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Leitstrahl für Aldebaran

Leitstrahl für Aldebaran

Titel: Leitstrahl für Aldebaran
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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auf das Ergebnis. Die Energiemenge, die das Schutzfeld verbraucht hatte, hätte ausgereicht, um einen kleineren Planeten zu sprengen.
    »Nein, das würde die ALDEBARAN wirklich nicht überstehen«, murmelte Toliman. Dann richtete er sich entschlossen auf, aber als er Mira jetzt ins Gesicht sah, zögerte er wieder. Er sah, daß sie etwas sehr beschäftigte, und es mußte wohl etwas anderes sein als das, was er eben ausgesprochen hatte.
    »Was geht dir durch den Kopf?« fragte er.
    »Die Wechselwirkung!« flüsterte Mira. Dann sah sie ihn an und begriff, daß er ihren Gedanken nicht folgte.
    »Das Schutzfeld reagierte«, sagte sie. »Reaktion setzt Aktion voraus. Was ist der Träger der Aktion? Der Raum ist doch leer? Und dann: Die Reaktion muß die Aktion binden. Irgend etwas muß sich verändern. Das kann doch nicht einfach so - verpufft sein.«
    »Wir waren uns doch einig«, erinnerte Toliman, »daß wir die Natur dieser Anomalie nicht ergründen können.«
    Toliman stockte. Mira war plötzlich so blaß geworden, wie er sie noch nie gesehen hatte. Auch sonst sah ihr Gesicht im Kontrast zu ihrem schwarzen Haar immer sehr hell aus, fast weiß, und eigentlich hätte niemand sich vorstellen können, wie das aussehen sollte, wenn dieses Gesicht erbleichte, aber jetzt sah er es.
    »Was ist mit dir, ist dir nicht gut?« fragte er.
    »Ja, ja«, murmelte Mira, »sicherlich, da waren wir uns einig...«
    »Willst du dich nicht einen Moment hinlegen?« fragte Toliman, jetzt schon sehr beunruhigt.
    Miras Gesichtszüge wurden einen Augenblick lang hart und scharf, dann löste sich ihre Schärfe in einem etwas mühsamen Lächeln, und sie sagte eine Spur zu forsch: »Nein, ist schon gut. Los, laß uns weitermachen!«
    Rigel hatte nicht die mindeste Vorstellung von all diesen Verwicklungen, den schon deutlichen wie den noch verborgenen. Das Schiff war intakt, Gemma war gesund - alles andere würde sich finden. Die Energiefrage? Großes Problem! Dazu hatte man doch die Aktivgeneratoren. Mit ihnen konnte man sozusagen die Sterne anzapfen. Ein kilometerweiter Schirm aus Sonnenkollektoren erzeugte Strom, und ein Kommutator verwandelte den Strom in Treibstoff-Aktivkomponente. Die Ausbeute war zwar in so großem Abstand vom nächsten Stern gering, aber Zeit hatten sie ja. Noch verbrauchten sie etwas mehr Energie, als der infrarote Stern jetzt schon liefern konnte, aber die Rechnung war einfach: Ihren Eigenverbrauch am antriebslosen Zustand würden sie senken können - und die Ausbeute der Anlage würde steigen. Dann würden sie von der gewonnenen Energie leben und sogar diese und jene Einschränkungen wieder aufheben können; und schließlich würde die ALDEBARAN kommen und sie aufnehmen.
    Das Ausbringen der Anlage war nicht schwierig, es war nur etwas zeitraubend und brauchte Geschick und Genauigkeit - eine Arbeit, wie Rigel sie liebte. Geräte, Techniken, Verfahren, komplizierte oder primitive, ganz wie es gebraucht wurde - das war seine Welt. Schließlich hatte die Menschheit in ihrer vieltausendjährigen Geschichte einen schier unermeßlichen Vorrat an Ver- und Bearbeitungsmethoden aufgehäuft ausschließlich zu dem Zweck, daß er, Rigel, sich dieses Vorrats nach Belieben bedienen sollte.
    Rigels Zuversicht hatte nichts mit Leichtsinn zu tun. Er hatte gelernt, Probleme und Aufgaben in zwei Arten einzuteilen: solche, die er lösen konnte, und solche, die er nicht lösen konnte und für die also andere zuständig waren; und auf diese anderen verließ er sich ganz selbstverständlich genauso, wie diese sich auf ihn verlassen konnten.
    Trotzdem war er immer bereit, den andern zu helfen, wo er konnte, und sei es mit ganz untergeordneter Zuarbeit. Am liebsten freilich half er Gemma.
    So setzte er sich gleich, nachdem er die Anlage zur Treibstoffgewinnung ausgebracht hatte, zu Gemma. Die machte kein sehr zufriedenes Gesicht. Bei anderen hätte Rigel das gar nicht gemerkt, aber bei Gemma fiel es ihm auf.
    »Nichts gefunden?« fragte er. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    Gemma erklärte ihm, was zu tun war. Man mußte den Standort weit entfernter Sterne aufnehmen und mit den Sternkarten vergleichen; ergab sich eine geringfügige Abweichung, so konnte das ein Indiz sein für den jetzigen Standort der Anomalie. Selbstverständlich konnten sie nicht den ganzen Himmel absuchen, sondern nur einen kleinen Sektor von wenigen Grad in der Richtung, aus der sie kamen. Aber eben da hatte Gemma nichts gefunden, und sie ging jetzt daran, den Sektor etwas
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