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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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Notiz zurückgelassen. Sie ging in die Küche und schenkte sich ein Glas Whiskey ein, trank es in einem Zug leer, um es sofort wieder zu füllen. Dann lief sie ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. Der General kam aus dem Schlafzimmer und beobachtete sie vom Fenstersims. Sie konnte nicht weinen. Sie dachte daran, Quinn anzurufen. Aber stattdessen schenkte sie sich noch einen Drink ein.

    Ein paar Tage später änderte sich das Wetter. Als Sweeney erwachte, wusste sie, dass etwas anders war. Der Herbst hielt Einzug. An jenem Nachmittag lief sie durch den Vorhof, wünschte sich, sie hätte einen Pullover angezogen, und dachte darüber nach, wie schnell es kalt geworden war. Sie wollte sich gerade ins Auto setzen, als ihr Handy klingelte. Es war Quinn.
    »Hi«, sagte er. »Hier spricht Tim. Tim Quinn.«
    Sie lächelte. »Hallo Tim Quinn.«
    »Ich wollte mich nur erkundigen, ob bei dir alles in Ordnung ist.«
    »Mir geht es gut. Und dir?«
    »Ja, ich denke, mir auch.« Eine Stille entstand, und dann flüsterte er: »Ich mache mir immer noch Vorwürfe, weil ich nicht besser auf ihn aufgepasst habe.«
    »Er wirkte so ruhig.«
    »Ich weiß, aber...«
    »Es ist nicht deine Schuld.« Es war die einzige Erwiderung, die ihr einfiel.
    »Ja. Nun, wie auch immer; wir konnten ein paar lose Enden zusammenfügen. Ich dachte, vielleicht interessiert es dich. Würdest du … Ich dachte, ich gehe heute Abend ins Flannery’s. Vielleicht hättet ihr, du und Ian, Lust, auf einen Drink vorbeizuschauen.«
    Sweeney hielt einen Moment inne. Sie wollte am Telefon nicht darüber sprechen. »Das hört sich gut an. Um wie viel Uhr?«
    »Ich bin wahrscheinlich ab sieben da.«
    »Okay, gut. Ich treffe dich dann dort.« Sie fragte sich, ob er das »Ich« in ihrem Satz bemerkt hatte und was er wohl darüber dachte.
    Wir werden sehen , sagte sie zu sich. Wir werden einfach abwarten.
     
    Er saß mit einem Guinness in einer Ecknische und hörte der Live-Musik zu, als sie kam. Sie sah nach unten und bemerkte,
wie er mit dem Fuß im Rhythmus an das Tischbein klopfte. Als er sie sah, lächelte er und winkte ihr zu.
    »Die Musik ist gut heute Abend«, sagte sie und setzte sich ihm gegenüber. »Bist du schon lange da?«
    »Zehn Minuten oder so.« Er schaute an ihr vorbei und fragte dann: »Wo ist Ian?«
    »Er ist gegangen.«
    »Zurück nach London?«
    »Vielleicht. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wo er gerade ist. Soviel ich weiß, befindet er sich noch in Boston. Aber er hat … er hat mich verlassen.«
    »Das tut mir leid.« Er wartete einen Atemzug lang. »Also gehst du nicht nach London?«
    »Nein, ich gehe nicht nach London.«
    Ihre Blicke trafen sich genau in dem Moment, als die Bedienung dazukam und Sweeney fragte, was sie wollte. Sie bestellte einen Scotch, und als die Kellnerin verschwunden war, schaute sie Quinn wieder in die Augen. Er hatte etwas sagen wollen, sie konnte es spüren. Aber stattdessen drehte er sich weg, um die Musiker zu beobachten, und berichtete: »Ich dachte, dich interessiert vielleicht, dass Denny Keefe sich bereiterklärt hat, gegen McMaster auszusagen. Wir haben ein paar von seinen Komplizen geschnappt, darunter auch einen der Männer, die Keefe damals vermöbelt haben. Und das FBI verfolgt eine heiße Spur, was die Bilder und Antiquitäten angeht, die 1979 entwendet wurden. Vielleicht tauchen die Schätze ja wieder auf.«
    »Das ist großartig. Wie geht es Tads Mutter? Seltsamerweise musste ich ständig an sie denken.«
    »Er hatte eine Lebensversicherung. Das erklärt, warum er sich auf diese Art umgebracht hat. Jede andere Möglichkeit hätte eindeutig auf Selbstmord schließen lassen, aber so konnte man es zu ihren Gunsten hindrehen: Er versuchte zu fliehen und wurde dabei versehentlich von einem Auto überfahren. Sie
wird das Geld ausbezahlt bekommen. Ich hoffe, dass sie damit ausgesorgt hat. Aber ich kann trotzdem nicht aufhören, mir die Schuld zu geben. Ich hätte es wissen müssen.«
    »Das konntest du nicht.« Sie betrachtete seine Hand, die auf dem Tisch lag, und wollte sie ergreifen. »Du musst die Verantwortung für das, was passiert ist, abgeben.« Er sah weg, und sie wechselte das Thema. »Du weißt, dass ich dachte, Jeanne Ortiz hätte möglicherweise etwas damit zu tun. Selbst noch nach der Sache mit dem Jungen.«
    »Ja, stimmt, hast du nicht herausgefunden, dass sie sich vor Karen Philips’ Tod oft im Museum aufgehalten hat?«
    Sweeney nickte. »Ich habe sie darauf angesprochen. Gestern. Es
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