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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
Autoren: James S. A. Corey
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Miller. Einen Moment später fügte er hinzu: »Wir können nicht nach Hause fliegen. Wir müssen zur Venus.«
    Sie schwieg eine Weile.
    »Du bist eine Kämpferin, Julie. Du lässt niemals zu, dass jemand dich herumstößt. Fang nicht jetzt damit an. Wenn wir zur Erde fliegen, dann …«
    »Dann isst es sie auch. Wie es mich gegessen hat.«
    »Genau.«
    Sie blickte zu ihm auf.
    »Ja«, sagte er noch einmal. »Genau so.«
    »Was geschieht dann auf der Venus?«
    »Vielleicht sterben wir. Ich weiß es nicht. Jedenfalls müssen nicht so viele Menschen mit uns sterben, und wir sorgen dafür, dass niemand dieses Zeug hier in die Finger bekommt«, sagte er und deutete in die Runde. »Falls wir aber nicht sterben, dann … dann wird es interessant.«
    »Ich glaube, das kann ich nicht.«
    »Doch, das kannst du. Hat dieses Ding all dies hier getan? Du bist klüger als die Viren. Du hast die Kontrolle. Bringe uns zur Venus.«
    Die Glühwürmchen tanzten um sie herum, das blaue Licht pulsierte leicht: hell und dunkel, hell und dunkel. Miller sah es ihr sofort an, als sie sich entschieden hatte. Ringsherum wurden die Lichter heller, die Grotte war in hellblaues Licht getaucht und war gleich darauf wieder so dunkel wie zuvor. Miller spürte etwas in der Kehle, das sich anfühlte wie der erste Anflug einer Heiserkeit. Er fragte sich, ob er überhaupt noch Zeit hätte, die Bombe zu deaktivieren. Dann sah er Julie an. Juliette Andromeda Mao. AAP-Pilotin. Erbin und Thronfolgerin von Mao-Kwikowski. Der Saatkristall einer Zukunft, die anders würde als alles, was er sich je erträumt hatte. Er würde reichlich Zeit haben.
    »Ich fürchte mich.«
    »Das musst du nicht«, beruhigte er sie.
    »Ich weiß nicht, was geschehen wird«, sagte sie.
    »Das weiß niemand. Aber du bist ja nicht allein.«
    »Ich spüre etwas im Hinterkopf. Es will etwas, das ich nicht verstehe. Es ist so groß.«
    Automatisch küsste er ihren Handrücken. Tief in seinem Bauch schmerzte etwas. Eine beginnende Krankheit, eine kleine Übelkeit. Die Vorboten seiner Verwandlung in Eros.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Alles wird gut.«

55 Holden
    Holden träumte.
    Schon immer hatte er Klarträume gehabt, und als er sich in seinem alten Elternhaus in Montana in der Küche sitzen und mit Naomi reden sah, wusste er sofort Bescheid. Er verstand nicht recht, was sie sagte, doch sie strich sich immer wieder die Haare aus den Augen, während sie Kekse knabberte und Tee trank. Aus irgendeinem Grund kam er nicht dazu, sich einen zu nehmen und hineinzubeißen, doch er roch sie wenigstens, und die Erinnerung an Mutter Elises Schokoladenhaferkekse war ihm lieb und teuer.
    Ein wohliger Traum.
    Dann flackerte es rot in der Küche, und etwas veränderte sich. Holden spürte sogleich, dass etwas nicht stimmte. Der Traum wandelte sich von warmen Erinnerungen zu einem Albtraum. Er wollte etwas zu Naomi sagen, brachte aber kein Wort heraus. Wieder ein rotes Flackern, das sie jedoch nicht zu bemerken schien. Er stand auf und trat an das Küchenfenster. Als der Raum zum dritten Mal rot flackerte, erkannte er die Ursache. Meteore stürzten vom Himmel und zogen blutrote Schweife hinter sich her. Irgendwie wusste er, dass es Bruchstücke von Eros waren, die durch die Atmosphäre schossen. Miller hatte versagt, der Angriff der Atomraketen war gescheitert.
    Julie kam nach Hause.
    Er drehte sich um und wollte Naomi warnen, damit sie weglief, doch inzwischen waren schon schwarze Tentakel durch den Boden gedrungen, hatten sie eingehüllt und bohrten sich an vielen Stellen gleichzeitig in ihren Körper. Aus Mund und Nase quollen sie wieder hervor.
    Holden wollte zu ihr eilen und ihr helfen, konnte sich jedoch nicht bewegen. Die Tentakel waren emporgeschossen und hatten auch ihn gepackt. Einer wickelte sich ihm um die Hüften und hielt ihn fest, ein anderer presste sich ihm auf den Mund.
    Mit einem Schrei fuhr er im dunklen Raum auf, in dem rotes Licht flackerte. Etwas hielt ihn an der Hüfte fest. Panisch kratzte er daran herum und hätte sich an der linken Hand fast einen Fingernagel abgebrochen, bis er sich endlich erinnerte, dass er sich auf dem Operationsdeck befand. Er saß auf seinem Stuhl und war bei null G angeschnallt.
    Er steckte den Finger, den er sich an einer Schnalle aufgekratzt hatte, in den Mund und atmete mehrmals tief durch die Nase ein und aus. Das Deck war leer. Naomi schlummerte unten in ihrer Kabine, Alex und Amos hatten dienstfrei und schliefen wahrscheinlich auch. Während der
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