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Leise Kommt Der Tod

Titel: Leise Kommt Der Tod
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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Wissen Sie, wo er hingegangen ist?« Quinn fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte. Keane konnte den Mörder von Olga Levitch gesehen haben. Aber falls dem so war, warum hatte er der Polizei nichts davon erzählt? War ihm erst später klar geworden, was er da beobachtet hatte? Wenn das der Fall war, hatte er es vielleicht dem Mörder gegenüber erwähnt und war deshalb selbst zum Opfer geworden.
    »Nein, das weiß ich nicht. Aber als ich fertig war, habe ich ihn draußen in der Halle getroffen, und er begleitete mich zum Haupteingang. Ich spazierte auf die Straße hinaus und nahm ein Taxi zum Bahnhof.«
    »Wirkte er normal? War er nicht aufgebracht wegen irgendetwas?«
    »Nein. Er war, wie er immer war - ruhig, gelassen und gesammelt -, wenn es nicht gerade um ein Stück ging, das er unbedingt haben wollte. Denn dann konnte man meinen, er warb um die Gunst eines hübschen Mädchens.«
    »Danke«, sagte Quinn. »Ich weiß Ihre Hilfsbereitschaft sehr zu schätzen. Ich werde Sie benachrichtigen, wenn es etwas Neues gibt.«
    Er blieb für einen Moment an seinem Schreibtisch sitzen und dachte nach. Dann ging er zurück in den Konferenzraum, um die Kopien der Überwachungsbänder zu besorgen, die er sich zusammen mit Ellie angesehen hatte. Er schob die entsprechende Kassette in den Videorekorder und spulte im Schnelldurchlauf vor, bis er bei der Szene angekommen war. Hutchinson und Keane kamen aus dem Museum, Keane hatte einen Trenchcoat elegant über den Arm gelegt. Quinn beobachtete, wie Keane Hutchinson nachwinkte. Bingo. So lief es also ab. Keane hatte den Verschluss weggeworfen, und das bedeutete, dass es nie einen Überfall gegeben hatte. Es bedeutete auch,
dass Keane Olga Levitch getötet hatte, und demzufolge, dass jemand anders am Museum Keane getötet haben musste.
    Er sprang auf, ließ alles stehen und liegen und wählte Sweeneys Handynummer, während er sich auf den Weg zu seinem Wagen machte. Als sie nicht ans Telefon ging, lief er schneller, fuhr eilig los und ignorierte sämtliche Verkehrsregeln, während er versuchte, sich durch den Berufsverkehr auf der Mass. Avenue zu kämpfen.
    »Macht schon«, rief er in die Masse der Autos und Busse hinein. »Macht endlich!« Er überprüfte noch einmal die Zeit von Sweeneys Anruf. Sie war vor über einer Stunde zum Museum aufgebrochen. Vielleicht war es schon zu spät.

38
    Sweeney stand mit dem Rücken gegen einen der beweglichen Wandschränke gelehnt, der schmerzhafte Griff von Tads Hand ließ ihren Blick schummrig werden.
    »Bitte, lass mich los«, flüsterte sie. »Lass mich einfach los, dann können wir reden.«
    »Du musst das verstehen«, flehte Tad. »Ich hatte nicht vor, das zu tun. Wir haben... gestritten. Ich sagte ihm, dass ich von Olga wüsste, und dann schlug er mich. Ich konnte es kaum glauben. Ich weiß nicht, was da ablief. Ich dachte an all die Jahre, in denen er... er mich in der Luft hat hängen lassen, mich benutzt hat, wenn es ihm gerade gelegen kam, mir nie gesagt hat, was als Nächstes passieren würde. Ich denke, das kam alles aus mir heraus in diesem Moment. Ich schlug zurück. Wir waren oben im dritten Stock, beim Balkon, und ich konnte nicht aufhören, auf ihn einzuschlagen. Er stand über das Geländer gebeugt und sah mich an. Dieser Blick war so widerlich, dass ich keine Hemmungen mehr hatte. Ich habe es ihm so richtig gegeben, und dabei stürzte er über die Balustrade.«
    Tad holte tief Luft. »Ich konnte nicht glauben, dass ihn niemand hatte fallen hören. Das Museum war für die Öffentlichkeit geschlossen, deswegen war Denny oder wer auch immer vermutlich gerade anderswo beschäftigt. Und die Mitarbeiter waren alle drüben im Anbau, nehme ich an. Ich wartete dort oben fast eine Stunde lang darauf, dass jemand hochkommen
und mich überführen würde. Dann hörte ich dich und diesen Polizisten unter mir im zweiten Stock. Ich ging zurück in den Anbau und setzte mich in mein Büro, und kurze Zeit später vernahm ich die Sirenen.«
    Er hatte seinen Griff gelockert, während er sprach, und Sweeney spürte, wie sie ebenfalls ruhiger wurde, als sie begriff, was er ihr da erzählte.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte sie. »Warum musste Willem Olga töten? Hat es etwas mit Karen Philips zu tun?«
    »Auf gewisse Weise, ja. Du hattest Recht damit, dass Karen Philips über das Falkenkollier Bescheid wusste. Aber da war noch etwas anderes. Willem hat sie vergewaltigt. Ich vermute, das ist das einzig richtige Wort. Nicht, dass er körperliche
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