesen, was sie vor dem großen Nichts geschützt hatte. Hoffentlich riss sie nicht; und wenn doch, würden die Lungen platzen.
    Julie war mitgekommen, ohne Widerstand zu leisten, doch dann hatten die Dreckskerle sie betatscht und versucht, ihr die Sachen auszuziehen.
    Fünf Jahre Jiu-Jitsu-Training bei niedriger Schwerkraft hatten sich ausgezahlt. Sie hatte eine Menge Schaden angerichtet und schon angenommen, sie könnte sogar gewinnen, bis aus dem Nichts eine Faust in einem Panzerhandschuh herabgesaust war. Die daran anschließenden Eindrücke waren etwas wirr, und schließlich hatte sie im Spind gehockt: Erschießt sie, wenn sie auch nur einen Mucks von sich gibt. Vier stumme Tage, während die anderen ihre Freunde verprügelt und einen von ihnen durch die Luftschleuse ins All geworfen hatten.
    Nach sechs Tagen wurde es ruhig.
    Sie pendelte zwischen bewussten Phasen und zersplitterten Träumen und bemerkte nur am Rande die Schritte und Gespräche der Leute, das Einrasten der Druckschotts und das unterschwellige Grollen des Reaktors. Einmal verstummte der Antrieb ganz und gar. Gleichzeitig setzte auch die Schwerkraft aus, und Julie erwachte aus einem Traum, in dem sie mit ihrer alten Rennpinasse dahingerast war. Auf einmal war sie gewichtslos, und ihr taten alle Muskeln weh. Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder entspannte.
    Sie schwebte näher an die Tür und presste das Ohr an das kalte Metall. Zuerst geriet sie in Panik, dann vernahm sie das leise Geräusch der Luftaufbereiter. Das Schiff hatte Energie und Luft, nur der Antrieb arbeitete nicht, und niemand öffnete eine Tür, ging vorbei oder redete. Vielleicht eine Mannschaftssitzung. Oder eine Party auf einem anderen Deck. Oder sie waren alle im Maschinenraum und führten eine wichtige Reparatur durch.
    Julie verbrachte den ganzen Tag damit, zu lauschen und zu warten.
    Am siebten Tag war der letzte Wassertropfen verbraucht. Seit vierundzwanzig Stunden war niemand mehr in Hörweite gekommen. Sie saugte an einem Plastikschild, das sie vom Schutzanzug abgerissen hatte, bis sich etwas Speichel entwickelte, dann schrie sie. Sie schrie, bis sie heiser war.
    Niemand kam.
    Am achten Tag war sie bereit, sich erschießen zu lassen. Sie hatte seit zwei Tagen nichts getrunken, und ihr Abfallbeutel lief über. Sie stemmte sich mit den Schultern gegen die Rückwand des Spinds und drückte mit den Händen gegen die Seitenwände. Dann trat sie mit beiden Beinen so fest wie möglich zu. Die Krämpfe, die nach dem ersten Tritt einsetzten, ließen sie fast ohnmächtig werden. Sie kreischte.
    Dummes Mädchen, sagte sie sich selbst. Sie war dehydriert. Acht Tage ohne jede Bewegung, das war mehr als genug, um eine Muskelatrophie zu entwickeln. Wenigstens hätte sie sich mal strecken können.
    Sie massierte die steifen Muskeln, bis die Knoten verschwanden, streckte sich und konzentrierte sich, als wäre sie wieder im Dojo. Sobald sie ihren Körper unter Kontrolle hatte, trat sie zu. Und noch einmal. Wieder und wieder, bis durch einige Spalten Licht hereinfiel. Und weiter, bis die Tür so verbeult war, dass die drei Scharniere und der Riegel die einzigen Punkte waren, die das Türblatt noch am Rahmen festhielten.
    Ein letztes Mal, und der Riegel rutschte aus der Klammer. Die Tür schwang auf.
    Julie schoss aus dem Spind heraus, die Hände halb erhoben und bereit, entweder gefährlich oder verschreckt
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