Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02
Autoren: Jeaffery Deaver
Vom Netzwerk:
Telefons lauschte, richtete er sich kerzengerade auf. Ihr Anrufbeantworter schaltete sich ein, und er legte das Telefon leicht beunruhigt in die Schale zurück.
    Er hielt den Wagen vorschriftsmäßig bei exakt neunzig Stundenkilometern genau in der Mitte der rechten Spur; wie die meisten Piloten war er ein überaus vorsichtiger Autofahrer. Anderen Piloten vertraute er, die meisten Autofahrer hingegen hielt er für unberechenbar.
    Im Büro von Hudson Air Charter auf dem Mamaroneck Regionalflughafen in Westchester wartete bereits ein Kuchen auf ihn. Die affektierte und stets leicht aufgedonnerte Sally Anne, die mal wieder wie die gesamte Parfümabteilung von Macy's roch, hatte ihn selbst gebacken, um den neuen Auftrag der Firma zu feiern. Sie trug die häßliche Brosche mit dem Doppeldecker aus Kristall, die sie von ihren Enkeln letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Wachsam huschten ihre Augen durch den Raum, um sicher zu gehen, daß auch jeder der etwa ein Dutzend Mitarbeiter ein ordentliches Stück der Kalorienbombe auf seinem Teller hatte. Ed Carney nahm ein paar Bissen Kuchen zu sich und besprach die Einzelheiten des Flugs mit Ron Talbot, dessen imposanter Bauch eine Vorliebe für Kuchen vermuten ließ, obwohl er sich hauptsächlich von Kaffee und Zigaretten ernährte. Talbot hatte eine Doppelfunktion. Er war Finanzmanager und zugleich für die Einsatzplanung verantwortlich und machte sich gerade eine Menge Sorgen: Ob die Ladung rechtzeitig ankommen würde, ob der Benzinverbrauch für den Flug richtig berechnet war und ob sie den Preis für den Auftrag richtig kalkuliert hatten. Carney reichte ihm den Rest seines Kuchens und empfahl ihm, sich zu beruhigen.
    Er dachte wieder an Percey, ging in sein Büro und griff zum Hörer.
    Noch immer nahm niemand ab.
    Aus seiner leichten Beunruhigung wurde echte Sorge. Leute mit Kindern und Leute mit einer eigenen Firma gehen immer ans Telefon, wenn es klingelt. Er knallte den Hörer auf die Gabel, dachte kurz daran, einen Nachbarn anzurufen und ihn zu bitten, einmal nachzusehen. Aber dann sah er, wie der große, weiße Lastwagen vor dem Hangar vorfuhr. 18.00 Uhr. Es war Zeit aufzubrechen.
    Als Talbot Carney gerade ein Dutzend Papiere zur Unterschrift vorlegte, tauchte der junge Tim Randolph auf. Er trug einen dunklen Anzug, ein weißes Hemd und eine schmale, dunkle Krawatte. Tim bezeichnete sich als »Copiloten«, was Carney zu schätzen wußte. »Erste Offiziere« waren Firmenleute, Erfindungen von Fluggesellschaften. Carney respek-tierte jeden, der den rechten Sitz beherrschte, verachtete aber jegliche Anmaßung.
    Lauren, Talbots großgewachsene, brünette Assistentin, trug ihr Glückskleid, dessen blaue Farbe den gleichen Ton hatte wie das Logo der Hudson Airline -die Silhouette eines Falken über einem mit Breiten-und Längengraden markierten Globus. Sie lehnte sich an Carney und flüsterte: »Jetzt ist alles okay, nicht wahr?«
    »Es wird schon gutgehen«, versicherte er ihr. Sie umarmten einander kurz. Auch Sally Anne nahm ihn in die Arme und bot ihm noch ein Stück Kuchen für den Flug an. Er lehnte ab. Ed Carney wollte aufbrechen, wollte weg von den Gefühlen, weg von den Feierlichkeiten. Weg vom Boden.
    Und kurz darauf war er allem entronnen. Drei Meilen über dem Boden, steuerte er einen Lear 35 A, den besten Privatjet, der je gebaut wurde. Die Maschine war schnittig wie ein Hecht, hatte keinerlei Kennzeichnung oder Insignien - nur ihre N-Registriernummer prangte auf dem blankpo-lierten Silber.
    Sie flogen auf einen phänomenalen Sonnenuntergang zu -eine perfekte orangerote Scheibe, die in ein wildes, purpur- und rosafarbenes Wolkenmeer eintauchte und dabei ihre letzten Strahlen gen Himmel schickte.
    Nur ein Sonnenaufgang war ähnlich beeindruckend. Und nur ein Sturmgewitter war spektakulärer.
    Es waren 1150 Kilometer bis zum O'Hare Flughafen, und sie brauchten für die Strecke weniger als zwei Stunden. Air Traffic Control Center in Chicago bat sie höflich, auf vierzehntausend Fuß runterzugehen und übergab sie dann für das letzte Stück an Chicago Approach Control.
    Tim übernahm den Funkkontakt: »Chicago Approach. Lear Vier Neun Charlie Juliet im Anflug auf vierzehntausend.«
    »Guten Abend, Neun Charlie Juliet«, meldete sich ein entspannt wirkender Fluglotse. »Gehen Sie runter, und bleiben Sie dann auf achttausend Fuß. Luftdruck Chicago 30 Punkt eins, eins Inches. Erwarten Sie Radar-führung für siebenundzwanzig Links.«
    »Roger, Chicago.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher