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Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Titel: Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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herum, eilte mit drei großen Schritten zu ihr, zog sie in die Arme und hielt sie fest. Sie spürte, wie er zitterte.
    »Du bist gekommen, chérie ! Ich dachte, du würdest es nicht tun. Ich dachte, ich sehe dich nie wieder.«
    Lenobia lehnte den Kopf an seine Brust und atmete seinen Geruch ein: Pferde, Heu und den ehrlichen Schweiß eines Mannes, der tagtäglich hart arbeitete.
    »Ich musste nachdenken, Martin. Ich musste mich entscheiden.«
    »Entscheiden, chérie ?«
    Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen, in deren wunderschönem Olivgrün goldene Punkte wie Bernstein funkelten. »Zuerst muss ich dich etwas fragen. Hast du sie ins Meer springen sehen?«
    Ernst nickte er. »Ja, chérie . Es war schlimm.«
    »Hast du etwas gehört?«
    »Sie hat geschrien.«
    Lenobia holte tief Luft. »Ehe sie sprang, hat sie mich noch einmal angesehen, Martin. Ihre Augen waren von Frieden erfüllt, nicht von Furcht oder Schmerz. Und ich habe sie nicht schreien hören. Ich habe ihre Stimme gehört, vermischt mit einer anderen, die zu mir sagte, ich solle meinem Herzen folgen – und dass die Mutter mich immer beschützen möge.«
    »Die Nonne, sie war eine sehr heilige Frau – sehr fromm und gut. Ihr Geist war stark. Vielleicht war er es, der zu dir sprach. Und vielleicht ihre Maria, die sie so liebte.«
    Vor Erleichterung wurde Lenobia schwach zumute. »Dann glaubst du mir!«
    » Oui, chérie. Ich weiß, es gibt mehr in der Welt, als wir sehen und anfassen können.«
    »Das glaube ich auch.« Sie holte tief Luft, straffte die Schultern und erklärte so erwachsen und fest, dass sie selbst überrascht war: »Wenigstens jetzt glaube ich es. Und deshalb möchte ich dir Folgendes sagen: Ich liebe dich, Martin, und ich will mit dir zusammensein. Immer. Es kümmert mich nicht, wo und wie. Etwas in mir hat sich gewandelt, als ich Marie Madeleines Tod mit ansehen musste. Wenn das Schlimmste, was ich zu erwarten habe, wenn ich mich dafür entscheide, an deiner Seite zu leben, ein Tod in Liebe ist, dann will ich nach allem Glück greifen, das uns auf dieser Erde beschieden ist.«
    » Chérie , ich –«
    »Nein. Antworte mir nicht sofort. Nimm dir zwei Tage Zeit, nachdem wir angelegt haben, genau wie ich mir nun zwei Tage Zeit genommen habe. Du musst dir ganz sicher sein, Martin, egal wie deine Antwort lautet. Wenn du nein sagst, will ich dich nie wiedersehen. Niemals. Wenn du ja sagst, werde ich an deiner Seite leben und dir Kinder gebären. Ich werde dich bis zur Stunde meines Todes lieben – nur dich, Martin. Nur dich, das verspreche ich dir hoch und heilig.«
    Und ehe sie schwach werden, ihn anflehen und weinend umklammern konnte, drehte sie sich um, nahm die vertraute Bürste auf, trat in den Stall, begann die beiden Percherons zu streicheln und ihnen zur Begrüßung Koseworte zuzuflüstern.
    Langsam folgte Martin ihr. Ohne etwas zu sagen oder sie anzusehen, nahm er sich den hinteren der beiden Wallache vor und begann, dessen verfilzte Mähne zu kämmen. So war er für den Bischof nicht zu sehen, als dieser den Frachtraum betrat.
    »Stallknechtsdienste – nicht gerade eine Beschäftigung für eine junge Dame. Doch du bist ja keine Dame, nicht wahr, ma petite fille de bas ?«
    In Lenobias Magen wallte Übelkeit auf, doch sie drehte sich zu dem Mann um, der ihr eher ein Monster zu sein schien. »Ich habe Euch gebeten, mich nicht so zu nennen«, sagte sie und war stolz darauf, dass ihre Stimme nicht zitterte.
    »Und ich habe dir gesagt, dass ich ein kleines Kräftemessen schon immer geliebt habe.« Sein Lächeln hatte etwas von einem Reptil. »Doch Kräftemessen oder nicht, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du alles sein, was ich wünsche – Bastard, Hure, Geliebte oder Tochter. Alles.« Er kam auf sie zu. Das Licht in seinem Rubinkreuz glühte, als wäre es lebendig. »Wer wird dich wohl beschützen, nun da deine getreue Hüterin verbrannt ist?« Er hatte die Halbwand des Verschlags erreicht. Lenobia zog sich so weit wie möglich zurück und drückte sich an den Wallach. »Die Zeit ist knapp, ma petite fille de bas . Ich werde dich noch heute, ehe wir Nouvelle-Orléans erreichen, zur Meinen machen, dann wird es keinen Grund mehr geben, warum du diese Scharade der Unschuld aufrechterhalten und dich bei den Ursulinen in ihrem Kloster verschanzen musst.« Der Geistliche legte die Hand auf die Tür, um sie zu öffnen.
    Da trat Martin aus dem Schatten und stellte sich zwischen Lenobia und den Bischof. So ruhig er sprach, in der
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