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Leichentanz

Leichentanz

Titel: Leichentanz
Autoren: Jason Dark
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sein«, sagte ich.
    »Okay, John, aber wo stecken unsere Freunde?«
    »Immer dem Geruch nachgehen. Wie bei einer alten Toilette.«
    »Spaßvogel.«
    So spaßig war es nun nicht, und mein Vorschlag war der beste. Wir mußten uns wirklich am Geruch orientieren, und der war tatsächlich an bestimmten Stellen intensiver. Besonders vor einem sackähnlichen Vorhang. Als Suko ihn zur Seite zerrte, fiel unser Blick auf eine schmale Steintreppe mit hohen Stufen.
    »Der Keller, wie wahr!« flüsterte mein Freund.
    Ich schnüffelte, und es gab für mich keinen Zweifel, daß die Ghouls sich in den dunklen Kellerräumen versteckt hielten. Suko ging als erster die Treppe hinab, ich folgte ihm und spürte Spinnweben durch mein Gesicht streichen, als würden mich dünne Geisterfinger begrüßen.
    Suko war am Ende der Treppe stehengeblieben. Er schaute sich um, ohne etwas Auffälliges zu entdecken. Nicht weit entfernt befand sich eine alte Waschküche. Von dort wehte uns der eklige Geruch intensiver entgegen. Mein Freund nickte. »Ich denke, wir sollten uns den Waschraum mal aus der Nähe anschauen.«
    Der Vorschlag war gut, nur hatten wir Pech, denn kein Ghoul hielt sich in einem der viereckigen Bottiche verborgen. Wohl stolperte ich über einen herumliegenden Gullydeckel. Die Öffnung befand sich direkt daneben.
    Ich hatte Glück gehabt, daß ich nicht hineingetreten war. Ich leuchtete in die Tiefe.
    Glitzerte mir Nässe entgegen, oder bewegte sich dort unten jemand?
    Jedenfalls verschlug mir der Gestank den Atem, und ich wußte nun, welchen Fluchtweg die Ghouls genommen hatten.
    »Mist, die sind weg!«
    Verfolgen konnten wir sie nicht, denn die Öffnung war einfach zu klein.
    Da hätten wir uns schon in schleimige Schlangen verwandeln müssen, und das war nicht möglich.
    Als wir dann genauer hinschauten, entdeckten wir die Schleimspuren an den Rändern. Sie waren frisch, nichts war mehr eingetrocknet, und wir hockten da wie zwei kleine Jungen, denen man die Weihnachtsgeschenke wieder abgenommen hatte.
    »Tja, und jetzt?« fragte Suko.
    Ich hob die Schultern.
    »Eine Chance haben wir noch.«
    »Welche denn?«
    »Beauty Cosmetics. Mal schauen, was gewisse Verantwortliche zu den Vorwürfen sagen.«
    Ich war einverstanden, denn Sukos Vorschlag sah ich als den letzten Strohhalm an…
    ***
    Er hatte es geschafft!
    Trotzdem verfiel Frederick Döring in keinen großen Jubel, als er in die Tiefgarage rollte und seinen Jaguar auf den für ihn reservierten Parkplatz abstellte.
    Er war ihnen entwischt. Er war einem grausamen Schicksal entkommen, einem Tod, wie er nicht schrecklicher hätte sein können, ermordet von Ghouls und später…
    Daran wollte er nicht denken. Vorsichtig öffnete er die Fahrertür. Er wollte nicht gesehen werden. Ziemlich am Ende war er, schmutzig und stinkend. Döring quälte sich aus dem Fahrzeug. Und jetzt, wo der Schock des Erlebten nachließ, da konnte er sich wieder mit sich selbst beschäftigen, und da spürte er auch die Schmerzen. Sie malträtierten seinen Rücken, und sie waren stechend und brennend zugleich.
    Er wollte sich gerade aufrichten, es war nicht zu schaffen. Nur leicht gebückt konnte er stehen, da ließ sich das Brennen ertragen. Er schloß den Wagen ab, hörte Stimmen und versteckte sich hinter einem Pfeiler, nicht weit von seinem privaten Lift entfernt. Es waren zwei Mitarbeiter der Firma, die in einen Wagen stiegen und wegfuhren.
    Fred Döring atmete auf. Die wenigen Schritte zum Lift fielen ihm schwer.
    Er ging sehr steif, trotzdem leicht gebückt, und wenn er die Luft einsaugte, dann roch er den widerlichen Gestank der Ghouls, der in seiner Kleidung hing. Er brauchte unbedingt eine Dusche und frische Kleidung. Beides würde er in wenigen Minuten haben, denn zu seinem Büro gehörte der Luxus eines kleinen Bads und auch ein gefüllter Kleiderschrank.
    Im Lift hing ein Spiegel, in dem sich der Manager betrachten konnte. Als er sein Gesicht sah, erschrak er über sich selbst. Er mußte sich erst klarmachen, daß es kein Fremder war, der ihn da anschaute, sondern er selbst, gezeichnet von den Erlebnissen, die hinter ihm lagen und ihn hatten altern lassen.
    Die bleiche Farbe, die Falten, die wie ein graues Muster wirkten. Der Schmutz auf der Kleidung, auch in den Haren und sein flackernder Blick, der noch immer etwas von der Furcht zeigte, die in ihm steckte. Er strich über das dünne Haar und bekam kaum mit, daß die Kabine stoppte und sich die Tür öffnete.
    Er konnte aussteigen, stand in
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