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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place
Autoren: Ross Thomas
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Haynes atmete hörbar durch den leicht geöffneten Mund, in dessen linkem Winkel sich unübersehbar der Speichel sammelte.
    »Sie sind ja wirklich wahnsinnig«, sagte Keyes.
    »Wenn Sie aufgebracht, stocksauer und wütend meinen, dann haben Sie völlig recht: Ich bin wahnsinnig. Zwei der drei Menschen, die sie umgebracht hat, waren Freunde von mir - meine ältesten Freunde. Haben Sie einen Wagen dabei?«
    Keyes befreite seinen Ellbogen mit einem Ruck aus Haynes' Griff, rieb ihn und sagte: »Ein Stück weiter oben an der Straße.«
    »Machen wir eine Spazierfahrt und unterhalten uns dabei. Thema Nummer eins wird das Undean- Memo sein.«
    Keyes legte den Kopf schief und betrachtete Haynes beinahe mitfühlend. »Sie wissen wohl gar nicht, daß Sie verrückt sind.«
    Haynes hob einen Zeigefinger an seine Lippen. »Psst. Man hört uns sonst.«
    Als sie Keyes' dunkelblauen Buick erreichten, starrte Haynes fünfzehn Sekunden auf den Wagen, ohne sich zu bewegen oder zu atmen.
    »Den verdammten Wagen hab' ich schon mal gesehen«, sagte er, ging langsam um das Auto herum und trat gegen zwei der Reifen. Dann wirbelte er zu Keyes herum und sagte: »Das ist der verdammte Wagen, aus dem sie auf mich geschossen hat.«
    »Sie?«
    »Ihre Frau, die Millionenerbin. Muriel Lamphier Keyes.«
    »Sie hat auf Sie geschossen, hm?«
    »Letzte Nacht beim Bellevue Motel in Bethesda. Niemand außer Muriel wußte, daß ich dort war. Sie hat mit einem Gewehr vom Kaliber.22 geschossen, wahrscheinlich mit Hochdruckladung. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie mich umnieten können. Eine tolle Schützin!«
    »Haben Sie sie gesehen?«
    »Gleich nachdem sie auf mich geschossen hat, habe ich exakt den gleichen Wagen abzischen sehen wie eine aufgescheuchte Schlange. Jetzt werde ich darin mitgenommen. Es gibt Leute, die mögen Zufälle, aber ich hasse sie.« Haynes hörte sich sogar noch unglücklicher an, als er fragte: »Ist das wirklich Ihr Auto?«
    Eilig schloß Keyes die Beifahrertür auf, so als müsse er beweisen, daß er der Besitzer sei. Haynes stieg ein. Als Keyes am Lenkrad saß, sagte Haynes: »Muriel hat sich Ihren Wagen letzte Nacht ausgeliehen, stimmt's? Ganz sicher war es so. Wahrscheinlich ist sie auf diesen Sitz hier gerutscht, hat dieses Fenster hier heruntergedreht, die Kante als Auflage benutzt - vielleicht hatte sie sogar ein Stativ dabei -, dreimal abgedrückt, peng, peng, peng, und mich absichtlich um ein paar Zentimeter verfehlt.«
    Keyes ließ den Motor an und sagte: »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Treten Sie ruhig für sie ein, ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus.«
    Aufseufzend fragte Keyes: »Wohin?«
    »Die Connecticut entlang bis zur Stadtgrenze. Eine nette Tour, die uns reichlich Gelegenheit zum Reden gibt.«
    »Über dieses Undean-Memo«, sagte Keyes, als er in den Verkehr einfädelte. »Um was es sich dabei auch handeln mag.«
    Haynes schwieg beinahe zwei Minuten, dann knurrte er seine Frage. »Wo, verdammt noch mal, war sie am Sonntagmorgen, unmittelbar nach dem großen Schneefall?«
    »Das geht Sie einen feuchten Kehricht an, aber sie war bei einer alten Freundin in McLean.«
    Haynes' Gesichtsausdruck wurde gerissen, sein Tonfall andeutungsvoll. »Ist Muriel eine gute Skiläuferin?«
    »Sie war nicht zum Skilaufen in McLean.«
    »Nein, aber sie ist auf Skiern direkt bis vor Gilbert Undeans Haustür in Reston gefahren, oder? Maskiert und vermummt und eingepackt, so daß keiner erkennen konnte, ob es Frau, Mann oder irgendwas dazwischen war. Undean hat sie eingelassen. Kann man ihm wirklich nicht vorwerfen, schließlich hielt sie ihre Knarre auf ihn gerichtet. Sie gehen die Treppe hinauf in sein Büro. Vielleicht unterhalten sie sich ein bißchen, vielleicht auch nicht. Oder vielleicht schwelgen sie in Erinnerungen an die Zeiten in Vientiane, als Muriel sich beim Bumsen mit dem Mann einer anderen Frau erwischen ließ, und wie die Frau durchgedreht ist und ihn erschossen hat und dann mit Muriel um die Waffe kämpfte, aber Muriel gewann und die Frau erschoß. Das alles stand in Undeans Memo.«
    »Also wirklich«, sagte Keyes.
    »Für Sie ist das ein alter Hut, nicht wahr, Ham? In dem Memo heißt es, Sie waren derjenige, der das Geld von Saigon nach Vientiane geschafft hat, mit dem der schlitzäugige General bezahlt wurde, der die ganze Angelegenheit unter den Teppich kehrte. Er muß ja wirklich ein schönes Stück Scheiße gewesen sein. Aber es war kein totaler Verlust, denn schließlich haben
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