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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt
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gleich einen Badezuber und Seife mitbringen.«
    »Kann ich vielleicht auch mal etwas sagen?« meinte Shay und ging durch die geöffnete Zellentür an seinem Bruder vorbei. Er trat zum Ofen, öffnete die Tür und schürte die Glut mit einem Eisenhaken. Der Kaffee in dem blauen Emailletopf, der auf der Platte stand, war zwar schon zwei Tage alt, aber Shay hoffte, daß das Gebräu dennoch seinen Geist beleben würde. »Erstens: Wenn du ein Bad nehmen willst, geh gefälligst die Straße hinunter und miete dir ein Zimmer im Hotel. Zweitens: Falls du die Absicht hast, dich für mich auszugeben, laß es bleiben. Ich habe mein ganzes Leben in dieser Stadt verbracht, die Menschen kennen mich und würden dich sofort durchschauen.«
    »Als Zwillinge kann man doch die Leute hin und wieder ein wenig an der Nase herumführen. Das ist ja gerade das Schöne daran.« Tristan strich sich über den Bart. »Aber vielleicht hast du recht. Möglicherweise würden die Leute mich wirklich nicht für dich halten. Wann warst du eigentlich das letzte Mal nüchtern, und wann hast du zuletzt gebadet?«
    Shay schüttete gemahlenen Kaffee in den Topf und rührte die lauwarme Brühe mit dem Finger um. »Das reicht jetzt, Saint-Laurent.«
    »Hast du eigentlich eine Frau?« Tristan beobachtete seinen Bruder interessiert und wartete auf eine Antwort.
    Es gab eigentlich überhaupt keinen Grund dafür - aber Shay musste in diesem Moment an Aislinn Lethaby denken, die drüben im Speisesaal des Hotels arbeitete, wo er meistens aß, weil er es vorzog, seinen Schwestern aus dem Weg zu gehen. Aislinn war schlank, hatte dunkle Haare und goldbraune Augen und war das genaue Gegenstück zu Grace. Sie gehörte zu der immer stärker werdenden Fraktion der Bürger, die öffentlich den Rücktritt von Shamus »Shay« McQuillan als Marshall von Prominence forderte, und Aislinn verpasste kaum eine Gelegenheit, ihn das auch wissen zu lassen.
    »Nein«, erwiderte er. Gelegentlich besuchte er eine Witwe, die in dem zweifelhaften Ruf stand, ein offenes Herz für einsame Männer zu haben, die sie dann in ihrem Bett tröstete. Aber seit Grace' Tod hatte er keiner Frau mehr den Hof gemacht .
    Aber jetzt dachte er an Aislinn Lethaby - und es war nicht das erste Mal, daß er an sie dachte.
    Tristan lehnte inzwischen an der Eingangstür von Shays
    Büro und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. So verdreckt wie er war, brauchte man schon viel Phantasie, um sich vorstellen zu können, daß ihn jemand für Shay halten würde - obwohl der im Moment auch nicht gerade eine Augenweide war. »Du zerfließt ja fast vor Selbstmitleid«, bemerkte er und schnaubte angeekelt. »Eins weiß ich, kleiner Bruder, bevor ich dieses verschlafene Nest wieder verlasse, werde ich dir so in den Hintern treten, daß du endlich wieder aufwachst. So ein Tritt wäre schon längst überfällig gewesen.«
    Shay hatte Holz nachgelegt, um das Feuer zu entfachen und damit den Kaffee zu erwärmen. Bei Tristans Worten richtete er sich auf, straffte die Schultern und stemmte die Hände in die Hüften. »Vielleicht solltest du das jetzt gleich tun«, sagte er mit fester Stimme, denn es juckte ihm in den Fingern, seinem Zwillingsbruder, diesem arroganten Kerl, eine kräftige Abreibung zu verpassen. Da es in Prominence in der Regel friedlich zuging, hatte Shay nicht oft die Gelegenheit zu einer anständigen Prügelei. »Und außerdem wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mich nicht >klei n er Bruder< nennen würdest.«
    Tristan stieß sich vom Türrahmen ab, ging zum Ofen, nahm den Kaffeetopf, öffnete mit dem Daumen den Deckel und verzog das Gesicht. »Kaffee kochen kannst du also auch nicht.« Er ging mit dem Topf zur Tür und schüttete den Inhalt auf die Straße. Dann füllte er den Topf mit Wasser, schwenkte ihn aus und goß das Wasser ebenfalls auf die Straße. Erneut ließ er den Topf vollaufen und stellte ihn auf den Ofen zurück, um das Wasser zum Kochen zu bringen. Erst dann wandte er sich wieder an Shay. »Denk doch mal daran, was du alles erreichen könntest, wenn man dich zur gleichen Zeit an zwei verschiedenen Orten sehen würde.«
    Der Gedanke gefiel Shay - gegen seinen Willen. Die Aussicht, Grace' Mörder und die Mittäter, die die Kutsche ausgeraubt hatten, zu finden, beflügelte ihn geradezu. Er hatte nicht gedacht, die feigen Mörder doch noch stellen lind der gerechten Strafe übergeben zu können, aber plötzlich sah er einen Hoffnungsschimmer, und er wusste , daß die Tat aufgeklärt sein
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