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Leon, Der Slalomdribbler

Leon, Der Slalomdribbler

Titel: Leon, Der Slalomdribbler
Autoren: Joachim Masannek
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gebracht. Der Einzige, dem es noch gut ging, war Socke. Er bellte und wedelte mit dem Schwanz. Doch wir brauchten unbedingt eine Pause. Die Apfelsaftschorle verdampfte in unseren Kehlen und den einzigen Trost, den wir hatten, war die Gewissheit, dass es dem Dicken Michi und seinen Unbesiegbaren Siegern noch viel schlechter erging.

Der Dicke Michi ist nicht dumm
    Der Bolzplatz glich einer Geisterstadt und die Unbesiegbaren Sieger schmorten in ihrem eigenen Fett. Sie lagen halbtot um Willis Kiosk herum, oder besser gesagt, sie lagen zwischen den Trümmern von dem, was von Willis Kiosk noch übrig war.
    Bereits am ersten Tag, als der Dicke Michi begriff, dass es ohne Willi hier nichts zu trinken gab, hatte er den Kiosk zum Selbstbedienungsladen erklärt. Seine Mistkerle hatten nicht mit den Fäusten gegen die Holzwand gehämmert und die Augen zum Himmel verdreht. Nein, sie hatten einfach eine Axt mitgebracht und die Holzwand zertrümmert. Doch sie hatten dabei auch die Stromkabel beschädigt und in dem Gewitter der letzten Nacht hatte ein Kurzschluss alle Kühlschränke lahmgelegt. Die rettende Apfelsaftschorle hatte sich in klebrigen Honig verwandelt, und als der gierige Fettaugen-Franz trotzdem versuchte, eine dieser Flaschen zu trinken, wäre er beinahe erstickt.
    Hilflos lagen sie jetzt in der Mittagshitze herum und nur zwei von ihnen waren noch so bei Bewusstsein, dass sie nachdenken konnten.

    Der Erste war Sense und der schaute den Zweiten, den Dicken Michi, besorgt an.
    „Was machen wir jetzt?”
    „Halt die Klappe!”, fluchte Michi. „Wir werden morgen gewinnen, sonst nichts.”
    Sense nickte, doch sein Blick wanderte über ihre halbtote Mannschaft.
    „Ich mein ja nur ...”
    „Halt die Klappe!”, fuhr ihm Michi über den Mund und dieses Mal drohte er Sense zu schlagen.
    „Ja aber, ich mein doch nur”, traute sich Sense trotzdem, „wenn dieser Willi nicht hier ist, dann trainieren diese Mistkerle wirklich.”
    „Diese Mistkerle sind Liliputaner, ist das ein für alle Mal klar?”, fluchte der Dicke Michi. „Und jetzt halt endlich die Klappe! Ich versuche zu denken.”
    „Aha!”, staunte Sense und rutschte nervös auf dem Rasen herum.
    „Aber auch wenn sie Zwerge sind, Michi. Dieser Willi, ihr Trainer, ist immerhin mal Profi gewesen.”
    Er kratzte sich am Kopf und schaute den Dicken Michi ganz vorsichtig an.
    „Und ich mein, ganz vielleicht, hat er ja was aus ihnen gemacht. Es wär bestimmt nicht gut für dich, Michi, ähm, ich mein für uns alle, Michi, wenn du morgen verlierst.”
    Jetzt schlug der Dicke Michi zu. Seine Faust traf Sense direkt auf der Nase. Der schrie auf und sah ihn verdattert an. „Aber Michi, ich...!”
    „Aber was?”, herrschte Michi ihn an. „Hab ich ,Klappe halten!‘ gesagt oder nicht? Verflixter Mist! Dieser Willi ist nie Fußballprofi gewesen. Er hat in der Kreisklasse mit meinem Vater gekickt. Ja, mein Alter hat ihm höchstpersönlich das Knie ruiniert.”
    Und bei dieser Erinnerung hellte sich Michis Gesicht urplötzlich auf.
    „Kommt! Steht endlich auf, ihr dämlichen Quallen! Ich hab einen Plan!”
    Unterdessen trainierten wir wieder auf der Wiese am Fluss. Doch wir schafften es immer noch nicht. Bei fünf Pässen war spätestens Schluss. Socke war einfach zu schnell und wir wollten schon aufgeben, da sprang Willi auf und zeigte plötzlich eine ganz andere Seite, eine Seite, die wir bisher noch nicht kannten. Er hüpfte um uns herum wie ein Kobold, rannte trotz Hinkebein neben uns her und feuerte uns pausenlos an.
    „Los, Leon, rechts. Pass nach rechts. Juli ist frei! Ja, das war gut. Das war die ,Vier‘! Ja, und Marlon, du musst nach links. Nach links, jetzt bist du frei und, siehst du, das war die ,Fünf‘! Ja, und sofort mit der Hacke weiter zu Jojo! ,Sechs‘! Mann, seid ihr gut. Und Jojo, schau, da in der Mitte steht Markus. Los Markus, lauf!“
    Doch Markus blieb stehen und Socke hatte den Ball. Betreten schaute Markus zu Willi, doch der klatschte Applaus.
    „Hey, das war ein neuer Rekord! Seht ihr? Ihr müsst euch nur ständig bewegen, und Markus, du musst zum Ball hin.
    Geh ihm entgegen. Wart nicht auf ihn, dann hat auch Socke nicht den Hauch einer Chance! Los. Auf geht’s. Das nächste Mal klappt’s, dann seid ihr nicht nur die besten Fußballspieler, dann seid ihr die beste Fußballmannschaft der Welt!”
    Wir waren noch skeptisch, doch Willi steckte uns an. Wieder tanzte er um uns herum, und mit seinen Anweisungen und Tipps lief der Ball
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