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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot
Autoren: John D. MacDonald
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der Sie ihn verlieren mußten. Ich wußte, daß er Sie löcherte, wo Sie gewesen waren. Ich habe mich gefragt, wie er auf den Gedanken gekommen ist, Sie seien weggewesen. Dann erzählte mir Glenn, daß Vance daran dachte, den Wagen zu kaufen. Männer, die einen Wagen kaufen wollen, treten gegen die Reifen, knallen die Türen zu und prüfen den Kilometerstand. Also prüfte er den Kilometerstand, und dann prüfte er ihn wieder und entdeckte, daß eine große, unerklärliche Anzahl von Meilen dazugekommen war, bis über zweitausend. Er hatte ihn nicht benutzt, also mußten Sie es gewesen sein, und Patty war auf die gleiche Weise umgekommen wie Ives. Plötzlich steckte er wieder in einer ziemlich gruseligen Ehe. Ich stelle mal eine Vermutung an, Ullie. So wie er sich heute morgen benahm, glaube ich nicht, daß er viel geschlafen hat. Ich denke, er hat immer wieder gebohrt, bis Sie weich wurden und ihm die ganze Geschichte erzählt haben. Dann, nachdem Sie es ihm gesagt hatten, erkannten Sie, daß er doch nicht vergeben und vergessen konnte. Er kam nicht damit zurecht. Es war zuviel für ihn. Vielleicht fühlte er sich so erschlagen, daß er morgens gar nicht mitreiten wollte, aber Sie wußten, daß Sie es früher oder später so drehen konnten, daß wir alle vor Ihnen herreiten würden.«
    »Könnte ich denn so ein Ungeheuer sein, Liebling? Kannst du das wirklich von mir denken?«
    Der kleine Lederbeutel lag auf dem Sessel neben ihrer Hüfte. Sie schnappte danach, aber ich war schneller. Er war neu. Ich untersuchte ihn und entdeckte eine kleine Stelle unten, die noch immer feucht war. Die Lederriemen waren lang und stark. Wenn man ihn an den Riemen hielt, spürte man das tödliche Gewicht. Er glich einer Socke mit einem Stein am Zehenende. Es war ein Schädelzertrümmerer, gemein wie ein mittelalterlicher Dreschflegel. Ich öffnete den Beutel, griff hinein und zog hinter Lippenstift, einem kleinen Kamm, Zigaretten und Streichhölzern ein Kaninchen heraus. Es war aus irgendeinem schweren Stein geschnitten und saß mit angelegten Ohren in der Hocke, ein grober Klumpen von etwa zwei Drittel der Größe eines Baseballs.
    »Da ist einerseits die Beinarbeit mit den Tankstellen und andererseits sind da die Wunder der modernen Chemie, Ullie. Den winzig kleinen Blutfleck da, und vielleicht ein süßes kleines Büschel von Haaren von Ihrem Schatz haben Sie hier in Joannes Waschbecken hübsch abgewaschen. Aber in einem Polizeilabor läßt sich beweisen, daß hier menschliches Blut geklebt hat, auch wenn sie die Blutgruppe nicht bestimmen können. Und sie können die Rohre aufschrauben und Spuren im Abfluß finden. Ich nehme an, nach Ives und Patty haben Sie die Beutel weggeworfen. Die dürften weitaus dreckiger gewesen sein.«
    »Das ist ein sehr altes Häschen«, sagte sie. »Das ist primitive Volkskunst aus Island.«
    »Ullie, ein guter Anwalt könnte vielleicht auf geisteskrank plädieren und Experten anheuern, die das bestätigen. Das Alter wird natürlich berücksichtigt. Und die Schönheit. Vielleicht sind Sie geisteskrank. Ich weiß nicht. Vielleicht ist es auch ein derart starker Egoismus, daß Ihnen andere Menschen nicht ganz real erscheinen. Dann würde vermutlich ein Mord auch nicht real erscheinen.«
    Sie warf den Kopf zurück. »Vance weinte und weinte. Er umarmte mich und sagte, er würde den besten ...« Sie brach ab, kaute an ihrem Daumen und schaute mich forschend an. Das Geständnis war ausgesprochen, und ich wußte nicht, ob es unabsichtlich geschehen war oder ob es aussehen sollte, als sei es unabsichtlich geschehen. »Sie können mich verstehen, Travis. Man könnte doch überlegen, was das Beste für alle Beteiligten ist. Ich würde mich sehr gerne von Ihnen nach Hause zu meinem Vater bringen lassen. Ich weiß, ihr beide würdet euch sehr mögen. Er ist sehr altmodisch. Er würde wollen, daß ich ein Jahr warte. Das Warten fällt doch nicht so schwer, wenn man sich sicher ist, oder?«
    Ich ließ das Häschen in meiner Hand hüpfen, steckte es zurück in den tödlichen Beutel und zog die Schnüre fest. Ich konnte nicht einmal sagen, ob sie wußte, welch ein verzweifeltes Spiel sie spielte. Sie richtete sich auf, streckte den Arm aus und schloß ihre warme, starke Hand um mein Handgelenk. Ich legte mir gerade die Worte zurecht, mit denen ich ihr sagen wollte, daß ich sie ausliefern würde, als sich hinter mir sachte die Tür öffnete. Beim Umdrehen wurde mir klar, daß ich lange Zeit mit der trauernden Witwe
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