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Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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werden Sie gewartet haben, und der heutige Tag, der wird Ihnen, wie ich Sie nun mal kenne, Sturmbannfuehrer, wie Weihnachten vorkommen!
    Dann bis spaeter,
    ...
    Doktor Tarnat
    Obersturmfuehrer.
    Kurt Schmelz zerriss das Papier sofort, legte die Fetzen im Aschenbecher zu einem Häufchen zusammen, zündete es an und sah dem Verbrennen zu, während er kurz über diesen Arthur Nebe sinnierte, der doch offenbar über Jahre hinweg alle zum Narren gehalten haben musste. Was für ein Charakter!
    Und während sein Erstaunen einer Dankbarkeit wich, die stetig größer wurde, je mehr Ermittlungsrichter Doktor Kurt Schmelz vom Nebebericht las, vergaß er alles um sich herum und jeden.
    Diese Seiten müsse der Chef der Kripo offensichtlich für sich selbst als eine Art Rückversicherung angefertigt haben, meinte Schmelz:
    Akte Pohl: Obergruppenfuehrer, Stellvertreter des Reichsfuehrers SS Himmler, war maechtiger als Himmler, bevor Kaltenbrunner auf den Plan trat. Kaltenbrunner jetzt gut fuer Himmler, der jetzt mehrere Quellen hat. Himmler durch Kaltenbrunner nicht mehr von Pohl abhaengig, aber Kaltenbrunner immer bessere Kontakte zum Fuehrer selbst. Pohl kann Kaltenbrunner nicht wie einst Heydrich auf seine Seite ziehen. Kaltenbrunner will alles. – Durch das imposante Reich seiner Verwaltungs- und Wirtschaftsabteilungen, die es im ganzen Reich gibt, erreicht Pohl jeden SS-Mann. Kann jeden die Abhaengigkeit fuehlen lassen und hat genug Mittel, um jeden zu bestechen und trotzdem noch Gewinn zu machen. Jeder SS-Mann ist irgendwie abhaengig von Pohl, wie in einer Einheit alle Schuetzen vom Koch und seinen Extraportionen abhaengig sind. – Er kontrolliert die Kanaele, durch die die Informationen zu Himmler gelangen. Versucht auch, Druck auf Kaltenbrunner auszuueben. Hat diesen Sicherheitsspezialisten noch nicht durchschaut. – De facto sind Pohl alle Konzentrationslager unterstellt. Ihn kuemmert die Reichsgerichtsbarkeit nicht. Straft und foerdert mit eigenem System. – Selbstherrlich. Sieht sich als Fuehrer unter Fuehrern. Nicht als Diener, erst recht nicht als Reichsdiener. Meint sich auf gleicher Ebene mit Himmler und Hitler. – Ihm unterstehen alle W–Be–triebe. – Verwendungsfaehige, bewiesene Sachlagen: Hauptwirtschaftslager der SS in Warschau. Fegelein und Fassbaender haben jede Menge Pelzfirmen beschlagnahmt, darunter „Mathan und Apfelbaum“, sowie viele Speditionshaeuser. Enorme Summen verdient durch Verkauf in Deutschland. Ein Zehntel ging an Pohl selbst.
    Brief Pohls an Koch, nach dessen erster Verhaftung und schnellen Freilassung: „Lieber Karl, vielen Dank fuer die Uebersendung des Keramik–Kunstwerkes aus Buchenwald. Ich freue mich, dass Du so schnell wieder entlassen wurdest, und ich versichere Dir, mich mit der ganzen Fuelle meiner Macht fuer Dich einzusetzen, falls wieder etwas geschehen sollte.“ – Pohl selbst hat fuer die Freilassung gesorgt. Brief liegt als Abschrift vor. „Keramikkunstwerk“ – klare Sache.
    Oswald Pohl verschiebt aus dem Konzentrationslager Oranienburg waggonweise Lederwaren, die dort auf seinen Befehl hin hergestellt werden. Die Quelle: V-Mann von Kommissar Corneli.
    Im Konzentrationslager Dachau hat Pohl eine Versuchsgaertnerei und eine Lehr- und Versuchskueche, wo allerhand auf die Seite geraeumt wird.
    Besonders Lebensmittel und Kaffee. Gleiche Quelle, die auch aussagt, Pohl kommt dort oft mit seinem Privatwagen vorgefahren, um Waren selbst abzuholen. Natuerlich ohne Quittung.
    Das WVHA ist aufs Gediegenste ausgestattet. In Pohls Arbeitszimmer haengt links eine Weltkarte in Relief, die aus edelsten Hoelzern der Welt zusammengestellt worden ist. Der Wert, laut Pohl selbst, 140 bis 160 Tausend Reichsmark. Keinem General wuerde so etwas ueber den Reichsetat gewaehrt werden. Herkunft noch unbekannt, kann aber angesichts der Einmaligkeit leicht ermittelt werden, bzw. Werkstatt, in der es hergestellt worden ist.
    Das Gut Ravensbrueck pompoes ausgebaut. Millionenbetraege geflossen, die aus den Konzentrationslagern kommen. Dieses Schloss, in dem Pohl residiert, hat im Keller zum Beispiel eine Bar im Schiffsstil. Jeden Abend riesige Feste. Auftrag, heimlich Fotos zu machen, ist erteilt.
    Er hat einen Mann samt Buero, der fuer ihn staendig in die Schweiz reist. Dieser Buchhalter, der nicht auf der offiziellen Mitarbeiterliste des WVHA steht, hat sein eigenes Buero in Pohls Etage. Geht’s noch bequemer?
    Im Konzentrationslager Herzogenbusch sitzen alle Diamantenschleifer von
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