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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi
Autoren: Herbert Dutzler
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meinte, ein Aufglimmen von Interesse in ihren Augen zu bemerken. „Die Sabrina hat uns alles erzählt“, fuhr Gasperlmaier fort. „Sie hat das nicht für sich behalten können. Es war ihr zu schwer.“ Die Augäpfel der Natalie bewegten sich, ohne dass sie Gasperlmaier direkt anblickte. „Für dich ist es auch leichter, wenn endlich alles herauskommt. Das ist ja kein Leben, so!“ Gasperlmaier wies mit einer unbestimmten Geste auf die zusammengekauerte Natalie. „Hör einmal zu: Das mit dem Stefan, da sind wir uns sicher, das war Notwehr. Schließlich hat er dich …“ Gasperlmaier überlegte, wie er den sexuellen Aspekt, den er nicht direkt ansprechen wollte, ja konnte, deutlich machen sollte. „Also, er hat dich gegen deinen Willen gezwungen. Und du hast das nicht geplant, da war kein Vorsatz!“ Gasperlmaier fragte sich, ob er da nicht auf dem besten Weg war, der Natalie etwas in den Mund zu legen, was sie entlasten konnte. Aber, auf der anderen Seite, wozu war er sonst da, als ihr die Sache ein wenig leichter zu machen? „Und du hast ihn doch bestimmt auch nicht umbringen wollen, du wolltest ihn doch nur …“ Neuerlich überlegte Gasperlmaier, wie fortzusetzen war. „Du wolltest, dass er weggeht. Dass er dich in Ruhe lässt. Du wolltest, dass er endlich aufhört.“ Na ja, dachte Gasperlmaier, jetzt habe ich der Natalie mit meiner Hausfrauenpsychologie erklärt, was sie gewollt hatte, und er fragte sich, ob das wirklich eine so gute Idee gewesen war. Jedenfalls warf sie ihm endlich einen Blick zu, und zwar, ohne in Tränen auszubrechen, ohne zu zucken, ohne loszubrüllen. „Muss ich ins Gefängnis?“, fragte sie unvermittelt. „Ich geh nämlich nicht ins Gefängnis. Lieber bring ich mich um.“
    Gasperlmaier vollführte einige Gesten, die er für beruhigend hielt, wusste aber keine Antwort. „Niemand kommt ins Gefängnis!“, sagte die Christine bestimmt. Sie stand in der Tür, ohne dass Gasperlmaier sie heraufkommen gehört hatte, und offenbar hatte sie Natalies Worte mitgehört. „Wir fahren jetzt alle ins Krankenhaus. Die Natalie und die Evi brauchen psychologische Betreuung und keine Polizei. Und du, Gasperlmaier, du brauchst einen Arzt, der sich um dein Knie kümmert.“
    Wunderbar, dachte Gasperlmaier, dann sind wir morgen früh alle zusammen im Krankenhaus, alle Überlebenden der Katastrophe. Und Gasperlmaier fragte sich, ob er den nächsten Kirtag würde genießen können. Mit einem Blick auf die Natalie, die von der Christine in den Arm genommen worden war, dachte er, dass das wohl sehr stark davon abhängen würde, wie es dem Mädchen in einem Jahr ging.

Herbert Dutzler

    © Foto: Haymon Verlag
     

Zum Autor
    Herbert Dutzler, geboren 1958, aufgewachsen in Schwanenstadt und Bad Aussee, lebt als Lehrer und LehrerInnenbildner in Schwanenstadt. Veröffentlichung von Lehrbüchern für den Deutschunterricht. Sein Debüt Letzter Kirtag ist 2011 bei Haymon erschienen.
     

Impressum
    © 2011
    HAYMO N verlag
    Innsbruck-Wien
    www.haymonverlag.at
    Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
    Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
    ISBN 978-3-7099-7542-8
    Umschlag- und Buchgestaltung, Satz: hœretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol
    Autorenfoto: Haymon Verlag
    Diesen Krimi erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at .
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