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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place
Autoren: Ross Thomas
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das vorgestern? Aber lassen Sie mich wiederholen, was ich eben im Büro des Senators über die Memoiren gesagt habe: Sie wären ein Stoff für einen tollen Film!«
    »Darf ich fragen, wo Sie das Manuskript gefunden haben?«
    »Klar. In Steadys Wagen. Er hatte ein altes Cad- die-Kabrio, das er mir in seinem Testament vermacht hat, und ich bin damit durch die Gegend gefahren. Als wir einen Platten hatten und ich den Reifen wechseln wollte, lag das Manuskript wie in einem gemütlichen Nest unter dem Reserverad. Und möchten Sie noch was über Muriel wissen - über sie und den alten Caddie?«
    Keyes nickte, als traue er seiner Stimme nicht mehr.
    »Muriel hat klammheimlich versucht, den Caddie zu kaufen, weil sie vermutete, das Manuskript könnte in ihm versteckt sein. Natürlich hat sie es nicht selbst versucht. Statt dessen hat sie einen Berufskiller engagiert, um den Wagen zu kaufen, einen gewissen Horace Purchase. Schon mal von ihm gehört?«
    »Ich glaube, ich habe seinen Namen in der Post gelesen«, sagte Keyes.
    »Nun ja, sieht so aus, als hätte Purchase drei Aufträge - oder Ziele - gehabt. Nummer eins war, mich abzuknipsen - und das ist ihm im Willard beinahe gelungen. Nummer zwei: Versuche Steadys alten Caddie zu kaufen. Das hat er nicht geschafft, aber Nummer drei hat er erledigt.«
    Haynes verstummte und wartete auf Keyes' Frage, was Nummer drei sei. Keyes fragte statt dessen: »Sind Sie sicher, daß Muriel ihn engagiert hat?«
    »Wer sonst?«
    Keyes zuckte die Achseln und fragte zurück: »Was war die dritte Aufgabe? Von diesem Purchase, meine ich?«
    »Dabei ging es um eine Art Rückversicherung. Falls er den Caddie nicht kaufen konnte, sollte er versuchen, einen Sender anzubringen. Sie wissen schon, so ein elektronisches Peilgerät.«
    »Und hat er das gemacht?«
    »Was glauben Sie wohl, wie Muriel mich da draußen im Bellevue Motel gefunden hat und auf mich schießen konnte, obwohl keiner wußte, wo ich war?« Haynes lachte leise. »Allerdings ist mit dem Sender was Komisches passiert.«
    »Was?«
    »Ich habe ihn gefunden und an die Karosserie eines Taxis gepappt.« Erneut lachte er. »Wer mir auf der Spur war, muß beinahe durchgedreht sein, als er dem Taxi kreuz und quer durch die ganze Stadt zum Dulles folgte.« Diesmal kicherte Haynes in der Hoffnung, damit einen neurotischen Eindruck zu erzeugen.
    Offenbar mit Erfolg, denn Keyes fragte: »Geht es Ihnen gut?«
    »Klar geht's mir gut. Wieso sollte es mir nicht gut gehen?«
    Keyes ignorierte die Frage und stellte seinerseits eine: »Haben Sie noch ein Exemplar von Undeans Memo?«
    »Nicht vom Original. Aber ich habe einen Durchschlag, und Sie wollen jetzt bestimmt wissen, woher ich ihn habe, richtig?«
    Keyes nickte nur, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
    »Ich denke mir, Muriel hat den Originaltext an sich genommen, nachdem sie den guten alten Undean erschossen hat. Aber den Durchschlag hat sie übersehen. Tja, und wer kam keine Minute später ins Haus geschneit, wenn nicht Tinker Burns persönlich, der geborene Schnüffler. Tinker findet den Durchschlag unter Undeans Schreibunterlage, nachdem er gerade die Cops angerufen hat, deshalb bleibt ihm nur noch Zeit zum Rumschnüffeln, bis sie eintreffen. Eines müssen Sie begreifen: Hätten die Cops den Durchschlag gefunden, wäre das Muriels Abgang gewesen. Ich meine, die Aufzeichnung nagelt sie einfach fest. Motiv. Gelegenheit. Alles, was man so braucht. Aber als Tinker den Text liest, riecht er nur noch Geld. Und da er ohnehin auf ihrer Lohnliste steht, weiß er genau, auf welchen Knopf er zu drücken hat.«
    »Auf ihrer Lohnliste?« fragte Keyes, ohne sich die Mühe zu machen, seine Überraschung zu verbergen.
    »Nun ja, vielleicht nur auf der Reserveliste. Der
    Senator hat ihn in Paris engagiert, weil Muriel Gerüchte über Steadys Manuskript gehört hatte. Und da Tinker sowohl mit Steady als auch mit Isabelle auf gutem Fuße stand, schien es möglich, daß sie ihm einen Blick in die Memoiren ermöglichten, so daß er feststellen konnte, ob Muriel erwähnt wird. Und falls ja, wie sie erwähnt wird. Sie wissen schon: gut oder schlecht.«
    »Und wird sie erwähnt?« fragte Keyes.
    »Was hat das mit Tinker Burns zu tun?« fragte Haynes. »Bleiben wir bei ihm. Okay?«
    »Erst einmal«, sagte Keyes.
    »Bevor Tinker sich überhaupt darum bemühen kann, die Memoiren einzusehen, stirbt Steady. Aber weil er schon bezahlt worden ist, fliegt Tinker zur Beerdigung ein und fängt an herumzuschnüffeln,
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