Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi
Autoren: Herbert Dutzler
Vom Netzwerk:
müssen.
    Die Judith und die Frau Schwarz saßen im Vorhaus auf einer Holzbank, die neben der Garderobe stand, wohl, um den Hausbewohnern das An- und Ausziehen der Schuhe zu erleichtern. Die Judith hatte ihre Decke mit der Frau Schwarz geteilt und sah dem Gasperlmaier recht gefasst entgegen, während das tränennasse Gesicht der Frau Schwarz gelegentlich zuckte. Als sie Gasperlmaier sah, schluchzte sie auf. Judith legte ihr beruhigend den Arm um die Schulter. Wie das möglich sein konnte, dachte Gasperlmaier. Als sie gekommen waren, war die Judith ein Häufchen Elend gewesen, und dann bricht in ihrem Haus ein Kampf aus wie in einem Saloon zu den besten Zeiten des Wilden Westens, und sie erfängt sich und muss nun ihre Betreuerin trösten. „Ich schick euch die Feuerwehr“, sagte Gasperlmaier zur Judith, die ihn fragend ansah. „Na ja, ihr braucht’s ja wen, der hier aufräumt, der die zerbrochenen Scheiben abdeckt und so weiter.“ Judith warf einen Blick auf das Chaos, als nehme sie es zum ersten Mal wahr. „Ja, wirklich“, sagte sie, „da muss jemand aufräumen. Das kann ich nicht.“ Gasperlmaier nickte. „Ich ruf gleich an. Soll ich noch bleiben, bis sie da sind?“ Die Judith schüttelte den Kopf, während die Frau Schwarz den Gasperlmaier ängstlich fixierte, als wolle sie weder erklären, er solle dableiben, weil sie sich fürchte, noch der Judith widersprechen.
    Gasperlmaier vergaß auf sein Knie, belastete den Fuß im Versuch, einen Schritt zur Tür hin zu tun, worauf ein Schmerzblitz seinen Körper durchzuckte, sodass er meinte, der Kopf werde ihm vom Hals gerissen. Schon lag er auf dem Teppich, der die roten Keramikfliesen bedeckte. Noch im Liegen gewahrte Gasperlmaier ein Paar Teleskopstöcke, wie man sie zum Bergwandern benutzte, und fragte: „Sie borgen mir doch die Stöcke bis morgen?“ Die Judith nickte nur. Gasperlmaier rappelte sich auf, schnappte sich die Stöcke und machte sich humpelnd auf den Weg. „Also, die kommen eh gleich!“, versuchte er die Frauen anstatt eines Grußwortes zu beruhigen. Schon bei der Gartenmauer erinnerte er sich daran, dass sein Handy zertrümmert im Garten der Naglreiters lag, blieb stehen und rief nach der Judith, denn den Weg zurück wollte er sich nicht noch einmal antun. Die kam fast sofort aus der Haustür geschossen. „Ist was passiert?“ Gasperlmaier schüttelte den Kopf. „Sie müssen selber, ich meine, ich brauch Ihr Handy, wegen der Feuerwehr. Meines ist ja kaputt.“ Schwer atmend nahm er das Handy der Judith und stellte fest, dass er ein flaches Rechteck ohne Tasten in Händen hielt, und drehte es ratlos zwischen den Fingern. Die Judith war, wie Gasperlmaier fand, schnell im Begreifen. „Ich wähl.“ Gasperlmaier sagte ihr die Nummer, worauf sie auf dem Bildschirm herumtippte und ihm das Gerät reichte. Gasperlmaier erklärte dem diensthabenden Kollegen von der Feuerwehr die Situation, der versprach, eine Mannschaft zu schicken, die das Haus der Naglreiters notdürftig für die Nacht zusammenflicken würde.
    „Danke, Sie haben mir sehr geholfen.“ Ein, wie Gasperlmaier fand, warmer Blick der Judith streifte ihn, als er sich mühsam humpelnd auf den Weg in die Finsternis machte. Die Judith blieb am Zaun stehen. Gasperlmaier wandte sich um. „Ist noch was?“ „Herr Gasperlmaier, kann ich Sie wo hinbringen? Sie können doch mit dem Fuß nicht …“ Gasperlmaier überlegte. Er hatte zum Haus der Kitzers gewollt, und die fünfhundert Meter würden eine Qual werden. Am Ende war es gescheiter, sich erst nach Hause bringen zu lassen, seine Frau um einen Verband für das Knie zu bitten und dann wieder mobiler zu sein. „Wenn das geht?“ Die Judith nickte, verschwand aus seinem Blickfeld und kam hinter dem Haus mit einem schicken weißen Auto hervor, dessen Fabrikat Gasperlmaier nicht auf Anhieb erkannte. Sie hielt neben Gasperlmaier und wollte schon aussteigen, um ihm in den Sitz zu helfen, worauf Gasperlmaier heftig abwinkte, die Tür aufriss und die Stöcke hinter den Beifahrersitz warf. Sich an Sitzlehne und Türrahmen abstützend kroch er auf den Sitz, wobei er kurz vor dem glücklichen Ende eine so unglückliche Bewegung vollführte, dass sich sein Schmerz in einem lauten Schrei Luft machte, der ihm unendlich peinlich war. „Geht schon!“, schnaufte er, während ihm die Nachwehen des Schmerzes noch das Wasser in die Augen trieben.
    Wenige Minuten später waren sie vor Gasperlmaiers Haus angelangt, und diesmal leistete er keinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher