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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz
Autoren: Jason Dark
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nicht strafbar gemacht habe. Mir ist bekannt, daß in der vergangenen Nacht gewisse Dinge geschehen sind. Es hat einen Toten gegeben, aber damit haben weder ich noch Beauty Cosmetics etwas zu tun. Wir haben mit diesem Subunternehmer nur einen Vertrag darüber abgeschlossen, der es ihm ermöglicht, die Ware abzuholen.«
    Meine Augen verengten sich, als ich die nächste Frage stellte. »Und Sie schämen sich nicht, bei diesem makabren Leichentanz mitgemischt zu haben?«
    Er lachte mich an. »Mister Sinclair, hier geht es um das reine Geschäft und um Kosten.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Sicher«, sagte Suko. »Sie haben uns noch immer nicht Ihre plötzliche Flucht erklärt.«
    »Welche Flucht denn?«
    »Sie sind aus dem Haus gerannt, haben sich in Ihren Wagen gesetzt und sind wie der Teufel davongefahren. Jetzt erklären Sie uns nicht, daß dies normal für Sie war.«
    »Doch, es war normal. Ich mußte einen dringenden Termin wahrnehmen. Ich hatte es eilig. Ich gebe ja zu, daß ich die beiden Maler besucht habe. Sie sind schließlich von unserer Firma gesponsert worden und waren glücklich darüber. Sie sehen also, daß wir auch etwas Gutes tun, wenn ich das so sagen darf.«
    »Gutes? Sie…?«
    »Ja.«
    »Wir waren auch in diesem Haus«, sagte Suko. »Und wir haben einiges entdeckt, das uns nicht gefiel.«
    »Die Geschmäcker sind eben verschieden.«
    »Das hat damit nichts zu tun. Ich denke da eher an den verdammten Geruch.«
    »Wieso?«
    »Es stank nach Leichen.«
    Döring winkte ab. »Das haben Sie bestimmt verwechselt, Inspektor. Natürlich hat es bei den beiden Malern gerochen, aber das liegt in der Natur der Sache. Auch in den Labors unserer Firma riecht es, nur eben anders, denke ich.«
    Wir kamen an ihn nicht heran. Er war geistig ein schleimiger Ghoul, der es schaffte, sich aus allem herauszuwinden, und das wiederum ärgerte mich. Im Prinzip hatte er sogar recht. Wegen der Knochen konnten wir ihn nicht festhalten. Das war zwar Leichenraub, aber er selbst hatte sie ja nicht aus den Gräbern geholt.
    Ich schaute ihn an. Für mich trug dieser Mensch eine Maske, und ich wollte erkennen, was hinter dieser Maske steckte. Zwar hatte er sich uns gegenüber selbstsicher bis hin zur Überheblichkeit gezeigt, das aber nahm ich ihm nicht ab. Auch Manager sind Menschen, die zwar eiskalte Entscheidungen treffen müssen, damit aber ihre persönlichen Probleme nicht wegwischen können.
    Wie mußte sich ein Mann fühlen, der gerade noch mit dem Leben davongekommen und von Ghouls gejagt worden war? Wir kannten diese widerlichen Dämonen, die zuerst töteten, um danach ihre grausame Gier zu stillen.
    Die Maske blieb. Er hatte es auch geschafft, sie in seinen Augen entstehen zu lassen. Sie waren auf irgendeine Art und Weise völlig neutral, aber je länger ich ihn anschaute, um so unsicherer wurde er.
    »Was wollen Sie denn noch?« fuhr er mich an.
    »Haben Sie keine Angst?«
    Er lachte mich an, was nicht echt klang. »Wovor sollte ich Angst haben, Mister?«
    »Nicht vor uns, sondern vor denjenigen, mit denen Sie einmal zusammengearbeitet haben. Vor den Ghouls. Wir kennen uns aus und geben unser Wissen gern weiter. Ghouls werden keine Rücksicht kennen. Ihnen kommt es nur darauf an, den Trieb zu befriedigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Mensch ein Freund oder Feind ist. In Ihrer Haut möchte ich nicht stecken, Mister Döring.«
    »Das brauchen Sie auch nicht.« Er streckte uns die Hände entgegen.
    »Wenn Sie einen Haftbefehl haben, okay, dann nehmen Sie mich mit. Wenn nicht, verlassen Sie mein Büro.«
    »Wir haben keinen Haftbefehl.«
    Frederick Döring stand auf. »Gut, damit ist für mich unser Gespräch beendet.«
    Wir konnten nichts machen. Die Warnungen waren nicht auf fruchtbaren Boden gefallen. Was nun folgte, mußte Döring mit sich selbst ausmachen. Er brachte uns auch nicht zur Tür. Von seinem Schreibtisch aus sagte er: »Sollten wir uns noch einmal unterhalten, wird mein Anwalt natürlich bei diesem Gespräch zugegen sein.«
    »Das bleibt allein Ihnen überlassen«, sagte ich. »Gut.«
    Wir gingen und betraten das leere Vorzimmer. Die Sekretärin hatte es verlassen, hatte aber die Papiere auf ihrem Schreibtisch zurückgelassen.
    Sie würde wiederkommen und wahrscheinlich zusammen mit ihrem Chef an einem neuen Plan basteln.
    Suko war sauer. Ich sah es ihm an. Er schaute verbissen zu Boden. »Ein Schlag ins Wasser, John«, flüsterte er, als wir das Vorzimmer verlassen hatten und in einem
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