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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
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zur vorgesehenen Zeit nicht in Prominence angekommen war, ritt ich ihr entgegen«, berichtete er. »Der alte Dutch Cooper vom Mietstall begleitete mich. Wir nahmen an, daß vielleicht eine Achse gebrochen war oder eines der Pferde ein Hufeisen verloren hatte. Wir waren noch etwa eine Meile von der Schlucht entfernt, als wir die Explosion hörten.« Er schwieg, denn die Erinnerung an die schrecklichen Bilder, die er an jenem Tag gesehen hatte, überwältigte ihn.
    Zwei der Pferde hatten noch gelebt, als er mit Dutch zur Schlucht gekommen war, über der eine Staubwolke gehangen hatte, die sich nur langsam gelegt hatte. Die menschlichen Körper lagen weit verstreut in den Hängen, die Kutsche war auseinandergebrochen, und eines der Räder drehte sich noch. Das geborstene Holz der Brücke verlieh dem Ganzen einen gespenstischen Rahmen.
    Dutch Cooper und er kletterten den steilen Abhang hinunter. Dutch erlöste die beiden Pferde mit Gnadenschüssen, während Shay nach den Passagieren sah. Sie waren wie der Kutscher und der Wachmann tot - ein älterer Mann, eine Frau mittleren Alters - und Grace. Seine geliebte Grace, die immer so fröhlich gelacht hatte.
    Sie war in San Francisco gewesen, und er hatte sie eigentlich erst in einer Woche zurück erwartet, aber offensichtlich hatte sie ihn überraschen wollen. Sie war in die Stadt gefahren, um ein paar Dinge zu erledigen und um ein Hochzeitskleid zu kaufen. Und nun lag sie mit zerschmetterten Gliedern da - wie eine Porzellanpuppe, die auf den Boden gefallen und in tausend Stücke zerbrochen war.
    Er hatte sich neben sie gekniet und ihren leblosen Körper in seinen Armen gewiegt. Er hatte vor Schmerz geschrien, wie er noch nie in seinem Leben geschrien hatte.
    Bei der Erinnerung an diesen Alptraum brach ihm der kalte Schweiß aus, und sein Magen revoltierte.
    »Nach deinem Gesichtsausdruck zu schließen, erinnerst du dich genau«, bemerkte Tristan und kratzte sich wieder am Kinn. »Ich arbeite für den Mann, dem diese Kutschlinie gehört«, fuhr er dann im Plauderton fort. »An Bord der Kutsche befand sich eine Stahlkassette mit einer großen Geldsumme, die für die Bank von Silver City bestimmt war. Der Mann, für den ich arbeite, wüsste gerne, was aus diesem Geld geworden ist.«
    Shay rieb sich mit Daumen und Zeigefinger wütend die Augen. »Fünf Menschen wurden an jenem Tag getötet«, schnaubte er. »Aber das scheint deinen Boß nicht zu interessieren.«
    »Es gibt nichts, was er tun könnte, um diese Menschen wieder lebendig zu machen«, erklärte Tristan kalt. »Aber das Geld könnte man vielleicht wieder auftreiben.«
    »Das ist längst von hier bis nach Mexiko verstreut.«
    »Hast du eigentlich den Versuch gemacht, den Überfall aufzuklären, Marshall ? Oder warst du damals schon Tag und Nacht besoffen?«
    Shay stieß einen Fluch aus. »Ich habe einen Suchtrupp zusa m mengestellt und bin den Bastarden von einem Ende des Staates zum anderen gefolgt. Wir haben jeden Stein umgedreht, aber sie waren wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Könnte es nicht sein, daß sich die Kerle direkt hier in Prominence aufhalten und sich als ehrbare Bürger ausgeben? Wie man hört, haben sie ja kaum Spuren hinterlassen.«
    »Nur Leichen und eine leere Geldkassette«, antwortete Shay verbittert.
    »Gibt es einen Friseur in der Stadt?« fragte Saint-Laurent unvermittelt, schob seinen Fünfundvierziger in den Holster und stand auf.
    Shay schüttelte irritiert den Kopf. »Was willst du denn von unserem Friseur?«
    »Da ich die Absicht habe, eine Weile in dieser schönen Stadt zu bleiben, sollte ich mich besser rasieren und mir den Walnuß-Saft aus den Haaren waschen lassen.« Wieder wechselte er urplötzlich das Thema. »Hast du eigentlich ein Zuhause, Marshall , oder trägst du jeden Tag die gleiche Kleidung und lebst in dieser Gefängniszelle?« Shay stand auf und hob in einer zornigen Geste die Hände. »Nun mach mal einen Punkt! Du bist zwar vielleicht mein Bruder, aber ich habe die Nase voll von deinen ständigen Beleidigungen. Und kannst du mir mal erklären, warum du dir Walnuß-Saft in die Haare geschmiert hast?«
    Tristan griff nach dem Revolver, den er Shay abgenommen hatte, und gab ihm die Waffe zurück, ging aber wieder nicht auf die Frage ein. »Ich denke, es wird ein Schock für die Bürger der Stadt sein, wenn sie herausfinden, daß es zwei von uns gibt. Wir sollten die Sache lieber langsam angehen lassen. Hol also den Friseur aus dem Bett und schaff ihn her! Er soll auch
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