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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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eines Morgens dabei beobachtet hatte, wie ich etwas aus dem Lager entwendet hatte. Und dass sie damit nicht zur Polizei gehen wollte, sondern die Sache mit Willem besprechen.
    Willem dachte, sie habe vor, ihn zu erpressen. Er beteuerte, dass er in Panik geraten sei. Er hielt den Verschluss in der Hand und... schlug zu. Es war wie in einem Traum. Als er den blutbesudelten Verschluss sah, war ihm, als habe es jemand anders getan und ihm dann das Tatwerkzeug in die Hand gedrückt. Erst später wurde ihm klar, dass Olga nie vorgehabt hatte, ihn zu erpressen. Sie fürchtete sich vor der Polizei und wollte ihm nur helfen.
    Wie auch immer, Willem ließ den Schrank unverschlossen und bearbeitete ihn mit seinem Taschenmesser, um es wie einen Einbruch aussehen zu lassen. Dann zog er die Handschuhe aus, wendete sie, stopfte sie in die Tasche und nahm seinen Trenchcoat, um den Verschluss darunter zu verbergen. So ging er nach oben zu Hutchinson.«
    Quinn erzählte für ihn zu Ende. »Er begleitete Hutchinson nach draußen, wandte der Überwachungskamera den Rücken zu und beugte sich nach vorn, als wolle er einen Schuh zubinden. Dabei warf er den Verschluss in den Mülleimer. Er wusste, dass man ihn finden würde. Er wusste es die ganze Zeit.«
    »Das war der Grund, weshalb ich an ihn denken musste«,
warf Sweeney ein. »Wenn Willem auch nur eine Sekunde lang geglaubt hätte, dass einer der Verschlüsse tatsächlich gestohlen worden war, hätte er total neben sich gestanden. Aber das tat er nicht. Ich weiß noch, wie ruhig er auf mich wirkte. Weil er wusste, wo sich der Verschluss befand. Er hatte die Gewissheit, dass ihm nichts passiert war.«
    »Mir war natürlich nicht sofort alles klar«, erklärte Tad. »Erst nachdem Sie mich gefragt hatten, ob der Schrank verschlossen gewesen sei, folgerte ich, dass es nur Willem gewesen sein konnte. Ich sprach ihn darauf an, oben, im dritten Stock. Es war niemand in der Nähe, und ich konfrontierte ihn damit, dass ich glaubte, er habe Olga getötet. Als ich ihm in die Augen schaute, wusste ich Bescheid. Er erzählte mir alles. Aber er beharrte darauf, dass es nicht seine Schuld gewesen sei. Er hatte getan, was er habe tun müssen. Ich sagte ihm offen, dass ich sein Geheimnis nicht für mich behalten würde. Da holte er plötzlich aus, um nach mir zu schlagen. Ich bin mir nicht sicher, was er als Nächstes tun wollte. Vielleicht hatte er vor mich umzubringen. Ich weiß es nicht. Er war richtig verzweifelt. Ich duckte mich und holte ebenfalls aus. Ich erwischte ihn an der Wange, worauf er sehr wütend wurde und weiter auf mich einschlug. Ich schubste ihn gegen den Balkon, und er beugte sich über das Geländer, wahrscheinlich versuchte er zu Atem zu kommen. Und dann sagte er, dass er mir die Morde an Karen Philips und an Olga anhängen und dass ich den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen würde. Ich schlug wieder und wieder auf ihn ein und dann... fiel er einfach über die Brüstung. Ich muss ihn unter dem Kinn erwischt haben, denn er machte einen Satz nach oben, bevor er vornüberkippte.
    Er schrie nicht. Ich weiß nicht, warum er keinen Schrei ausgestoßen hat. Vielleicht wollte er... ich weiß es nicht. Jedenfalls hat er nicht geschrien. Ich wusste, dass es keine Überwachungskameras auf den Balkonen gab. Deshalb ging ich einfach zurück in mein Büro und sammelte mich. Ich kämmte mir die
Haare, wechselte mein Hemd und wartete darauf, dass jemand kommen und mir erzählen würde, was passiert war.«
    Quinn erhob sich. Plötzlich war er so müde, dass er kaum noch das Gleichgewicht halten konnte. »Ich verstehe nicht, warum Sie für ihn den Mund gehalten haben. Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen, als Ihnen klar geworden ist, was sich zugetragen hatte? Was war der Grund für diese Loyalität?«
    Sweeney sah ihn flehend an, diese Frage nicht zu stellen. Tad sagte nichts, und schließlich blickte Sweeney mit ihren grünen Augen zu Quinn auf und erklärte schlicht: »Er hat ihn geliebt.«
    Tad weinte wieder. »Er konnte sehr... nett sein. Manchmal. Er konnte sehr, sehr nett sein.«
    »Ich muss Sie mit nach unten nehmen, damit Sie eine Aussage machen können«, sagte Quinn. »Sie haben Keane nicht absichtlich getötet, sondern in Notwehr gehandelt. Wenn Sie Glück haben, werden Sie dafür nicht zur Verantwortung gezogen.«
    Tad Moran wirkte nicht erleichtert. Sein Blick war nur traurig, als er zu Quinn aufsah. »Es tut mir so leid«, sagte er. »Es tut mir so schrecklich
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