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Leichensee

Leichensee

Titel: Leichensee
Autoren: Peter Mennigen
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lächerliche wie sinnlose Tat könnte Ihr Leben retten?« Er packte die halb Bewusstlose am Kragen und zog ihren Oberkörper in eine aufrechte Position. Seine andere Hand, die das Hackbeil hielt, holte zu einem tödlichen Schlag aus.
    Decker schloss die Augen und erwartete ihr Ende.
*
    Dreißig Schritt entfernt preschte Cotton aus einem Waldstück und erfasste blitzschnell die Situation. Im Laufen riss er die Kimber aus dem Schulterhalfter und zielte mit ausgestrecktem Arm auf Carnahan. Dabei beeinträchtigte nicht nur das Laufen die Treffsicherheit, eine Windböe wirbelte Pulverschnee empor. Die Schneewolke hüllte Carnahan und Decker ein und raubte Cotton die klare Sicht.
    Decker vernahm einen Schuss. Eine Kugel traf den Serienmörder in die linke Schulter und warf ihn nach hinten. Mit einem dumpfen Laut schlug er auf, wobei ihm das Hackbeil aus der Hand flog. Stöhnend wälzte er sich im Schnee. Das Gesicht vor Schmerz verzerrt, presste er eine Hand auf seinen blutenden Oberarm.
    Keuchend kam Cotton herangelaufen.
    »Cotton, dieser Mistkerl ist der Dünenmörder«, stieß Decker hervor.
    »Ich weiß. Ich bin so schnell gekommen wie möglich.«
    »Wie haben Sie es herausgefunden?«
    »Der Deputy im Sheriff’s Office hat mir den entscheidenden Hinweis gegeben.«
    »Und welchen?«
    »Carnahans Akne. Auslöser für die Ekzeme sind im Sand eingelagerte Giftstoffe, die es nur dort gibt, wo er die Leichen entsorgt hatte.«
    »Dieser Mistkerl hat uns die ganze Zeit an der Nase herumgeführt.«
    »Genauso wie früher die Mordkommission von Boston und das FBI. Aber jetzt haben wir ihn.« Er ergriff Deckers Hand und half ihr beim Aufstehen. »Hat er geredet?«
    »Ja«, sagte Decker. »Er hat alle Morde gestanden. Einschließlich dem an Amy.«
*
    Carnahan robbte sich durch den Schnee. Obwohl die Schulterverletzung seine Bewegungen erschwerte, erreichte er die Mordwaffe und packte sie mit der Rechten.
    Cotton bemerkte die Gefahr und sprintete los. Carnahan rappelte sich auf. Mit Schwung hieb er nach heranstürmenden G-Mans schnellen, der gerade noch rechtzeitig zur Seite auswich, sonst hätte sich das Beil tief in seine Brust gegraben. Blitzschnell duckte er sich unter den nächsten Hieb und schmetterte seinem Gegner die Faust ins Gesicht. Carnahan taumelte nach hinten und sank zu Boden. Das Hackbeil immer noch umklammernd, versuchte er wieder auf die Beine zu kommen.
    »Na los.« Cotton stand breitbeinig über ihm, die Kimber mit beiden Händen gepackt, die Mündung auf die Stirn des Killers gerichtet. »Greifen Sie mich an. Geben Sie mir die Gelegenheit, die Welt von einem Stück Dreck zu säubern.«
    Carnahan überlegte kurz, dann ließ er die Waffe fallen. Cotton packte ihn am Kragen und riss ihn auf die Beine.
    »Amy stand am Anfang ihres Lebens«, sagte er mit heiserer Stimme. »Sie ist tot, und du Abschaum lebst. Sollte es eine Hölle geben, wirst du hoffentlich ewig darin brennen.«
    »Bringen wir ihn erst mal zum Sheriff«, sagte Decker. »Der kann ihn wegsperren, bis ihn das FBI abholt.«
    »Für den Transport müsste ich erst mal den Impala aus dem Graben bekommen. Notfalls muss ich bis zum nächsten Haus gehen und mir dort einen fahrbaren Untersatz ausleihen. Das könnte ein paar Stunden dauern.«
    »Was machen wir solange mit dem Kerl? Ich habe keine Handschellen dabei.«
    »Dann nehmen wir seine Schnürsenkel«, antwortete Cotton. »Hat bei Dodson auch geklappt.«
    »Sollten wir vorher nicht seine Wunde verarzten?«
    »Es genügt, wenn der Sheriff nachher diesen Doktor Millner ruft. Um Sie mache ich mir mehr Sorgen. Es wäre besser, wenn der Doc mal einen Blick auf Ihre Kopfwunde wirft.«
    Decker wollte etwas antworten, bekam aber plötzlich kein Wort mehr heraus.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Cotton besorgt.
    »Alles bestens …« Deckers Stimme verlor sich zu einem Flüstern, ehe sie bewusstlos in seine Arme sank.

15
    Am Tag von Amys Beerdigung prasselte ein von Windböen gepeitschter Regen über Chappaquiddick hinweg. Tiefgraue Wolken begleiteten das unfreundliche Wetter. Wie zum Ausgleich hatten sich die Temperaturen gestern im zweistelligen Plusbereich eingependelt. Das Tauwetter bedeutete für die Inseln auch ein Ende der Isolation. Inzwischen verkehrten die Fähren und Flugzeuge wieder planmäßig.
    Früh am Vormittag hatten sich die Einwohner von Chappaquiddick auf einem kleinen Friedhof am Ortsrand eingefunden. Cotton war alleine gekommen, um Amy die letzte Ehre zu erweisen. Decker hatte
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