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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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frag nur so.« Wir redeten noch ein bißchen, dann machte er sich einen weiteren Drink und schlenderte ins Haus. Ich ging über den Pfad zum Gästehaus. Der Sting Ray stand mit heruntergelassenem Verdeck in der Garage. Ich warf einen Blick auf den Tacho. Dann ging ich langsam und nachdenklich wieder zum Haus zurück. Ich konnte Glenn nicht sagen, was mir durch den Kopf ging. Die zusammengebrochenen Stücke meiner Theorie sahen mit einem Mal wieder gut aus. Ich setzte sie wieder zusammen, aber mit einem neuen Namen darüber. Das Problem war das Motiv. Ich blieb wie angewurzelt stehen, als mir ein verrückter Gedanke kam. Den Rest des Weges zum Haupthaus legte ich in langen Schritten zurück.
    »Süße«, flüsterte ich Dana im Flur zu. »Achte mal drauf, daß keiner in das Schlafzimmer da kommt. Benutze jede Ausrede, die dir einfällt.«
    »Du siehst so komisch aus, Liebling.«
    »Mir ist auch komisch zumute.«
    »Sagst du’s mir?«
    »Wenn ich mir sicher bin. Dann sag ich’s dir.«

    Ich betrat Joannes Schlafzimmer und schloß die Tür hinter mir. Es war ein langgestreckter Raum. Die Gardinen waren zugezogen. Es war früher Nachmittag. Ulka ruhte auf einem gesteppten gelben Sofa und hatte eine flauschige gelbe Decke über den Schoß gebreitet. Ihre schrägen Augen waren gerötet. Sie steckte noch in ihrem Jeanskostüm, und in der kühlen Luft schwebte ein flüchtiger Duft nach Reitpferd. Sie schaute ganz unbeeindruckt zu, wie ich, ohne zu grüßen, ein Sitzkissen zu ihrem Sofa zog und mich ihr gegenüber hinsetzte. Ihre Präsenz war so stark, daß ich mich daran erinnern mußte, daß sie im Grunde nur ein achtzehnjähriges Mädchen mit den letzten Spuren von Babyspeck auf den Wangen war.
    Schweigen ist eine nützliche Strategie, aber ich konnte nicht erkennen, ob es den geringsten Eindruck auf sie machte.
    »Na dann, Ullie«, sagte ich.
    »So lasse ich mich mein ganzes Leben lang nie wieder von jemandem nennen.«
    »Das ist sehr feinfühlig, Ullie. Sehr warmherzig. Ich nehme an, Sie sind ein sehr warmherziges Mädchen. Sie wollten Ihren Vater nicht aufregen, stimmt’s? Diese Bilder, die Ives von Ihrem zukünftigen Ehemann gemacht hatte, hätten Ihren Vater doch aufgeregt. Er hätte die Hochzeit verboten. Und Sie sind eine pflichtbewußte Tochter. Ives war ein sehr habgieriger Bursche. Er wußte, wie sehr Vance Sie begehrte. Er muß eine ganze Menge Geld verlangt haben. Wissen Sie, es war nicht klug von Ives, seinen ehemaligen Kunden mit den Bildern, die er gemacht hatte, zu erpressen. Denn Vance kannte ihn. Er muß geglaubt haben, Vance sei unfähig, Gewalt anzuwenden.«
    Sie runzelte die Stirn und schüttelte ihren hübschen Kopf. »Ives? Bilder? Erpressung? Wieso kommen Sie hier rein mit so verrücktem Zeug?«
    »Ives mußte sich alles in einem großen Coup holen, denn wenn Sie erst einmal mit Vance verheiratet waren, gab es kein Druckmittel mehr, das Ives hätte verwenden können. Ich nehme an, Vance hat Ihnen sein Problem gestanden und Ihnen die Bilder gezeigt. Vielleicht, um zu sehen, ob Sie auch ohne Pappis Erlaubnis heiraten würden, dann hätte er einen ganzen Haufen sparen können. Es ist ziemlich traurig und komisch, Ullie. So viel Respekt vor Ihrem Vater, und kein Respekt vor dem Leben.«
    »Sie sollen mich nicht Ullie nennen. Das erlaub ich nicht.«
    »Vance muß es einfach für einen wunderbaren Zufall gehalten haben, als Ives umgebracht wurde. Ihm war einfach nur wichtig, daß er damit aus dem Schneider war. Und als kein Komplize auftauchte, der da weitermachen wollte, wo Ives unterbrochen worden war, wußte er, daß er wieder frei war. Er würde das Mädchen bekommen, den goldenen Ring und alles. Tragisch für ihn war nur, daß er allmählich dahinterkam, was für ein psychotisches Luder Sie in Wirklichkeit sind.«
    »Wer sind Sie? Sie müssen vollkommen verrückt sein.«
    »Gehen wir’s mal zusammen durch, Ullie. Niemand verdächtigte Vance. Patty, seine Exfrau, war die einzige auf der Welt, die mit ein bißchen Nachdenken zwei und zwei zusammenzählen konnte. Und am Ende prüfte sie ihr Ergebnis so sorgfältig nach, wie sie konnte. Und da wußte sie, daß sie Vance genau dort hatte, wo sie ihn haben wollte. Sie hatte allen Grund, es ihm heimzuzahlen. Sie glaubte, Vance hätte Ives umgebracht, und wußte, daß er für den Rest ihres Lebens eine unerschöpfliche Einkommensquelle darstellen konnte, und nahm Kontakt zu ihm auf. Ich glaube, wir können uns vorstellen, wie das schiefging, Ullie. Vance

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