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Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Titel: Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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Sie ist unter meinem Schutz – ich hab’s geschworen. Und mit Blut besiegelt.«
    »Oh nein, du verstehst nicht. Sie ist mein – ihrer Augen wegen. Ihrer Haare wegen. Und vor allem der Macht wegen, über die ich gebiete!« Der Bischof streckte seine Hände rechts und links nach den Fackeln aus. Die Flammen loderten qualmend auf, begannen an seinen Händen zu lecken. Da lachte er schrecklich, schöpfte die Flammen mit beiden Händen und schleuderte sie in das Heu, das ringsum in losen Ballen herumlag.
    Mit einem gewaltigen Fauchen gingen die Ballen in Flammen auf. Einen Moment lang fühlte Lenobia nur Hitze und Schmerz. Sie roch ihr eigenes brennendes Haar. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, doch in ihre Lungen drangen nur Hitze und Rauch.
    Dann spürte sie, wie Arme sie umschlangen – Martin, der sie mit dem Körper gegen den Brand abschirmte. Er hob sie auf die Arme und trug sie ruhig und gefasst durch den brennenden Stall.
    Die feuchtwarme Luft draußen war kühl gegen ihre versengte Haut. Da taumelte Martin. Sein Griff löste sich, und sie glitt zu Boden. Sie sah zu ihm auf. Er war so schrecklich verbrannt, dass nur noch seine Augen zu erkennen waren, olivgrün und bernsteinfarben.
    »Oh Gott, Martin! Nein!«
    »Zu spät, chérie . Zu spät für uns in dieser Welt. Aber andersmal. Ich verspreche es dir. Meine Liebe bleibt. Meine Liebe für dich, sie wird niemals enden.«
    Sie wollte aufstehen, nach ihm greifen, doch sie war seltsam schwach, und schon bei der ersten Bewegung schoss ihr ein grässlicher Schmerz den Rücken hinauf.
    Umrahmt vom Licht des brennenden Stalles kam der Bischof herangeeilt. »Stirb endlich und überlasse mir meine petite fille de bas !«
    Martin löste den Blick nicht von ihr. »Ich kann nicht bleiben, auch wenn ich es gern wollte. Aber ich verliere dich nicht. Ich finde dich wieder, chérie . Ich schwöre.«
    »Bitte, Martin. Ich will nicht ohne dich leben«, schluchzte sie.
    »Du musst. Ich finde dich, chérie «, wiederholte er. »Aber noch eines kann ich tun, jetzt und hier. À bientôt, chérie. Ich werde dich immer lieben.«
    Dann drehte er sich zum Bischof um. Dieser schnaubte spöttisch: »Noch am Leben? Nun, nicht mehr lange!« Unbeholfen stolperte Martin auf ihn zu. Dabei sprach er langsam und deutlich:
»Sie gehört zu mir und ich zu ihr!
Treu und Wahrheit spricht aus diesem Blut!
Nichts kann sie verderben, was Ihr tut.
Den angetanen Schmerz spürt zehnfach Ihr!«
    Als er dem Bischof ganz nahe war, änderten sich seine Bewegungen. Nur einen winzigen Augenblick lang war er wieder schnell und stark und gesund, doch dieser Augenblick war alles, was nötig war. Martins Arme schlossen sich um Charles de Beaumont, und in einem seltsamen Echo der Umarmung, mit der er Lenobia das Leben gerettet hatte, hob er den zappelnden, schreienden Bischof empor und trug ihn in das brennende Inferno zurück, das einmal ein Stall gewesen war.
    »Martin!«
    Lenobias Aufschrei wurde von dem panikerfüllten Wiehern der brennenden Pferde und den Rufen der Menschen übertönt, die nach Wasser, nach Helfern schrien. In all dem Lärm und Chaos blieb sie zusammengesunken und schluchzend mitten auf der Straße sitzen. Während sich der Brand ausbreitete und die Welt um sie herum zu einem Flammenmeer wurde, ließ sie den Kopf sinken und wartete auf das Ende.
    »Lenobia! Lenobia Whitehall!«
    Sie sah nicht auf. Erst beim Klappern von Hufen auf dem Kopfsteinpflaster kam sie zu sich. Von dem nervösen Tier glitt Medusa und kniete sich neben sie. »Kannst du reiten? Wir haben nicht viel Zeit. Die Stadt brennt!«
    »Lasst mich in Ruhe. Ich will auch verbrennen. Ich will bei ihm sein.«
    Medusas Augen füllten sich mit Tränen. »Dein Martin ist tot?«
    »Ich auch«, sagte sie. »Ich bin mit ihm gestorben.« Erst bei diesen Worten spürte sie die volle Tiefe des Abgrunds, den Martins Verlust in ihr geöffnet hatte. Es war zu viel – zu viel Schmerz für ihren kleinen Körper, und mit einem schrillen Schrei, wie man ihn nur von Witwen hört, sank sie nach vorn. Da barst die Rückennaht ihres Kleides, und Schmerz zuckte über ihre versengte Haut.
    »Tochter!« Medusa zog sie an sich, versuchte sie zu trösten. »Dein Rücken – du musst dringend auf das Schiff.«
    »Lasst mich«, schluchzte Lenobia wieder. »Ich habe geschworen, niemals einen anderen Mann zu lieben, und das werde ich auch nicht.«
    »Du kannst deinen Schwur auch halten und trotzdem leben. Lebe das Leben, das ihm nicht vergönnt
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