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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place
Autoren: Ross Thomas
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Sie damals Muriel kennengelernt, nicht?«
    »Damals habe ich sie kennengelernt«, sagte Keyes und hielt vor einer roten Ampel an der Columbia Road.
    »Muß gar nicht so schwer sein, sich in eine Schönheit zu verlieben, die sechzig Millionen auf der Bank hat. Die meisten Männer hätten nicht die mindesten Probleme damit - auch wenn Muriel ein bißchen verdreht ist. Nehmen Sie beispielsweise den guten Gilbert Undean. Er hat ihr Geheimnis nach all den Jahren noch bewahrt.«
    »Welches Geheimnis?« fragte Keyes und verriet erstmals ein wenig Interesse.
    »In seinen Aufzeichnungen behauptet Undean, die zweihunderttausend Dollar für das Schlitzauge seien Agency-Geld gewesen. Waren sie aber nicht. Es war Muriels Geld. Für Sie ist das natürlich nichts Neues, denn Sie waren ja der Kofferträger, der das Geld nach Vientiane geschleppt hat.«
    Keyes wirkte verblüfft. »Wollen Sie behaupten, die zweihunderttausend kamen nicht von der CIA?«
    »He! Ich hab' etwas gesagt, was er noch nicht gewußt hat! Frage: Wo haben Sie soviel Bargeld in Saigon bekommen? Bei einer Bank? In der Botschaft?«
    »Es wurde mir überbracht.«
    »Von wem?«
    »Schlaue Frage.«
    »Weißer?«
    »Ja.«
    »Haben Sie eine Quittung unterschrieben?«
    »Nie.«
    »Da haben Sie's. Es war kein Agency-Geld. Es kam von Muriel. Wollen Sie wissen, was wirklich passiert ist?«
    Keyes zuckte die Achseln.
    »Das hab' ich nicht verstanden, Ham.«
    »Ich werde zuhören.«
    »Okay. Hier ist die wahre Story. Nachdem Steady mit dem General einig ist, daß die Sache unter den Teppich gekehrt wird, sagt er Muriel, sie muß zweihundert Riesen lockermachen - alles in bar. Gut, Muriel hätte die Agency drum bitten können. Und vielleicht hätten sie das Geld bereitgestellt, vielleicht aber auch nicht. Aber sie hätte ihnen gestehen müssen, daß sie die Ehefrau umgebracht hat, und wäre hochkant aus der Agency geflogen. Richtig?«
    »Vielleicht.«
    »Also gut, zweihundert Riesen sind für Muriel kein Problem«, sagte Haynes und dachte an die Information, die Erika McCorkle ihm von Padillo übermittelt hatte. »Aber der schlitzäugige General gehört zur Bargeld-lacht-Brigade, und soviel Geld kann auch Muriel in zwölf Stunden nicht in bar auftreiben. Aber Steady weiß, wie.«
    »Ganz bestimmt«, sagte Keyes.
    »Steady kennt ein paar Drei-für-zwei- Schwarzmarkttypen in Saigon, die Muriel die zweihundert Riesen vorstrecken, wenn sie eine Woche oder zehn Tage später dreihundert Riesen zurückzahlt. Was sind schon hundert Mille Miese für jemanden wie Muriel? Also sagt sie, super, wir machen's!«
    »Ich bezweifle, daß sie >super< gesagt hat, aber fahren Sie fort.«
    »Okay. Sie und Steady haben das Geld beisammen, aber jetzt brauchen sie eine Möglichkeit, es schnell von Saigon nach Vientiane zu schaffen. Sehr schnell. Und an der Stelle kommen Sie ins Spiel, Ham.«
    »Steadys Wahl. Wahrscheinlich sollte ich mich geschmeichelt fühlen.«
    »Sie waren die erste Wahl, weil Steady sich ausmalte, daß es bei Ihnen klingelt, wenn Sie den Namen Lamphier hören. Das Klingeln der Registrierkasse. Sie kennen doch noch die altmodischen Registrierkassen, die klingeln, wenn man .«
    »Jetzt übertreiben Sie«, sagte Keyes.
    Haynes lächelte nicht nur wegen seiner Registrierkassen-Metapher, sondern auch, weil Keyes so gereizt darauf reagierte. »Ich wette, es war Liebe auf den ersten Blick. Muriel und Sie.«
    »Kaum«, sagte Keyes. »Sind Sie sicher, daß Undean nicht wußte, daß es Muriels Geld war?«
    »Absolut sicher. Die einzigen, die es wußten, waren Muriel und Steady - plus die Drei-für-zwei- Burschen in Saigon.«
    »Aber Sie haben gesagt, in Undeans Aufzeichnung habe nichts darüber gestanden.«
    »Wollen Sie mich einen Lügner nennen, Ham?« sagte Haynes und versuchte, die Frage wie eine leise Drohung klingen zu lassen. Mit dem Ergebnis war er nicht unzufrieden.
    »Nur neugierig«, sagte Keyes.
    »Ich nehme Ihre Entschuldigung an.«
    »Ich habe keine ausgesprochen.«
    »Aber der Gedanke war da, und dummer Fragen wegen sollte ich Ihnen keinen Vorwurf machen. Wäre ich mit einer Frau verheiratet, die drei Menschen umgelegt hat, würde ich auch alles über sie wissen wollen, was ich kriegen kann.«
    »Bitte, beantworten Sie meine Frage«, sagte Keyes.
    »Okay. Die Sache mit dem Geld habe ich in Steadys Memoiren gefunden.«
    »Sie haben sie gelesen?«
    »Was hätte ich sonst tun sollen - die Seiten ablecken?«
    »Wann?«
    »Direkt nachdem ich sie gestern gefunden hatte - oder war
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