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Leider schon vergeben!

Leider schon vergeben!

Titel: Leider schon vergeben!
Autoren: Jessica Fox
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um ihren Namen und ihre Telefonnummer zu notieren. Jemand anderes (und vermutlich Reicheres) wäre wahrscheinlich einfach weggefahren, sagte sie sich. Fern hingegen, mit ihrem vollentwickelten, katholischen Gewissen, könnte mit solch schäbigem Verhalten nicht leben.
    Irgendwann, davon war sie überzeugt, würde sie doch noch in den Himmel kommen.
    Sie stieg also aus ihrem Käfer und klemmte die Nachricht unter den Scheibenwischer des Mercedes. Dabei betete sie, dass der Besitzer nicht gerade jetzt auftauchen würde. Sie war nun mal ein Feigling und wäre, wenn der Besitzer entdeckte, was sie angerichtet hatte, lieber in sicherer Entfernung. Zum Beispiel am anderen Ende Londons.
    Mit ihrer großen, mit Perlen bestickten Tasche über der Schulter machte sie sich auf den Weg zur Getränkehandlung auf der anderen Straßenseite. Um dem Feierabendverkehr auszuweichen und ein bisschen verlorene Zeit aufzuholen, bemühte sie sich zu rennen, was in zwölf Zentimeter hohen Plateaustiefeln gar nicht so einfach war. Beim Blick auf die Armbanduhr stöhnte sie auf. Inzwischen war sie so richtig spät dran, was an und für sich nicht ungewöhnlich war, denn ihre Unfähigkeit irgendwo pünktlich aufzutauchen, war legendär. Fern legte es nie darauf an, sich zu verspäten, sondern bemühte sich sogar immer, eher zu früh dran zu sein. Doch irgendetwas hielt sie immer unerwartet auf. Es war wie ein ungeschriebenes physikalisches Gesetz oder so etwas. Heute Abend zum Beispiel: Gerade als Fern das
Angel Theatre
verlassen wollte und sich nochmal zurücklehnte, um das Bühnenbild zu bewundern, an dem sie gerade arbeitete, bot ihr die Kostümbildnerin an, sich am Requisitenschrank zu bedienen. Ein Diadem, ein Paar Feenflügel und einen grünen Samtmantel aus dem Theater schleppend, lag Fern deutlich hinter ihrem Zeitplan. Darum war sie auch so rasant durch den Freitagabendverkehr gedüst, während sie gleichzeitig versuchte, an jeder roten Ampel ihr Make-up aufzufrischen, und hatte noch schlechter eingeparkt als sonst.
    Sie würde eine schöne Flasche Champagner kaufen, um ihre Verspätung wiedergutzumachen, beschloss Fern, als sie auf ihren hohen Absätzen durch die Getränkehandlung klapperte und die Cristal- und Dom-Pérignon-Flaschen bewunderte, bevor sie zum Moët weiterstolzierte. Da sie gerade ihr Honorar erhalten hatte, sollte sie vielleicht gleich zwei Flaschen mitnehmen, damit der Abend so richtig in Schwung kam? Zu fünft würden sie sich bei Zoe zu Hause zu einem gemütlichen Mädelsabend treffen. Keine Stripper, hatte Zoe betont und Fern dabei scharf angesehen. Definitiv auch keine Limousine und kein Tanzen auf den Tischen in der Disko. Sie würden sich Essen kommen lassen und vielleicht eine DVD anschauen. Zoe wollte einen zivilisierten Abend, keine rauschende Party.
    Das war alles irgendwie ein bisschen enttäuschend, dachte Fern, während sie sich zwei Flaschen Champagner schnappte und zur Kasse spazierte. Ein Junggesellinnenabschied war schließlich die perfekte Ausrede, um es mal so richtig krachen zu lassen – was Zoe nämlich schon eine geraume Weile nicht mehr getan hatte. Vor gar nicht allzu langer Zeit war Zoe noch ein richtiges Partygirl gewesen, aber in jüngster Vergangenheit hatten sie und Steve ein eher rentnerhaftes Freizeitverhalten an den Tag gelegt. Es wäre schön, mal wieder ganz ausgelassen zu feiern, dachte Fern. Sie hätten sich ordentlich rausputzen und ausgehen können, vielleicht sogar zu einer Mottoparty …
    «Kostümparty?», wollte der Mann an der Kasse wissen.
    «Wie bitte?» Fern sah auf und lächelte den älteren Herrn an, dem der Laden offenbar gehörte.
    «Ihre Kleidung.» Er wies nickend auf ihr Outfit. «Gehen Sie auf eine Party?»
    «Oh!» Fern schlug sich die Hand mit den vielen Silberringen vor den Mund, als sie in der Glastür eines Kühlschranks ihr Spiegelbild erkannte. Ein zierliches Wesen mit großen blauen Augen und einem Diadem auf den blonden Locken starrte sie an. Ein langer grüner Umhang und glitzernde Feenflügel, in Verbindung mit dunkelroten Schlaghosen und Plateaustiefeln, machten den Look komplett.
    «Steht Ihnen», fuhr der ältere Herr fort, während er ihre Einkäufe eingab. «Eine Siebziger-Jahre-Party, was?»
    «Der Junggesellinnenabschied meiner besten Freundin.» Fern beschloss, ihm nicht zu sagen, dass Stiefel und Hose in Wirklichkeit ihre Alltagsklamotten waren. Wie hatte sie nur vergessen können, dass sie die Hälfte des Kostümfundus anhatte? Ihr
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