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Leuchtend

Leuchtend

Titel: Leuchtend
Autoren: Emma Green
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die mich überkommt, dennoch bin ich überrascht, in welchen Zustand mich dieser Mann versetzt. Er sieht noch viel besser aus als auf den Fotos, und er scheint mir durch seinen undurchschaubaren Blick und seinen ausgeprägten Unterkiefer größer und strenger, als ich ihn mir vorgestellt hätte. Dem überwältigenden Quintett gelingt es nicht, mich auf andere Gedanken zu bringen und ich muss aufpassen, nicht zu häufig zu meiner Linken zu sehen.
    Widerstehe, Amandine, widerstehe …
    Ich strenge mich an, doch unsere Blicke kreuzen sich ständig und jedes Mal werde ich sofort ganz schwach. Peinlich berührt beschließe ich, auf die Toilette zu gehen, um mein Make-up aufzufrischen und meine Erregung zu kaschieren, die wahrscheinlich alle Leute sehen werden, wenn das Licht wieder angeht. Ich husche an den Gästen vorbei und verlasse den Ballsaal wie ein kleines Mäuschen. Die Halle ist leer. Ich gehe zu einer Tür, die, so glaube ich, zu den Toiletten führt, und bin erstaunt, als ich mich plötzlich hinter den Kulissen jener Bühne befinde, auf der die Musiker spielen. Der schwere schwarze Vorhang streift mich, als ich versuche, in völliger Dunkelheit den Türknauf jener Tür zu finden, durch die ich gerade hereingekommen bin. Das Stück von Schubert nimmt mich mit auf eine weite Reise und ich verweile einige Minuten ruhig im Dunkeln, um die bezaubernde Musik zu genießen. Plötzlich spüre ich die Anwesenheit einer anderen Person, und als ich den Raum rasch verlassen will, fühle ich, wie mich jemand am Handgelenk packt. Ein kurzer Schrei entringt sich meiner Kehle, doch ich fasse mich schnell wieder und versuche zu verstehen, was geschieht. Ich verspüre einen langen und schweren Atem ganz in meiner Nähe, mein Handgelenk wird immer noch von dieser eisernen Hand umklammert, und dennoch habe ich seltsamerweise keine Angst. Als meine Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnen, erkenne ich vor mir schließlich das Gesicht von Gabriel Diamonds. Ich stammle schnelle, unzusammenhängende Sätze vor mich hin, als er seine freie Hand auf meinen Mund legt, um mich zum Schweigen zu bringen."Endlich kann ich Sie berühren", murmelt eine warme Stimme in mein Ohr.
    Bevor ich seiner sanften Stimme und diesen kristallklaren Augen, die mich verschlingen, vollends verfalle, befreie ich mich aus seinen Fängen. Seine Reaktion sagt viel über seinen Charakter aus, denn er bewegt sich nicht und sieht mich weiterhin an. Er ist so selbstsicher und so unbefangen, dass ich mich in seiner Nähe ganz klein fühle! Wir stehen ungefähr einen Meter voneinander entfernt und ich habe die Gelegenheit, ihn genau anzusehen. Ich glaube, dass ich noch nie zuvor in meinem Leben so einen schönen Mann gesehen habe. Seine Lippen sind noch viel sinnlicher als in meinem Traum! Als mir bewusst wird, dass ich ihn seit einigen Sekunden unentwegt anstarre, erröte ich wie ein keines Mädchen. Meine Verlegenheit scheint ihn zu amüsieren und er wirft mir ein neckisches Lächeln zu, das mir allerdings völlig gegen den Strich geht. Ich möchte ihn in die Schranken weisen, doch um die Musiker nicht zu stören, bin ich gezwungen zu flüstern, wodurch ich jegliche Glaubwürdigkeit verliere …
    "Es gefällt Ihnen wohl, junge, wehrlose Mädchen zu terrorisieren?"
    Für wen hält er sich eigentlich?
    "Nur, wenn sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind."
    Er spricht leise, doch seine deutliche Aussprache lässt seine Worte unaufhörlich in meinem Kopf widerhallen.
    "Ich habe kein Schild gesehen, wonach ich nicht hinter die Kulissen darf. Wie mir scheint, habe ich also auch kein Gesetz gebrochen."
    Meine Stimme ist nicht so selbstsicher und ruhig, wie ich es mir gewünscht hätte, und es fällt mir schwer, meine Emotionen im Zaum zu halten. Um dem Ganzen auch noch die Krone aufzusetzen, ist mein Blick ängstlich und ich werde nervös.
    Kurz gesagt bin ich gerade dabei, wie ein echter Dummkopf dazustehen.
    "Nein, ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich freue, die Gelegenheit zu bekommen, Sie nur für mich alleine zu haben."
    Träume ich, oder versucht er gerade, mich anzumachen? Und dieses kleine, schelmische Lächeln macht mich noch ganz verrückt!
    "Sie "haben" mich nicht, Monsieur. Ich gehöre niemandem."
    Aber was erzähle ich da eigentlich? Ich sollte besser gehen, bevor ich mich noch völlig lächerlich mache!
    Als ich gerade auf dem Absatz kehrt machen will, um meine Würde wiederzuerlangen und den Raum zu verlassen, stellt er sich mir plötzlich in den
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