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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02
Autoren: Jeaffery Deaver
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Neun Charlie Juliet von vierzehn auf acht.«
    O'Hare ist der geschäftigste Flughafen der Welt, und Air Traffic Control dirigierte sie in eine Warteschleife über einem westlichen Vorort, wo sie bis zur Landeerlaubnis kreisten.
    Zehn Minuten später forderte sie die funkverzerrte, aber angenehme Stimme auf: »Neun Charlie Juliet, gehen Sie Steuerkurs Null Neun Null im Gegenanflug für Landebahn auf 27 L.«
    »Null Neun Null, Neun Charlie Juliet«., bestätigte Tim.
    Carney blickte nach oben zu den Sternen im glitzernden Nachthimmel und dachte: Sieh mal, Percey, alle Sterne der Nacht...
    Und plötzlich überkam ihn ein ganz und gar unprofessioneller Wunsch, vielleicht der erste in seiner gesamten Laufbahn. Seine Sorge um Percey schoß wie eine Fieberkurve in die Höhe. Er mußte unbedingt mit ihr reden.
    »Übernimm du die Maschine«, rief er Tim zu.
    »Roger«, bestätigte der junge Mann und griff, ohne zu zögern, nach dem Steuerknüppel.
    Air Traffic Control meldete sich wieder krächzend: »Neun Charlie Juliet, gehen Sie auf viertausend runter. Bleiben Sie auf Kurs!«
    »Roger, Chicago«, antwortete Tim. »Neun Charlie Juliet von acht auf vier.«
    Carney wechselte die Frequenz seines Funkgeräts, um ein Uni-com-Gespräch zu führen. Tim blickte fragend zu ihm herüber. »Ich
    rufe nur kurz in der Firma an«, erklärte Carney. Als er Talbot an die Leitung bekam, bat er ihn, das Gespräch zu Percey durchzustellen. Während er wartete, ging er mit Tim die Litanei der Landevorbe
    reitungen durch. »Landeklappen... zwanzig Grad.« »Zwanzig, zwanzig, grün«, antwortete Carney. »Geschwindigkeits-Check.« »Einhundertachtzig Knoten.« Während Tim ins Mikrofon sprach - »Chicago, Neun Charlie Ju
    liet, durch fünf auf vier« -, hörte Carney, wie das Telefon in seinem
    Haus in Manhattan tausend Kilometer entfernt zu läuten begann. Mach schon, Percey, nimm ab! Wo bist du? Bitte... ATC meldete sich: »Neun Charlie Juliet, mit der Geschwindigkeit
    auf hundert acht null runtergehen. Übergebe jetzt an den Tower.
    Schönen Abend.« »Roger, Chicago. Hundert acht null Knoten. Schönen Abend.« Es klingelte zum dritten Mal. Wo zum Teufel war sie nur? Was war los? Der Knoten in seinem Magen wurde härter. Die Turbotriebwerke gaben ein pfeifendes, bohrendes Geräusch
    von sich. Die Hydraulik ächzte. In Carneys Kopfhörer fiepte die
    Statik. Tim gab durch: »Landeklappen dreißig Grad. Fahrwerk raus.« »Landeklappen, dreißig, dreißig, grün. Fahrwerk raus. Drei grün.« Dann, endlich - in seinem Kopfhörer ein hartes Klicken. Die Stimme seiner Frau: »Hallo?« Vor Erleichterung lachte er laut auf. Carney setzte gerade zum Sprechen an, als ein gewaltiger Ruck
    durch die Maschine ging. Die Wucht der Explosion war so stark, daß sie ihm im Bruchteil einer Sekunde die sperrigen Hörer vom Kopf riß und die beiden Männer nach vorne ins Instrumentenfeld schleuderte. Um sie herum schwirrten Metallsplitter, stoben Funken.
    Instinktiv griff Carney mit seiner linken Hand nach dem halb ab-gerisse-nen Steuerknüppel -eine rechte Hand besaß er nicht mehr. Er drehte sich zu Tim hinüber, gerade als dessen blutüberströmter, marionettenhaft wirkender Körper durch eines der klaffenden Löcher
    im Rumpf verschwand.
    »O mein Gott. Nein, nein...«
    Dann löste sich das gesamte Cockpit von dem zerberstenden Flugzeugrumpf und schoß in einer Spirale der Erde entgegen. In einen Feuerball aus brennendem Benzin eingehüllt, setzten Rumpf, Flügel und Triebwerke ihren Flug alleine fort.
    »Oh, Percey«, stöhnte er. »Percey...« Aber es gab schon längst kein Mikrofon mehr, das seine Worte hätte auffangen können.
    Groß wie ein Asteroid, gelblich wie Knochen.
    Die Sandkörner leuchteten auf dem Computerschirm. Der Mann saß vornübergebeugt, den Nacken verkrampft, die Augen vor Konzentration zusammengekniffen.
    In der Ferne war Donner zu hören. Der Morgenhimmel leuchtete gelb und grün, und jede Minute konnte ein Sturm losbrechen. Es war der verregnetste Frühling seit Menschengedenken.
    Sandkörner...
    »Vergrößern«, befahl er, und sofort wurde das Bild auf dem Computerschirm doppelt so groß.
    Seltsam, dachte er.
    »Cursor nach unten... Stop!«
    Er beugte sich wieder angestrengt nach vorn und studierte aufmerksam den Bildschirm.
    Sand ist die Freude eines jeden Kriminalisten, dachte Lincoln Rhyme: ein paar Körnchen nur, manchmal vermengt mit anderem Material; mit einem Durchmesser von 0,05 bis zu 2 Millimetern (alles, was größer
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