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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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zu erweitern. Rigels Hilfe war ihr dabei sehr willkommen. Sie wies ihm ein kleines Gebiet zu.
    Rigel ging denn auch mit Feuereifer an diese Arbeit. Aber sehr schnell erlahmte seine Begeisterung - er konnte sich auf der ganzen weiten Welt nichts Monotoneres vorstellen als dieses Aufnehmen und Vergleichen, fertig, der nächste, aufnehmen, vergleichen, fertig, der nächste. Selbstverständlich erledigte er das zuverlässig und aufmerksam, erstens, weil es für Gemma war, und außerdem, weil er gar nicht anders als zuverlässig arbeiten konnte. Aber er war doch froh, als Toliman sie beide zu sich herüber rief.
    »Seht euch an, was Mira gefunden hat«, sagte er. »Es handelt sich um folgendes: Bei x plus siebenundsiebzig pumpt der Kapitän die Aktivkomponente aus den Außentanks um. Ungefähr zwanzig Prozent bleiben aber drin. Bei x plus dreiundachtzig sprengt er die Außentanks ab. Bisher wußten wir nicht, warum, aber er hat das weitere Schicksal der abgesprengten Tanks aufgenommen. Wir zeigen euch jetzt die Protokollaufnahmen.«
    Gemma ersah aus der Protokollchiffre, daß es sich um eine multifrequente Aufnahme handelte, deren diskrete Aufnahmefrequenzen vom Radarbereich über das sichtbare Licht bis hin zur Röntgenstrahlung verteilt waren. Das wunderte sie zuerst, denn das Bild der abgesprengten Tanks war selbstverständlich ein Radarbild und auch als solches in der Darstellung erkennbar. Dann aber flammte der Bildschirm plötzlich auf, und auch die Kontrollampen der einzelnen Meßfrequenzen leuchteten. Ganz klar, die Tanks waren explodiert.
    »Danach folgt«, erklärte Toliman, »noch eine dreiviertel Stunde Höchstbeschleunigung, und, wie wir aus dem Treibstoffverbrauch errechnet haben, eine schnell abnehmende Belastung des Schutzfeldes. Ich glaube, der Kapitän hat sich mit dem Entkommen nicht zufriedengegeben, er hat versucht, die Anomalie zu sprengen, zu vernichten.«
    »Darum ist sie auch nicht zu finden!« warf Gemma ein.
    »Aha«, sagte Toliman erfreut und wandte sich Mira zu. »Da siehst du’s!«
    Mira schüttelte den Kopf. »Es gibt tausend mögliche Gründe dafür, daß wir die Anomalie nicht orten können. Kann sein, sie bewegt sich sehr schnell und senkrecht zu unserer Kurslinie. Kann sein, sie kreist um den Infraroten wie ein Planet. Oder ganz anders. Kann sein, sie pulsiert. Und so weiter.«
    »Kann alles sein«, sagte Toliman, »aber kann man das prüfen?«
    »Ja, seht ihr denn nicht«, rief Mira fast zornig, »daß die Größenordnung nicht stimmt! So eine winzige Explosion kann doch nicht etwas so Ungeheures.« Sie sah, daß sie tauben Ohren predigte, und hatte sich sehr schnell wieder gefaßt. »Ich muß noch was nachmessen. Gemma, hilfst du mir?« fragte sie. »Die Männer können inzwischen Essen machen, wie es Brauch ist!«
    Das erste Essen nach einer Anabiose wird immer gemeinsam eingenommen, später macht der Schichtrhythmus das leider unmöglich.
    Der Innenraum hatte - wie übrigens der KUNDSCHAFTER im Ganzen auch - eine kugelförmige Gestalt, etwa viereinhalb Meter betrug der Durchmesser. Ein künstliches Schwerefeld wirkte radial, so daß unten immer die Außenhaut und oben immer das Zentrum des Raumes war, wo man auch stand. Da kein Mensch ständig nach oben gucken kann, ohne Halsschmerzen zu bekommen, war jemand, der über dem Kopf stand, so gut wie in einem anderen Raum - man hörte ihn höchstens, sah ihn aber nicht.
    Auf dem Boden, der inneren Kugelfläche also, waren verschiedene Arbeits- und Lebensfunktionen in verschiedenen Ringen angeordnet, die durch hüfthohe Aggregat- oder Pultoder Möbelreihen voneinander abgegrenzt waren. Die beiden Männer hatten nach alter Sitte im Küchenring den Tisch gedeckt, und nun kamen die Frauen von oben herab - Gemma, indem sie lustig über die verschiedenen Ringe hopste, Mira dagegen mit dem Sprung durchs Zentrum, der war im allgemeinen verpönt, man tat das nicht, zu leicht konnte man sich oder andere verletzen; aber Mira war ebenso geschickt wie eigenwillig, und sie verletzte wenigstens in diesem Fall nur Tolimans Autorität, der sich einen Augenblick lang nicht klarwerden konnte, ob er sie rügen sollte oder ob das nicht alle als albern empfinden würden, und dann war schon der Augenblick verpaßt, es zu tun.
    Obwohl sich beide Frauen sehr locker bewegt hatten, machten sie ziemlich finstere Gesichter, als sie sich an den Tisch setzten, und das nicht etwa wegen des Essens, im Gegenteil, das lobten sie wortreich. Also mußten wohl die
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