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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
Autoren: Bernhard Aichner
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aneinander.

Drei
    Wie normal alles sein konnte.
    Wie gut der Alltag tat. Wie wenig man brauchte. Max. Wie schön sein Bett war, seine Küche, sein Dielenboden, der Blick hinunter auf den Friedhof. Tildas Wohnung im Erdgeschoss, ihre Eckbank, ihre Rindsuppe. Was sie sagte. Wie er wieder zuhause angekommen war, sich einfügte. Und wie auch Baroni das versuchte. Wie er dem Spott zum Trotz den Würstelstand neu eröffnete, wie er sich auf die unterste Stufe stellte und Bescheidenheit lernte. Jeden Tag ein Stück mehr. Obwohl sie ihn auslachten, ihn provozierten, sich ununterbrochen über ihn lustig machten, er blieb ruhig, er nahm ihr Geld und lächelte. Manchmal erzählte er sogar Fußballgeschichten, er ließ die kleinen Dörfler an der großen Welt schnuppern, er erinnerte sich zurück, an die Spitzenclubs, an seine Erfolge, an die goldenen Zeiten, in denen Geld nicht wichtig war, in denen er es hemmungslos ausgab, damit um sich warf. Wehmütig sehnte er sich danach zurück, während er Kleingeld zählte.
    Seit zwei Monaten sott Baroni Würste. Seit zwei Monaten war Max wieder Totengräber, alles hätte so bleiben können, nichts hätte sich verändern müssen, der Plan, Baronis Schulden langsam abzutragen und eine Weile mit wenig glücklich zu sein, war gut. Max glaubte an ein gutes Ende, an einen neuen Anfang, an ihre Freundschaft. Bis Baroni ihn anflehte, sofort aus der Sauna zu kommen.
    Neunzig Grad. Wie sehr Max sich darauf gefreut hatte, das Wasser auf dem Ofen, das Geräusch, das das Holz machte. Wie es abbrannte. Einfach nur daliegen, sich spüren. Wie schön es war. Sein Garten, seine Sauna, seine kleine Welt. Wie sehr er es genoss. Wie überrascht er war, als Baroni plötzlich aufgeregt in der Tür stand.
    Er redet auf Max ein, er müsse mit ihm reden, dringend, es könne nicht mehr warten, keine Sekunde mehr. Baroni zog Max einfach aus der Sauna und schubste ihn vor sich her durch den Friedhofsgarten, er ließ nicht locker, er bestand darauf, Max hatte keine andere Wahl. Baroni schob ihn die Treppen hinauf in sein Wohnzimmer und begann zu erzählen. Langsam, zögerlich, er stotterte herum, während Max in sein Handtuch gewickelt vor einem großen Karton stehenblieb.
    Max verstand es nicht. Baronis schockiertes Gesicht, seine Aufregung, er ahnte nicht, was so wichtig sein konnte, er starrte Baroni nur an, er verstand kein Wort von seinem Gestammel, und als Baroni gar nichts mehr sagte, wurde Max ungeduldig. Er wollte zurück in die Sauna, er musste danach noch ein Grab ausheben, er wollte den Nachmittag genießen, allein sein, schwitzen, mehr nicht.
    – Was um Gottes willen ist los, Baroni?
    – Du musst mir noch einmal helfen, Max.
    – Das kann warten. Ich will zurück in die Sauna.
    – Kann es nicht.
    – Du kannst mich mal, es reicht. Geh lieber und sperr den Stand auf, du solltest längst offen haben.
    – Das ist jetzt nicht wichtig, Max.
    – Doch, Baroni. Du kannst nicht einmal offen haben und dann wieder nicht, deine Fans verlassen sich auf dich, die wollen ihre Wurst, verstehst du? Also, lass mich jetzt in die Sauna gehen und leg endlich deine Würste ins Wasser.
    – Es ist wirklich wichtig, Max. Sehr wichtig.
    – Was ist denn? Bitte, Baroni, mach den Mund auf. Ich muss dann noch ein Grab ausheben, ich bin spät dran.
    – Du musst dich jetzt hinsetzen, Max.
    – Auf den Boden, oder was?
    – Ja, auf den Boden, Max, du musst jetzt ganz ruhig bleiben, entspann dich, du musst mir jetzt gut zuhören. Du darfst jetzt nicht durchdrehen.
    – Von mir aus. Ich sitze. Und ich höre. Jetzt hör auf, es so spannend zu machen.
    – Willst du etwas trinken?
    – Ich will meine Ruhe, Baroni, Sauna und graben, mehr nicht. Rede. Bitte.
    – Ich habe zwanzigtausend Euro vor meiner Tür gefunden.
    – Was hast du?
    – Du hast richtig gehört.
    – Blödsinn.
    – Kein Blödsinn.
    – Du hast zwanzigtausend Euro vor deiner Tür gefunden?
    – Ja.
    – Wann?
    – Vor drei Tagen.
    – Bist du wahnsinnig? Und du sagst kein Wort?
    – Nein.
    – Bist du blöd, oder was?
    – Es tut mir so leid, Max, ehrlich. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie ist das alles einfach passiert.
    – Du verarschst mich.
    – Nein, das tue ich nicht.
    – Vor deiner Tür lagen zwanzigtausend Euro?
    – In einem Kuvert, alles Fünfhundert-Euro-Scheine.
    – Wenn du mich verarschst, rede ich nie wieder ein Wort mit dir.
    – Du kannst mir wirklich glauben, Max.
    – In einem Kuvert, vor deiner Tür?
    – Genau.
    – Und sonst
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