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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
Autoren: Bernhard Aichner
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Stand gehört mir, du kannst damit machen, was du willst. Einer kann gut davon leben.
    – Das ist doch völlig schwachsinnig.
    – Hanni würde es gut finden, wenn du für sie weitermachst.
    – Ach, das bringt doch nichts, Max.
    – Für Hanni hat’s gereicht.
    –
    –
    – Das kann ich nicht, Max.
    – Dann gib dein Haus auf und hör auf zu jammern.
    – Niemals.
    – Dann wird dir wohl nichts anderes übrigbleiben.
    Es ist Nacht am Strand. Max ist vor Baroni auf und ab gegangen, er hat fieberhaft überlegt, welche Alternativen er ihm noch vorschlagen könnte, wie er ihm helfen könnte, was er für ihn tun könnte, aber es bleibt nichts. Baroni will im Dorf bleiben, er muss, seine Wohnung in Wien gibt es nicht mehr, und seine Ex-Frau wird ihn auch nicht aufnehmen. Auch sie hat bereits angeklopft, sagt er, sie hat Angst um die monatliche Überweisung für die Kinder, sie verteufelt ihn. Noch mehr als sonst.
    Baroni und Max. Wie sie sich auf die kleine Terrasse vor Max’ Bungalow setzen und essen. Verzweifelt der Reis in Baronis Mund und der Duft von Würsten in seinem Kopf. Er ist in die stille Welt von Max eingebrochen, mit schwerer Stimme bringt er die Wirklichkeit zurück, er drückt Max die Schuhe in die Hand. Seit vier Monaten ist er barfuß, seit vier Monaten ist da nur Ebbe und Flut, kleine Wellen, große Wellen, Geckos in der Nacht. Nichts sonst.
    Während Baroni den Reis hinunterschlingt, verabschiedet sich Max. Von den schäbigen Holztischen, von seiner Hütte, von seinem Plastikstuhl, von dem Blick auf das Meer, der so guttut, der ihn aus dem Loch holte, in dem er sich verkrochen hatte. Bald werden sie in einem Flugzeug sitzen, bald wird er in Schuhen über Asphalt gehen, er wird seine Wohnungstüre aufsperren. Er wird Tilda wiedersehen, sein altes Leben wiederhaben, seine Arbeit, seine Schaufel, er wird Gräber ausheben, Hecken schneiden, er wird Blumen auf Hannis Grab legen. Er wird weiterleben. Ohne sie. Und er wird versuchen, ein guter Freund zu sein.
    Zwischen Strand und Wirklichkeit. Irgendwo unter Palmen.
    Max und Baroni.
    Du musst das nicht tun, sagt er.
    Doch, ich muss, sagt Max.

Zwei
    Es war schlimmer, als Max gedacht hatte. Viel schlimmer.
    Da war nichts mehr. Baronis Haus war leer, keine Möbel, keine Couch, kein Bett, nur eine alte Matratze am Boden. Einsame Marmorböden, die Designervilla war am Ende, Baronis Zuhause hatte begonnen sich aufzulösen. Baroni schämte sich, nur ungern ließ er Max Zeuge seines Untergangs werden. Widerwillig sperrte er die Tür auf, und Max schob ihn in den Fahrstuhl. Mit dem Lift nach oben in das ehemalige Reich des Fußballhelden, durch die schwere Eichentür in die Wirklichkeit.
    Sie hatten noch vier Tage am Strand verbracht, dann sind sie aufgebrochen, Max voller Zuversicht, Baroni kleinlaut und verzweifelt. Dass Baroni Hilfe brauchte, kam Max gerade recht, dass er in seinem leeren Zimmer stand und ihn mit fragenden Augen anstarrte. Max hatte jetzt eine Aufgabe, es hatte ihm die Rückkehr erleichtert. Baronis Abstieg war ein guter Grund, mit dem Leben, so wie es gewesen war, einfach weiterzumachen. Wenn Baroni nicht gekommen wäre, wäre er noch geblieben, länger, er hätte Tilda nicht wiedergesehen, zumindest nicht so schnell. Er hätte auf ihre warme Umarmung noch länger warten müssen, auf ihr Lachen, auf ihr Herz, das laut war in jedem Wort und ihm sagte, dass es immer für ihn da war. Max hätte sich noch länger verkrochen, sich in Thailand versteckt, er hätte sich weiter seinem Schmerz hingegeben, hätte die Gedanken an Hanni, die mit jedem Tag kleiner wurden, immer wieder zum Leben erweckt. Er hätte die Erinnerungen immer wieder von unten nach oben geholt, er hätte mit ihnen weitergelebt, anstatt mit Tilda und Baroni, dort, wo er zuhause war. Dank seinem Freund flog er zurück.
    Vor fünf Stunden kamen sie an. Tilda war am Flughafen, das Friedhofswärterhaus wartete auf ihn, seine Terrasse, seine Wohnung im ersten Stock, alles, was er zurückgelassen hatte. Jetzt ist es wieder da. Max Broll ist zurück. Der Totengräber. Er übernimmt wieder seine Aufgaben, er wird wieder Löcher graben, er wird den Friedhof in Ordnung halten und er wird in der Sauna schwitzen. Er hat die kleine Blocksauna vermisst, seine Oase im Friedhofsgarten. Vier Monate lang kein Aufguss, vier Monate lang keine Saunarunde, kein Dorftratsch, vier Monate war er allein in Gedanken.
    Jetzt nicht mehr.
    Sie gehen über den Dorfplatz.
    Max wird Baroni davon überzeugen. Von
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