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Leichensee

Leichensee

Titel: Leichensee
Autoren: Peter Mennigen
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seine Adresse und eine Wegbeschreibung auf.«
    Er eilte die Treppe hinunter in den Wohnbereich. Wenige Minuten später passte er Cotton an der Haustür ab und drückte ihm eine Notiz mit der Adresse des Doktors in die Hand.
    Der Special Agent steckte den Zettel ein und verließ das Haus.

13
    Cotton wendete den Wagen und fuhr Richtung Chappaquiddick. Auf der Fahrt beschlich ihn das zwiespältige Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung sei. Einerseits war er davon überzeugt, dass er Amys Mörder gefasst hatte, andererseits gab es die leise Stimme eines Zweifels.
    Auf halber Strecke erwachte der Gefangene auf der Rückbank aus seiner Bewusstlosigkeit.
    »He, was soll das?«, presste Dodson hervor und arbeitete sich in eine aufrechte Sitzposition. »Ich habe nichts Ungesetzliches getan, Mann.«
    »Wirklich?« Cottons Stimme triefte vor Sarkasmus. »Hat Ihnen noch keiner erzählt, dass Mord ungesetzlich ist? Dafür werden Sie Ihr Leben lang hinter Gittern schmoren. Und danach in der Hölle, falls Sie daran glauben.«
    »Ich habe niemanden ermordet!« Wütend zerrte Dodson an den Fesseln.
    »Gestatten Sie mir einen kleinen Hinweis«, kommentierte Cotton seine Bemühungen gelassen. »Falls Sie sich von den Fesseln befreien, müsste ich Sie erschießen. Das würde mir nicht mal leidtun, also machen Sie ruhig weiter.«
    »Was?« Erschrocken stellte Dodson seine Befreiungsversuche ein. »Ich habe nichts getan!«
    »Ja, das sagen die meisten Mörder bei ihrer Festnahme. Sobald die Fähren wieder fahren, werden Sie nach New York gebracht. Beim dortigen FBI hat man Erfahrung darin, jemanden wie Sie auf den Weg der Wahrheit zu führen.«
    Dodson legte den Kopf in den Nacken und schrie: »Verdammt noch mal, ich bin unschuldig! Sie haben den Falschen!«
    Cotton musterte ihn im Innenspiegel. Ein paar Sekunden lang hielt Dodson dem stahlharten Blick des G-Mans stand, dann senkte er die Lider.
    »Ob Sie’s glauben oder nicht, ich habe Amy geliebt«, sagte er leise.
*
    In Chappaquiddick war die Tür des Polizeireviers abgeschlossen. Cotton klopfte mit der Faust dagegen. Kurz darauf öffnete ihm einer der Deputys.
    »Agent Cotton?«, staunte der Mann. »Was wollen Sie denn hier?«
    »Sheriff Pearce sprechen. Ist er da?«
    »Nein. Ich habe heute Vormittag alleine Dienst. Kann ich Ihnen vielleicht helfen?«
    »Ja.« Cotton versetzte seinem Gefangenen einen Stoß, worauf der durch die Tür in das Revier stolperte. »Ich bringe Ihnen Amys Mörder.«
    Vor Aufregung geriet der junge Deputy ins Stottern: »W-Wirklich? Und … Äh, was machen wir jetzt mit ihm?«
    »Was halten Sie von einsperren?«
    »Ich bin kein Mörder«, schrie Dodson auf dem Weg zum hinteren Bereich des Büros.
    Ohne den Einwand zu beachten, zerrte der Deputy ihn energisch in eine der beiden Zellen und schloss ihn darin ein. Cotton gab dem jungen Polizisten noch ein paar Hintergrundinformationen für den Sheriff, was die Ergreifung des Gefangenen betraf, und verabschiedete sich dann. »So, jetzt muss ich noch zu Doktor Millner. Er hat doch heute Vormittag Sprechstunde, oder?«
    »Ja, natürlich.« Der Deputy setzte sich an seinen Schreibtisch, ergriff eine halb volle Flasche Mineralwasser und kippte den Inhalt in ein Glas. »Augenblick noch, ich zeige Ihnen den Weg.«
    »Nicht nötig, ich habe eine Wegbeschreibung, deshalb …« Cotton stutzte plötzlich. »Was ist denn mit Ihrer Haut passiert? Die ist ja krebsrot.«
    »Ach, das.« Der Deputy pulte eine Tablette aus einem Medikamentenröhrchen und warf sie in das Wasserglas. »Ist bloß ein Hautausschlag. Juckt aber teuflisch. Keine Sorge, ist nicht ansteckend.«
    »Damit sollten Sie trotzdem zum Arzt.«
    »War ich heute Morgen schon.«
    Der Deputy erzählte, der Ausschlag sei im Verlauf der vergangenen Nacht wie aus dem Nichts bei ihm aufgetreten. Zunächst war er von einer allergischen Reaktion auf ein Nahrungsmittel ausgegangen. Da ihnen Sheriff Pearce wegen des Einsatzes vergangene Nacht bis zum Mittag freigegeben hatte, hatte er die Zeit für einen Besuch bei Doktor Millner genutzt. Beim Verlassen der Praxis traf er Sheriff Pearce und den zweiten Deputy im Wartezimmer. Beide litten seit vergangener Nacht ebenfalls an dem Hautausschlag.
    »Und was ist das jetzt genau?«, wollte Cotton wissen. »Nesselfieber oder so etwas?«
    »Der Doktor meint, es sei Chlorakne. Er hat mir ein Mittel dagegen verschrieben.« Der Deputy hielt demonstrativ das Glas hoch, in dem sich die Tablette sprudelnd im Wasser auflöste. »In
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