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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
Autoren: James S. A. Corey
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gerade wie in seiner Erinnerung. Erst als er die Tränen wegwischen wollte und mit dem Handschuh gegen das Helmvisier stieß, wurde ihm bewusst, dass er weinte. So konnte er nur energisch blinzeln, um die Tränen zu vertreiben.
    All die Zeit, dieser weite Weg. Jetzt hatte er gefunden, was er suchte.
    »Julie.« Er legte ihr die freie Hand auf die Schulter. »He, Julie, wach auf. Du musst jetzt aufwachen.«
    Sein Raumanzug verfügte über verschiedene Medikamente. Wenn nötig, konnte er ihr Adrenalin oder Amphetamine geben. Doch er wiegte sie nur leicht hin und her. So hatte er es mit Candace an einem schläfrigen Sonntagmorgen getan. Damals, als sie noch seine Frau gewesen war. Damals in einem fernen, fast vergessenen Leben. Julie runzelte die Stirn, öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    »Julie, du musst jetzt aufwachen.«
    Sie stöhnte und hob hilflos einen Arm, um ihn wegzuschieben.
    »Komm zurück zu mir«, drängte er sie. »Komm zu mir.«
    Sie öffnete die Augen. Es waren keine menschlichen Augen mehr, rote und schwarze Schleier waren in ihnen zu erkennen, die Iris war von dem gleichen leuchtenden Blau wie die Glühwürmchen. Nicht menschlich, aber immer noch Julie. Sie bewegte lautlos die Lippen. Dann sagte sie:
    »Wo bin ich?«
    »Auf der Eros-Station«, erklärte Miller. »Aber sie ist nicht mehr das, was sie früher einmal war. Sie ist auch nicht mehr dort, wo sie war, und …«
    Er drückte auf das Geflecht unter ihr, prüfte, ob es hielt, und hockte sich darauf, als säße er auf ihrer Bettkante. Er war unendlich müde und fühlte sich leichter, als es hätte der Fall sein sollen. Es hatte nichts mit der niedrigen Schwerkraft zu tun. Diese irreale Leichtigkeit hatte nichts mit dem müden Körper zu tun.
    Julie wollte wieder reden, rang mit sich, hielt inne, versuchte es noch einmal.
    »Wer bist du?«
    »Ja, wir sind uns offiziell nie begegnet, was? Ich bin Miller. Früher auf Ceres habe ich für die Star Helix Security gearbeitet. Deine Eltern haben uns unter Vertrag genommen, aber es war eher ein Gefallen, den man Leuten wie ihnen eben erweisen muss. Jedenfalls sollte ich dich finden, dich schnappen und dich in die Schwerkraftsenke schicken.«
    »Eine Entführung?« Ihre Stimme klang jetzt kräftiger, der Blick wirkte konzentriert.
    »Eigentlich eine ziemlich alltägliche Sache.« Miller seufzte. »Allerdings habe ich es vermasselt.«
    Flatternd schlossen sich ihre Augenlider, doch sie sprach weiter.
    »Mit mir ist etwas passiert.«
    »Ja.«
    »Ich habe Angst.«
    »Nein, nein, nein. Hab keine Angst. Es ist schon gut. Auf eine verrückte Art und Weise ist alles gut. Hör mal, im Moment fliegt die ganze Station sehr schnell zur Erde.«
    »Ich habe geträumt, ich flöge ein Rennen und wäre auf dem Heimweg.«
    »Ja, das müssen wir unterbinden.«
    Sie öffnete die Augen. Jetzt wirkte sie verloren, gequält, einsam. Eine blau glitzernde Träne rann aus dem Augenwinkel.
    »Gib mir deine Hand«, sagte Miller. »Nein, ich meine, du musst etwas für mich festhalten.«
    Sie hob langsam den Arm, die Anhängsel wogten wie Seetang in einer leichten Strömung. Er nahm das Terminal, drückte es ihr in die Hand und legte ihren Daumen auf den Schalter.
    »Das musst du festhalten. Lass ja nicht los.«
    »Was ist es?«, fragte sie.
    »Das ist eine lange Geschichte. Lass nur nicht los.«
    Die Alarmsignale des Anzugs kreischten ihn an, als er die Versiegelung des Helms löste. Er schaltete sie ab. Die Luft roch seltsam – nach Essigsäure und Cumin, außerdem war da ein dunkler, starker Moschusduft, der ihn an Tiere im Winterschlaf denken ließ. Julie sah ihm zu, als er die Handschuhe ablegte. Sofort sprang das Protomolekül ihn an, bohrte sich in seine Haut und die Augen und wollte mit ihm das tun, was es schon mit allen anderen auf Eros getan hatte. Es war ihm egal. Er nahm ihr das Handterminal wieder ab und verflocht seine Finger mit ihren.
    »Du fährst diesen Bus, Julie«, sagte er. »Wusstest du das nicht? Ich meine, kannst du es erkennen?«
    Kühl, aber nicht kalt berührten ihre Finger seine Hand.
    »Ich kann … ich spüre etwas«, sagte sie. »Ich habe Hunger. Nein, es ist kein Hunger, sondern … ich will etwas. Ich will zurück zur Erde.«
    »Das können wir nicht tun. Du musst den Kurs wechseln«, erwiderte Miller. Was hatte Holden gesagt? Geben Sie ihr die Venus. »Fliege stattdessen zur Venus.«
    »Das ist nicht das, was es will«, antwortete sie.
    »Das ist das, was wir anbieten können«, erklärte
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