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Leidenschaft der Nacht - 4

Leidenschaft der Nacht - 4

Titel: Leidenschaft der Nacht - 4
Autoren: Kathryn Smith
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aus wirtschaftlichen Gründen als aus Liebe zustande gekommen, weshalb Olivia sich nicht schämte, dass sie ihren Gatten weniger schmerzlich vermisste, als es bei einer hingebungsvollen Frau der Fall wäre.
    Zudem hatte sie sich selbst nie als jemanden gesehen, der sich von Leidenschaft hinreißen ließ. Dann aber machte man sie mit Reign Gavin bekannt, dem eindrucksvollsten Mann, der ihr jemals begegnet war. Sie flirteten, redeten, tranken.
    Sie lachten und tanzten. Reign hatte ihr ins Ohr geflüstert, sie mit einer Pflaume verglichen, dunkel und saftig-süß, die nur darauf wartete, gepflückt zu werden. Und, bei Gott, er hatte sie gepflückt!
    Bei diesem Gedanken musste sie beinahe lächeln, wäre da nicht die allzu aufdringliche Hitze zwischen ihren Schenkeln gewesen. Reigns Nasenflügel bebten, als seine Lider halb geschlossen flatterten. Da Olivia ihr eigenes Verlangen deutlich riechen konnte, musste er es ebenfalls. So leicht es wäre, ihn auf der Stelle umzubringen, würde es ihr um nichts schwerer fallen, die letzten dreißig Jahre zu vergessen und es noch einmal zu versuchen.
    Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen, bis ihr Gesicht nahe an seinem war, ihr Mund dichter an seinem.
    Und dann leckte sie einen Blutstropfen aus seinem Mundwinkel.
    Sein Blut. Jenes Blut, das alles zerstörte und dennoch so süß und salzig schmeckte.
    Blut, das in ihren Adern floss und sie über die Maßen verlockte, obwohl sie sich lieber die Kehle herausreißen würde, als es laut zuzugeben.
    Nach all der Zeit konnte er sie immer noch dazu bringen, es zu begehren… ihn zu begehren.
    Reign erschauerte. Es war keine besonders starke Bewegung, doch sie reichte, um Olivia wissen zu lassen, welche Wirkung sie auf ihn hatte. »Hexe!«, murmelte er, ehe sein Mund auf ihrem lag. Er küsste sie inbrünstig, kostete sie und drängte sie dabei rückwärts. Sie suchte nach Halt auf dem weichen Teppich, bis sie gegen ein Möbelstück stieß, einen Tisch oder Sekretär. Das arme Ding ächzte unter der Wucht ihrer Leidenschaft, und die Beine rutschten knarrend über den Boden, während Reigns Zunge sich an Olivias rieb.
    Bei dem Geräusch splitternden Holzes erstarrten sie beide. Reign hob den Kopf.
    Seine Lippen waren gerötet, und seine Augen glänzten. Das war der Reign, an den sie sich erinnerte, oder zumindest ein Schatten von ihm. Der Mann, der sie so berauschend und unwiderstehlich gefunden hatte wie sie ihn. »Ich könnte dich jetzt gleich über diesen Sekretär beugen und vögeln!«
    Sie darüber beugen, damit er ihr nicht ins Gesicht sehen musste? Olivia begegnete seinem Blick und lächelte kalt. So viel zu dem Mann, an den sie sich erinnerte. »Du kannst mich vögeln, wenn du willst, aber du musst mir dabei in die Augen sehen. Ich will, dass du dir ansiehst, was du getan hast.«
    Vielleicht war es die Verbitterung in ihrer Stimme oder die Tatsache, dass sie seine groben Worte benutzte, aber womöglich kam er auch bloß wieder zur Vernunft; jedenfalls ließ Reign sie los und trat einen Schritt zurück. Ihre Arme schmerzten, wo er sie gepackt hatte, und Olivia wurde kalt. Doch sie weigerte sich, es sich anmerken zu lassen. Als sie sich von dem Sekretär abstemmte, wackelte das zarte Möbel ein bisschen. Hoffentlich merkte ihre Gastgeberin nicht, dass sie es beschädigt hatten!
    »Ich hätte auch nicht gedacht, dass du das willst«, sagte sie verächtlich. Es sollte nicht weh tun. Sie sollte nicht überrascht sein. Und, verdammt noch mal, sie sollte schon gar nicht enttäuscht sein!
    »Du bist nicht hergekommen, weil du mich um Hilfe bitten willst. Du brauchst meine Hilfe nicht.« Ihre Worte schienen ihn nicht getroffen zu haben, denn er betrachtete sie halb amüsiert, halb misstrauisch. Zur Hölle mit ihm! Was er an Verlangen empfunden haben mochte, musste schlagartig verpufft sein, wohingegen ihre Schenkel noch spürbar zitterten. »Was ist los, Liv?«
    Im Geiste sah sie James’ Jungengesicht. Sie musste vorsichtig sein. Die Entführer wollten Reign, und sie könnte ihn nie bewegen, ihr zu vertrauen oder ihr zu helfen, wenn sie sich nicht auf ihren Neffen konzentrierte. Auf keinen Fall durfte sie Reign die Wahrheit sagen, denn er würde sich nie freiwillig im Austausch gegen den jungen anbieten. James bedeutete ihm nichts. Sie bedeutete ihm nichts. Nein, es war klüger, an seine Eitelkeit zu appellieren und ihn glauben zu machen, er hätte Macht über sie.
    Und für Olivia war es besser, nicht darüber nachzudenken, dass er diese
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