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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
Autoren: Bernhard Aichner
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verloren.
    Bis nichts mehr da war, sagt er.
    Für das Flugticket hat er die goldenen Manschettenknöpfe seines Vaters versetzt.
    Ich kann nicht mehr, sagt er. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, wo ich hin soll.
    Du musst mir helfen, sagt er.
    Was kann ich tun, fragt Max.
    Baroni weiß es nicht. Er schüttelt nur den Kopf und beantwortet eine Frage nach der anderen. Er erzählt, dass sich die Boulevardmedien auf ihn gestürzt haben, dass sie ihn vorgeführt haben, dass sie sich die Mäuler zerreißen über ihn.
    Fußballstar in Nöten. Der Zockerkönig. Der Fall des Johann B., Baronis Absturz. Baronis Ende.
    Max trinkt. Lange, stille Schlucke. Der vertraute Geschmack wieder in seinem Mund. Sein Freund neben ihm. Er kann kaum glauben, dass Baroni am Boden liegt, dass sie ihn angezählt haben. Die ganze Welt war überzeugt davon gewesen, dass Baroni in seinem Leben nie wieder hätte arbeiten müssen, er war einer, der es geschafft hat, einer, den man beneidet. Dass Baroni ein Spieler ist, dass er alles, was er besaß, einfach verloren hat, das ist unvorstellbar.
    Wie er jetzt dasitzt. Wie klein er ist. Wie sehr sich Max freut, ihn zu sehen. Und wie leid er ihm tut. Sein Freund, der alles für ihn getan hat vor knapp einem Jahr. Baroni. Wie verzweifelt er ist, wie er nach Hilfe schreit, fast lautlos, beschämt.
    Thailand. Stundenlang in den grünen Sesseln, stundenlang im Paradies, verzweifelt, ohnmächtig.
    Max trinkt. Er spürt die vertraute Welle, die ihn überschwemmt, die Leichtigkeit, den Alkohol, der den Himmel noch schöner macht. Die kleinen roten Wolken. Wie es dunkel wird. Wie der Sand schwarz wird vor ihnen, wie das Wasser kommt und geht. Im Hintergrund Musik. Wenn das Unglück nicht aus Baronis Mund kommen würde, wäre das Leben endlich wieder gut. Tränen, die gehen, Freundschaft, die kommt. Max und Baroni. Sein Mund. Wie er sich bewegt, wie er immer weiter erzählt, alles, was passiert ist, wie Max nicht aufhört zu trinken. Bier, Chang. Der grüne Elefant auf dem Etikett. Er überlegt nicht. Er hat es längst beschlossen, er wird mit ihm kommen, er wird mit Baroni zurückfliegen. Er wird für ihn da sein. Egal wie, egal wie lange. Egal, was kommt. Er ist es ihm schuldig.
    – Mach dir keine Sorgen, Baroni.
    – Doch, Max, ich mach mir Sorgen.
    – Das bekommen wir schon hin, irgendwie schaffen wir das.
    – Ich gehe unter, Max.
    – Du kannst schwimmen, mein Freund.
    – Es tut mir so leid. Dass ich hier bin. Dass ich dir zur Last falle.
    – Spinnst du?
    – Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Es wurde immer schlimmer.
    – Ich komme mit dir zurück, und dann lösen wir dein Problem.
    – Wie?
    – Weiß ich noch nicht.
    –
    –
    – Danke, Max.
    – Weinst du?
    – Nein.
    – Doch, du weinst.
    – Nein, ich habe nur Hunger.
    – Und wenn du Hunger hast, weinst du?
    – Das wird nicht wieder, Max. Ich habe übertrieben, ich habe alles kaputtgemacht, Max.
    – Uns fällt schon etwas ein.
    – Ich glaube nicht an Wunder, Max.
    – Du wirst wohl wieder arbeiten müssen.
    – Ich bin die Witzfigur der Nation, die wollen alle nichts mehr von mir wissen.
    – Du wirst das erste Mal richtig arbeiten müssen.
    – Ich bin Fußballer, Max.
    – Du könntest Trainer werden.
    – Zu spät. Keine Lizenz, keine Erfahrung. Mich will niemand, glaub mir.
    – Kommentator?
    – Glaubst du, die wollen den Zocker im Fernsehen, den Pleitenkönig?
    – Was kannst du noch?
    – Nichts.
    – Blödsinn.
    – Mein Ruf ist im Arsch. Du kannst dir nicht vorstellen, was die mit mir gemacht haben in den letzten Monaten. Die haben alles ausgepackt, was ich falsch gemacht habe in den vergangenen zwanzig Jahren.
    – Und da ist einiges zusammengekommen, was?
    – Das ist nicht witzig, Max.
    – Tut mir leid.
    – Vielleicht ist es am besten, wenn wir in Thailand bleiben. Der Himmel ist wirklich wunderschön hier.
    – Ich wüsste da etwas.
    – Ich werde keine Leichen vergraben, Max.
    – Das meine ich nicht.
    – Was dann?
    – Viel besser.
    – Was?
    – Hannis Stand. Du kannst die Würstelbude haben. Ab nächster Woche bist du der neue Pächter, wenn du willst. Für umsonst.
    – Bist du blöd, oder was?
    – Ich meine es ernst, das ist die Lösung.
    – Die viele Sonne hat dir nicht gutgetan. Ich verkaufe doch diesen Dorfproleten keine Würste. Nicht in hundert Jahren.
    – Warum denn nicht?
    – Weil ich Fußballer bin.
    – Das ist ja das Problem, Baroni.
    – Das kann nicht dein Ernst sein, Max.
    – Doch, der
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