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Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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Amsterdam ein und arbeiten fuer ihn. Sie schleifen staendig getragene Brillanten um, die aus anderen Lagern stammen und danach im Ausland verkauft werden. Umfangreiche Depots im Ausland. Gold wird geschmolzen. Der SS-Gruppenfuehrer Berger, nun Herr der besetzten Niederlande, macht mit Oswald Pohl gemeinsame Sache. Sie teilen sechzig zu vierzig. Schon wie bei der Brigade Dirlewanger. Die beiden sind unersaettlich.
    Die Sachwerte aus den Konzentrationslagern sollen ueber Oranienburg an die Reichsbank abgeliefert werden. Pohl kontrolliert das. Was kontrolliert er wirklich? Er hat mehrere Firmen, wozu? Alles geht auf keinen Fall an die Bank, vieles aber an seine Tarnfirmen.
    „Aktion Reinhardt“. Die Verwertung der Vermoegenswerte der Juden in den Ostgebieten. Gruppenfuehrer Globocznik. Arbeitet selbstaendig, nur Pohl direkt unterstellt. Die Kleider und Schuhe der toten Juden werden systematisch in den Lagern aufgetrennt, weil diese dort ihre Wertsachen (Geld, Wertpapiere, Gold, Brillanten) verstecken. Man sammelt alles, und der letzte Empfaenger ist: Pohl. Daher die Umsiedlung, um ans Vermoegen der Juden zu kommen. Die Rassenfrage ist Quatsch, es geht um das Vermoegen. Pohl steuert „Reinhardt“ und ist durch eine seiner Firmen Empfaenger, die nur einen Teil an die Reichsbank weitergibt. Systematische Unterschlagung. Das wird doch immer besser.
    „Osti“ – „Ostdeutsche Industriegesellschaft“. GmbH, die als Aufkaeufer von grossen Vermoegenswerten und eroberten Objekten (Fabriken, etc.) fungiert. Pohls Amt macht fast nur Geschaefte mit der „Osti“, in deren Aufsichtsrat seine Strohmaenner sitzen. Die „Osti“ gehoert ihm. Er streicht Gewinne ein, die dem Reich gehoeren. Eine Fabrik fuer Soldatenstiefel, die sich in Dresden befindet, hat Karl Koch von der „Osti“ gekauft. Verkaufspreis: zweiund-zwanzigtausend Reichsmark! Viel zu gering! Stiefel fuer Soldaten! Der Staat ist doch noch immer der treueste Geschaeftskunde, denn er bezahlt seine Rechnungen immer.
    Wer kennt die Zukunft, und wer glaubt nur, sie zu kennen? – Nicht das Wort ist im Anfang, das Schweigen ist es, das wissende Schweigen, welches vom Tod uebriggeblieben ist.
    Akte Kaltenbrunner: Obergruppenfuehrer, Stellvertreter des Reichsfuehrers SS Himmler, haelt sich im ‚Salon Britta‘ zwei feste Huren, obwohl verheiratet, drei Kinder. Er nennt die Huren Max und Moritz, sich selbst nennt er Vater Busch. Helena Schwertfeger (Max) ist zu einem Achtel Juedin, Traude Koschy (Moritz) ist morphiumabhaengig. Er hat dort ein eigenes Zimmer, das sogenannte Tante Bolte Zimmer, das er monatlich im Voraus bezahlt. Recherche hat ergeben, die Rechnung wird vom Spesenkonto des RSHA beglichen; Vorgang XP-03834: Kaltenbrunner verschwendet somit Steuergeld. Vorlieben: Franzoesischer(!) Champagner(!) mit russischem(!) Wodka(!), und Sex, bei der die Frau Miauen und Schnurren soll.
    Kaltenbrunner hat keinerlei Fronterfahrung, was ihm zu schaffen macht. Er glaubt, ohne Fronterfahrungen nicht ernst genommen zu werden. Das ist seine Schwaeche.
    Sehr intrigante Sau, mein lieber Herr Vorgesetzter. Man muss immer auf der Hut sein und immer den Trottel spielen.
    Auch Himmler hat Schiss vor ihm. Habe ich bei einer Besprechung bemerkt, in der Kaltenbrunner sagte, er koenne auch direkt zum Fuehrer gehen, ihm sei das gleich.
    Charakterloser Mensch, weil jemand, der seinen Charakter wie einen Motor ausstellen kann, sobald er am Schreibtisch sitzt, ja erst gar keinen haben kann.
    Wochenlang beobachtet, doch nie einen Zug offenbart. Wenn Gestapomueller ihn umschmeichelt, nickt er nur, wenn Himmler ihn anbruellt, nickt er nur, wenn Pohl ihn provoziert, nickt er nur, und wird er vor eine Entscheidung gestellt, weicht er erst immer mit einem sueffisanten Laecheln und der Floskel „Ich moechte lieber nicht“ aus, was stets allgemeine Heiterkeit hervorbringt. Zumal er dabei mit oesterreichischem Akzent spricht.
    Herkunft der Floskel: Sie stammt aus der Literatur des Feindes(!), gewisser Melville laesst sie staendig von einem einfachen Bueroangestellten aussprechen, der sich von heute auf morgen allem verweigert und so das ganze Amt ins Chaos stuerzt(!). Frechheit!
    Fanatiker, der sein Leben pragmatisch nach dem Wohl und Sinn des Fuehrers ausrichtet. Als die Gleichberechtigung in Oesterreich stetig zugenommen hat, der Sprachenstreit offen ausbrach, in den Aemtern und im Bildungswesen staendig um Posten gekaempft wurde, hat sich in Kaltenbrunner, der aus der Mittelschicht kommt,
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