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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place
Autoren: Ross Thomas
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einnahm.
    »Lesen? Was?«
    Bevor einer der beiden antworten konnte, kam das Dienstmädchen herein, das direkt vor der Wohnzimmertür gewartet haben mußte, um sich zu erkundigen, was es bringen oder abtragen sollte. In leidlichem, wenn auch stockendem Spanisch bestellte Muriel Keyes Kaffee und Brötchen.
    Als das Mädchen das Zimmer verließ, wandte Muriel Keyes sich wieder an McCorkle und sagte: »Sie haben gesagt, ich solle etwas lesen?«
    »Eine Mitteilung des verstorbenen Gilbert Undean«, sagte Padillo. »Sie haben ihn doch gekannt, nicht wahr?«
    »Vor langer Zeit.«
    »Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen?«
    »Ja. Er war hier, um meinen Mann aufzusuchen. Letzten Freitag, glaube ich. Ziemlich spät.«
    McCorkle und Padillo sagten nichts. Als das Schweigen dreißig Sekunden währte, sagte sie: »Warum hat Mr. Undean dir eine Mitteilung geschickt, Michael?«
    »Er hat sie mir nicht geschickt.«
    »Wer dann?«
    »Tinker Burns hat sie geschickt. Indirekt. Tinker ist der, den dein Anwalt in Paris engagiert hat, damit er für dich was erledigt.«
    »Was hätte das sein sollen?«
    »Er sollte herausfinden, ob Steady Haynes dich in seinen Memoiren erwähnt. Du bist doch noch an den Memoiren interessiert, oder?«
    »Nicht annähernd so sehr, wie ich es einmal war. Ich meine, dieses spezielle - wie soll ich es nennen? - Problem ...«
    »Problem ist gut«, sagte McCorkle.
    »Ich meine, dieses spezielle Problem ist bereinigt.«
    »Tut mir leid, Muriel«, sagte Padillo. »Es fängt gerade erst an.«
    Granville Haynes, der den alten Cadillac steuerte, näherte sich um 9.45 Uhr McCorkles Wohnung an der Connecticut Avenue, als Erika sagte: »Ich will ein Jahr lang deine Sklavin sein, wenn du mich in die Versammlung einschmuggeln kannst.«
    Haynes lächelte. »Ich würde, wenn ich könnte.«
    »Aber später bekomme ich einen detaillierten Bericht.«
    »Alles.«
    »Mein Gott, wird das interessant«, sagte sie und beugte sich hinüber, um ihn zum Abschied zu küssen, während er vor dem alten grauen Bau im Halteverbot stoppte. Der Fahrer hinter ihm begann sofort zu hupen.
    »Bleib neben dem Telefon«, sagte er, als sie ausstieg und sich umdrehte, um dem Huper den gestreckten Mittelfinger zu zeigen, was ein erneutes Hupkonzert auslöste. Als sie die Tür ins Schloß drückte, sagte Haynes lauter: »Und laß deine Tür verschlossen!« Sie nickte zum Zeichen, daß sie verstanden hatte, und lief auf das Haus zu.
    Haynes fuhr auf der Connecticut weiter, um den Dupont Circle herum und fand vor dem Haus 1633 einen Parkplatz, direkt neben der Stelle, an der früher der inzwischen abgerissene Junkanoo- Nightclub gestanden hatte.
    Er warf ein paar Münzen in die Parkuhr, sah auf die Uhr und stellte fest, daß er noch fünf Minuten hatte. Er zog den Kragen seines neuen Mantels um das Kinn zusammen, steckte die Hände in die Taschen und stieß wieder auf McCorkles Waffe. Sie fühlte sich kalt an, und er sah keinen Grund, den Griff mit seiner rechten Hand zu umklammern.
    Obwohl er absolut pünktlich war, traf Haynes um zehn Uhr als letzter im Büro des ehemaligen Senators ein. Für Haynes hatte das Büro den ledrigen Geruch eines Schuhgeschäfts - so wie Schuhgeschäfte rochen, bevor sie anfingen, massenweise Turnschuhe zu verkaufen.
    Haynes schüttelte zuerst Hamilton Keyes die Hand, weil dies Bestandteil des Geschäftsrituals zu sein schien. Er schüttelte selbst Howard Mott die Hand, der ihn mit dem ehemaligen Senator bekannt machte. Der Senator hatte den professionell schnellen Händedruck eines Politikers beibehalten.
    Haynes setzte sich in einen der drei Ledersessel vor dem repräsentativen Schreibtisch. Er saß neben Mott, durch diesen von Hamilton Keyes getrennt. Der Senator, hinter dem Schreibtisch thronend, setzte ein kurzes, geschäftsmäßiges Lächeln auf und sagte: »Nun, meine Herren, ich denke, wir können anfangen.«
    Als niemand Einspruch erhob, fuhr er fort: »Wir werden heute vormittag Gebote auf das Copyright an einem schriftlichen Werk des verstorbenen Steadfast Haynes austauschen. Der Titel des Werks lautet Zum Söldner berufen, besagtes Copyright ist im Besitz von Mr. Haynes' Sohn Granville, welcher der alleinige Eigentümer ist.«
    Bestätigung erheischend blickte er in die Runde und erntete ein Nicken von Howard Mott. »Die Dokumente für die Durchführung des Verkaufs sind von Mr. Mott aufgesetzt worden, der Mr. Haynes' Rechtsvertreter ist. Ich habe sie geprüft und ihre Ordnungsmäßigkeit festgestellt.
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