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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz
Autoren: Jason Dark
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aus Dörings Büro. Dann war der zweite Ghoul dort!
    ***
    Frederick Döring, eiskalter und knochenharter Manager eines Kosmetik-Konzerns wollte nicht glauben, was er mit den eigenen Augen zu sehen bekam.
    An der Außenseite der Scheibe hatte sich der widerliche Ghoul als gewaltiger Schleimklumpen festgesaugt. Er war zu einer breiten, unförmigen Gestalt geworden, und er mußte über den Rand des Dachs hinweggekippt sein, was allein aus seiner Lage zu schließen war, denn er stand köpf. Das Gesicht, oder das, was in dieser zuckenden Gallertmasse schwamm, zeigte nach unten. Zwei große Augen und ein mit messerartigen Zähnen bestücktes Maul. Damit konnte er schon das Fleisch von den Knochen reißen.
    Döring wußte nicht, was er denken konnte. Tief in seinem Innern verfluchte er sich dafür, daß er die beiden Polizisten praktisch hinausgeworfen hatte. Sie hätten ihm helfen müssen. Die Knochen und alles, was damit zusammenhing, spielte für ihn keine Rolle mehr. Jetzt ging es einzig und allein um sein Leben, nur das zählte, nur das war wichtig, und er duckte sich, als könnte er so dem Angriff entwischen.
    Wie lange würde die Scheibe halten? Sollte sie überhaupt halten? Er konnte sich nicht vorstellen, daß dieser Leichenfresser nur dort außen blieb. Der wollte ihn, und so wie das Gesicht aussah, ging er davon aus, daß Crimsdyke vor dem Glas klebte.
    Er bewegte sich. Zitterte. Die Scheibe vibrierte plötzlich. Es kam dem Mann vor, als würde sie leichte Wellen schlagen, aber das konnte doch nicht stimmen – oder?
    Sie würde brechen, wenn sich die Vibrationen verstärkten. Hier kam so unendlich viel zusammen, der Ghoul, seine eigene Angst, und er mußte sich einfach freie Bahn schaffen.
    Er schrie auf.
    Endlich ein Schrei der Erlösung, der Ruf nach Hilfe. Und dann brach das Glas.
    Eine riesige helle Wand wurde in Stücke gerissen. Gewaltige Glasscherben wirbelten in das Innere, begleitet von einem ohrenbetäubenden Knall. Döring wußte gar nichts mehr. Er hatte sich nur geduckt, weil er von den Splittern nicht getroffen werden wollte, und er sah, wie innerhalb der Scherbenmasse der Ghoul als kompaktes Schleimwesen in den Raum hineinwuchtete, um sein Leben zu holen.
    Döring warf sich zu Boden, als der Splitterregen niederging. Das Glas erwischte ihn trotzdem. Er blutete im Gesicht, aber was machte das schon, wenn es ihm gelang, die Flucht zu ergreifen? Mit seinem eigenen Fahrstuhl wollte er weg, mußte sich aber von der Tür zunächst wegrollen, um vor den Splittern sicher zu sein.
    Erst nach einigen heftigen Rollbewegungen schnellte er wieder auf die Beine, konnte im ersten Augenblick nichts sehen, weil ihm das Blut in die Augen gelaufen war. Erst als er es notdürftig zur Seite gewischt hatte, sah er, daß es der Ghoul geschafft hatte.
    Wie eine dicke, zuckende, grünlich weiße Geleemasse lag er als riesiger Klumpen vor seinem Schreibtisch. In der oberen Hälfte schwammen die Reste des Gesichts, und die Augen wackelten in dieser Masse wie Glaskugeln in einem Pudding. Der Ghoul bewegte sich.
    Seine Gestalt erinnerte Döring an eine Tanksäule, als sie sich in die Höhe stemmte. Sie verjüngte sich, der Wind pfiff plötzlich in sein Gesicht und wirbelte Papiere vom Schreibtisch. Dieses Chaos riß ihn aus seiner Lethargie.
    Er rannte los.
    Der Weg zu seinen Privaträumen war nicht weit. Man hätte von einem Katzensprung sprechen können, aber auch die bedeuten, daß eine gewisse Entfernung zurückgelegt werden mußte.
    In diesem Fall war sie nur kurz und trotzdem zu weit für den Manager.
    Der Ghoul wußte genau, was sein Opfer vorhatte, und er reagierte dementsprechend.
    Aus der klumpigen Schleimmasse löste sich so etwas wie ein Tentakel oder Rüssel. Ein blitzschneller Schlag, flach über den Boden geführt und dabei leicht drehend.
    Der Aufschrei des Mannes klang entsetzt. Der breite Schleimfaden hatte sich um seine Füße gewickelt, und einen Lidschlag später wurde er von den Beinen gerissen. Bäuchlings fiel er zu Boden.
    Zum Glück war der Teppich weich, dennoch erwischte es seine Nase.
    Blut strömte daraus hervor, und dann hörte er das Lachen und spürte gleichzeitig die Kraft, mit der der Ghoul ihn über den Teppich hinweg in seine Nähe zog.
    Dörings Arme schnellten vor, die Finger hatte er gekrümmt und bohrte sie mit den Spitzen in den weichen Teppich, weil er sich dort festkrallen wollte wie eine Katze mit ihren Krallen.
    Er war kein Tier, er war ein Mensch.
    Und er verlor…
    Was tun?
    Ich
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