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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi
Autoren: Herbert Dutzler
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hier. Das ist besser so.“ Zu Gasperlmaiers eigener Überraschung nickten alle. Dass seine Autorität so ernst genommen wurde, war er nicht gewohnt.
    Innerhalb weniger Minuten hatte die Christine sein Gesicht und seine freie Hand vom Blut gereinigt, ihm das Knie mit einer elastischen Binde verbunden, was nicht ohne Stöhnen und Schmerzensschreie abgegangen war, und ihm ein Glas Wasser und zwei Tabletten gebracht. Jetzt stand sie mit zwei Krücken vor ihm. Richtig, dachte Gasperlmaier bei sich, die haben wir noch vom letzten Skiunfall des Christoph zu Hause. Der brauchte sie leider fast jeden Winter, sodass man irgendwann darauf verzichtet hatte, sie der Krankenkasse wieder zurückzubringen.
    Gasperlmaier richtete sich auf und machte sich auf den Weg zur Haustür. Gerade als er im Vorhaus beim Telefon vorbeihumpelte, klingelte es. Gasperlmaier ließ eine Krücke los, erwischte zwar den Hörer noch, ging dann aber mit einem Schmerzensschrei zu Boden. Christine nahm den Hörer, aus dem immer wieder ein aufgeregtes „Hallo? Gasperlmaier?“ erklang, noch bevor sie dem stöhnend auf dem Boden Liegenden zu Hilfe kam. „Ja?“, meldete sie sich. „Eingeknickt ist er. Am Knie tut’s ihm weh“, sagte sie, nachdem sie ein paar Sekunden zugehört hatte. Kurz hielt sie die Hand über die Muschel und flüsterte ihm zu: „Die Frau Doktor Kohlross!“ Während die Christine telefonierte, half sie dem Gasperlmaier so weit auf, dass er sich an die Wand lehnen konnte. Wieder entfuhr seinem Mund gequältes Stöhnen. „Machen Sie sich um meinen Mann mal keine Sorgen“, entgegnete die Christine am Telefon, „Unkraut verdirbt nicht!“ Gasperlmaier fand, sie hätte seinen Zustand mit etwas mehr Einfühlsamkeit darstellen können und musste über ihren Scherz nicht lachen.
    Die Christine hielt ihm den Hörer hin. „Gasperlmaier, wie geht’s Ihnen? Am Handy hab ich Sie nicht erreicht“, hauchte die Frau Doktor mehr, als dass sie sprach. „Geht schon!“, brummte der. „Das Handy, das ist hin. Seit der Rauferei. Sie sollten sich lieber schonen und nicht telefonieren.“ „Gasperlmaier, es ist aber wichtig. Ich hab den Obduktionsbefund bekommen, vom Doktor Naglreiter. Auf den ist zweimal eingestochen worden, mit zwei verschiedenen Messern. Wahrscheinlich auch von zwei Personen, zu verschiedenen Zeitpunkten, wobei der letzte Stich mit der zweiten Waffe tödlich war, die davor eher oberflächlich.“ Gasperlmaier blieb der Mund offen stehen. „Ja, das wollte ich Ihnen sagen. Morgen ermittelt statt mir jemand anderer weiter, ich bin ja nicht einsatzfähig. Und wenn ich mir Ihr Geschrei anhöre, glaube ich, Sie gehen auch besser ins Krankenhaus.“ „Gute Besserung. Und danke für den Anruf“, brummte Gasperlmaier anstatt einer Antwort und legte den Hörer auf.
    Mühsam rappelte er sich hoch und saß schließlich, nach ausgiebigem Ächzen und Stöhnen, neben der Christine im Auto. „Nach der Natalie muss noch jemand mit einem Messer auf den Doktor Naglreiter losgegangen sein“, sagte er. „Gut für die Natalie“, antwortete die Christine. „Und wir wissen natürlich auch, wer das war!“ Die Christine trat aufs Gas, dass es Gasperlmaier in den Sitz drückte, und grinste verschmitzt. Gasperlmaier war ratlos. Woher konnte die Christine wissen, wer nach der Natalie dem Doktor ein weiteres Messer in den Bauch gerammt hatte? „Überleg doch!“, forderte die Christine Gasperlmaier auf, „die Natalie muss aufs Klo. Mit wem war sie auf dem Kirtag? Mit dem Stefan. Es kann ja nur jemand gewesen sein, der mitbekommen hat, wie sich die Natalie gegen den Doktor Naglreiter gewehrt und ihn verletzt hat. Wer kann sie gesucht haben, als sie nicht beim Klo war? Der Stefan. Wer hatte ein Motiv, den Doktor Naglreiter endgültig umzubringen? Der Stefan. Wer hatte eine Mordswut auf seinen Vater, als er mitgekriegt hat, dass der auf die Natalie losgegangen war? Der Stefan. Natürlich muss das so passiert sein, dass die Natalie davon gar nichts mitbekommen hat. Der Stefan hat sich bei ihr gar nicht mehr blicken lassen, sodass sie glauben musste, sie habe seinen Vater getötet, als sie am nächsten Tag von dessen Tod erfuhr. Und diese Situation wollte der Stefan für seine eigenen Zwecke ausnutzen!“
    Gasperlmaier erschien das logisch, aber er mochte es gar nicht glauben. Zunächst bringt der Ehemann die Ehefrau um, dann der Sohn den Vater, und schließlich muss auch noch der Sohn ins Gras beißen. Ob sich diese komplizierte Geschichte auch
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